Samstag, 24. August 2013

Bali Nyonga Hausa – auf ins Njenka!



Das Ankunftsseminar war die Lite-Version Kameruns, und darüber bin ich jetzt im Endeffekt ziemlich froh. Auch wenn ich im Freibad gerne einfach ins kalte Wasser springe, hätte ich mich ohne dem sanften Duschen davor in Kamerun wahrscheinlich schön auf die Nase gelegt.
In kleinen Dosen und immer mit einer "Führerin" dabei, die Fragen beantwortete und mich und meine Mitfreiwilligen für einige Situationen sensibilisierte, lernte ich die Art- und Weise mich zu verhalten und mit den Menschen in Kamerun zu interagieren langsam und sicher kennen. Es gibt Dinge, die sind ein Unding in Kamerun, die mir nie einfallen würden, andererseits gibt es Dinge, die sie gerne sehen und eben Dinge über die sie sich gar kein Kopf machen, wir aber eben schon.

Dazu eine kleine Liste über die eben genannten Dinge, die wir beachten können, die uns nahegelegt wurden im Verlauf des Seminars:
          Don'ts:
·         Fußkettchen (Tragen oft Prostituierte und ist ein Zeichen dafür)
·         Flip-Flops in der Öffentlichkeit (Saubere Schuhe sind Kamerunern sehr wichtig, deshalb ist es saubere, feste Schuhe in der Öffentlichkeit zu tragen, symbolisiert Hygiene und Reichtum. Flip-Flops sind keine richtigen Schuhe)
·         Schlabberhosen (Schlabberhosen sind für Zuhause und gehören nicht in die Straßen)
·         Rauchen in der Öffentlichkeit (Rauchern sagt man nach, auch Drogen zu nehmen. Das ist aber streng verschmäht, da Drogen vom wahren Leben ablenken.)
          Don't Worry:
·         Kurz und Knapp und ausgefallen (Frauen wollen zeigen was sie haben, da wird nichts verschleiert oder kaschiert. Eine Frau will auffallen)
·         Ein weißer sein (Die Kameruner sind seeehr interessiert in uns. Ich wurde schon oft angesprochen, woher ich denn komme, wie es mir geht, das ich Willkommen bin in Kamerun. Die Menschen hier sind sehr gastfreundlich und auch wenn man hört "Whi'Man" (White Man) ist das nicht auf Weißenhass zurückzuführen, sondern eine Art des Respekts. Außerdem kommen dann viele, besonders Kinder, aus ihren Häusern und begrüßen einen Lieb.)
·         Macht man etwas "Falsch" nehmen die Kameruner das mit Humor, sie wissen das man Neu ist und helfen dir gerne weiter
·         Komm wann du willst und sei Willkommen (Die Kameruner heben Gastfreundschaft auf ein höheres Niveau. Du kannst unangemeldet kommen und bleiben, die Türe steht für Freunde immer offen.)
          Do's:
·         Ältere Menschen werden Respektiert in Begrüßung und Interaktion
·         Traditionelle und Politische Autoritäten werden gleichermaßen respektiert und man muss sich vorstellen und sich mit ihnen gut stellen
·         Bleib Ruhig (Die Kameruner sind alles andere als Aggressiv. Sie lieben die Ruhe und lassen sich gerne für alles Zeit. Komme ich dann als ungeduldiger hektischer Weißer daher lassen sie sich eben noch mehr Zeit. Unruhe ist nicht gern gesehen.)
Ich kann zu den meisten Sachen noch gar nicht viel sagen und kann auch für ihre Richtigkeit nicht bürgen. So trägt eine unserer Nachbarinnen zum Beispiel eine Fußkette, ist aber auf keinen Fall eine Prostituierte. Auch das Rauchen ist in meinem Umfeld kein Problem und es wird nur darauf hingewiesen, dass es ungesund ist. Schicke Flip-Flops werden auch gerne in der Öffentlichkeit getragen, weil sie praktisch und gemütlich sind. Es ist eben schwierig so etwas zu pauschalisieren und es ist auch nicht richtig dies zu tun. Wir sollen es nur beachten und uns darüber Gedanken machen. Den „Kameruner“ gibt es nicht, es ist nur einfacher eine Volksgruppe in bestimmten Klischees einzubinden. Ich versuche hiermit das ganze etwas aufzulockern.

Zwei Fahrer der Rainbow School in Dschang holten uns am Mittwoch, den 21.08.2013, vom Ankunftsseminar in Nkongsamba ab. Der Direktor der Rainbow School hatte sich stark dafür eingesetzt, dass wir, die Freiwilligen, nicht ganz ohne Ahnung und Plan die mehrere Stunden Fahrt zu unseren Projektorten antreten müssen und arrangierte Bus und Fahrer um uns über Dschang nach Bamenda zu fahren, und all das, ohne das einer von uns in seinem Projekt arbeitet. Das ist eine sehr nette Geste und ich denke, dass wir alle mehr als dankbar dafür waren. Die Straßen nach Bamenda waren ... abwechslungsreich. Bergauf, bergab, scharfe Linkskurve, und rechts, dort ein Killerhubbel und hier einer. Ich hätte für die Strecke bestimmt dreimal solange gebraucht, aber Kameruner fahren eben sicher und bestimmt. Sie kennen ihr Auto, die Position der Reifen, Breite und Höhe und nutzen dieses Wissen um nicht lange im Stau zu stehen, sondern eben diese kleine Lücke da zu benutzen um halb am Rand, halb auf der Straße genau dem zu entkommen.
         
Gleich anbei ein wenig zum Verkehr. Der Stärkere hat Vorfahrt! Die Rangliste ist ganz easy: Max, Motorroller, Auto, Bus, Jeep, LKW. Dann gibt es noch Hupe (= Achtung ich komme, pass auf) und Lichthupe (= Geh weg, das ist meine Straße). Ziemlich einfach eigentlich.

Angekommen an einen Busbahnhof in Bamenda, einer riesigen Stadt in North-West Kamerun, also schon dem englischsprachigen Teil Kameruns, trafen wir den Zuständigen für die Greencare-Freiwilligen Hilbert. Hilbert ist ein sehr offener und netter Mensch, der sich dann auch noch bemüht hat, Laura und mich an unseren Treffpunkt mit Patrick zu schicken. Also ging es für Laura und mich weiter durch Bamenda, an einer Tankstelle gabelten wir Patrick, den Leiter von CAMAAY, meinen Chef, auf und fuhren, noch einmal quer durch Bamenda, zu einer anderen Tankstelle an einem großen Kreisel und Geschäftsstraße in Bamenda. Kurz darauf saßen Laura und ich mit fünf anderen Kamerunern in einem Taxi: auf nach Bali!

(Sieben Menschen nehmen also Platz in einem Taxi ein. Drei vorne, inklusive Fahrer, vier weitere Hinten. Wieso? Weil es passt! Die Menschen in Kamerun fahren nicht Auto weil es Spaß macht oder zu zeigen was für ein tolles Auto eine Person alleine fahren kann, sondern es wird benutzt. Sitzplätze, Kofferraum, Dächer werden beladen, mit Menschen, Einkäufen oder auch Tieren, weil es praktisch ist wenige Strecken zu fahren, und weil eine "Strecke" in Kamerun sehr sehr viel größer sein kann. Zusätzlich sind Kameruner, wie ich sie kennengelernt habe, nie gerne allein, in dem Taxi wird geredet, gequatscht und gelacht.)

Zehn Minuten Fahrt in dem Clownstaxi später standen wir dann mit Gepäck und Patrick in Bali, mitten an der Hauptstraße, rechts und links ein kleines Restaurant, eine Apotheke, ein Supermarkt, Essensstände und drei oder vier Bars: "We have to go a little bit, this way."

Dabei eine kleine Zwischenzeile: Der rote Boden ist herrlich! Die reiche grüne Pflanzenwelt ergibt mit dem roten Sand zusammen einen wundervollen Kontrast, und der Weg zu unseren Haus schneidet einen roten Strich in das saftige Grün.
Der Weg von der Hauptstraße zu meinem Haus


Und da steht inmitten der Dämmerung auf einmal ein großes graues Haus mit hohen Mauern und einem schwarzen, schweren Tor. Meine Heimat für mein Jahr in Bali, North-West Kamerun.
Nicht ganz, das ist das Haus der Nachbarn, Missverständnis. Aber noch in eben diesen Mauern, hinter dem genannten großen Haus, ist ein kleineres Bungalow ähnliches Haus, das ist es!
Was haben wir denn alles hier so? Einen schönen Flur, das Wohn- und Esszimmer mit Couch und Musikanlage, eine verhältnismäßig große und europäische Küche, zwei fast identische Zimmer und ein eigenes Bad (wobei die Tür dort mehr als stört. Entweder die Türe ist zu oder das Bad ist kaum zu benutzen. Eine Türe die nach Außen aufgeht hätte es doch auch getan ;-) ) Der Boden des gesamten Hauses ist gefliest, also einfach sauber zu halten. Die Wände sind in hellem Gelb, welches dreckige Finger und andere Abdrücke leider stark anzieht, die Schlafzimmerwände in hellem Türkis, Geschmackssache.
Ausgestattet sind die Räume mit Regalen und Hockern aus starken Ästen, so fühle ich mich wohl! Die Schlafzimmer haben Doppelbetten und große, schicke Schränke. Selbst die Gardinen spiegeln meine Freude wieder und zeigen Feen bei einem Fest oder so. Die Wohnung ist der Traum!
Unser Wohnzimmer, mit Laura als Deko

Mein noch undekoriertes Zimmer, in echt sieht die Farbe nerviger aus.

Unsere Küche. Mittlerweile haben wir noch eine Pfanne und ein Brettchen gekauft.


Und jetzt das "Aber": Wo kommt denn nun das Wasser her? Das fehlt nämlich. Vor "kurzer" Zeit haben Bauarbeiten an einer Straße die Wasserzufuhr für das ganze Viertel gestoppt. Seitdem leben die Menschen hier eben ohne fließend Wasser, für das Wasserrohr fehlen die Gelder. Das scheint aber für die Menschen vor Ort überhaupt kein Problem zu sein, sie helfen einander das Wasser vom Fluss zu ihren Häusern zu bringen, sammeln Regenwasser und sparen eben wo man kann. Die vorherigen Freiwilligen waren so nett und haben eine Menge Wasser vom Fluss in der Küche in unzähligen Wasserflaschen und Kanistern verstaut, das sollte für ein paar Tage reichen. Geht es uns aus, hat unsere Nachbarin uns Hilfe von einem Freund von ihr mit Auto zugesichert. Er wird uns helfen unsere Wasserreserven aufzufüllen.

Überquert man den kleinen Innenhof, in dem sich die Nachbarn mit Freunden und Verwandten zum täglichen Leben treffen, Wäsche waschen, das Essen vorbereiten, Einkäufe verteilen, ober eben wie zu der Zeit in der ich diesen Text schreibe, zum Haare waschen, pflegen und zurechtmachen.

Noch am Abend unserer Ankunft in Bali besuchte und Ernestine mit ihrem Sohn Ferdinand. Ernestine wohnt ca. 20 Meter von uns in einer kleinen Hütte und ist die nette Nachbarin von der uns von den ehemaligen Freiwilligen erzählt wurde. Und sie ist wirklich eine besondere Person. Sie nimmt sich Zeit für uns, erzählt uns vieles über Bali und seine Geschichte, zeigt uns den Markt, die Preise für Tomaten und Okada (Rollertaxi) und vieles vieles mehr.

Jetzt weiß ich auch, dass ich im Viertel Njenka (sprich Djenka) wohne und der         genauere Bereich "keep right" heißt. Hier gibt es ganz ganz witzige aber logische           Namen für Bereiche und Straßen. Keep right heißt keep right, weil ein Schild in der Nähe darauf hinweist die rechte Spur der Straße zu benutzen. Eben einfach und logisch.

Am Abend gab es also noch Reis mit einer Tomatensoße. Dazu Teigbällchen namens "Pof-Pof", aus Weizen und Hefe in Palmöl frittiert. Eben wie unsere Quarkbällchen nur nicht ganz so süß.

Am nächsten Tag dann erst einmal schön Duschen. Nichts da! Kein Wasser. Also Eimer her und improvisieren.
Ernestine rief uns dann an und fragte uns wo wir bleiben, wir wollten doch zum Markt. Also auf, Tasche und Geld eingepackt und zusammen mit ihr zum Markt.
Früchte, Wurzeln, Gemüse, Gewürze, Naturheilmittel, Gerichte, Gebackenes, Dinge zum alltäglichen Leben, Töpfe, Kleidung, und so viele Sachen, mit denen ich noch gar nichts anfangen kann. Man bekommt einfach alles auf dem Markt. Und die Anzahl der Lebensmittel die ich kenne kann ich mit einer Hand abzählen.
Ernestine half uns dann ein paar grundlegende Sachen zu kaufen: Tomaten, Zwiebeln, Kartoffeln, Knoblauch, Brot, Ananas, Spaghetti, Avocados, leckere Stangen aus Gebäck, die nach Erdnüssen schmecken, Passionsfrüchte, Suppengrün, Eier, etc.
Dabei werden die Zutaten immer gestapelt und gehäuft, ein Haufen Tomaten kostet 150F (Franc, 150F = 22ct) ein großer Haufen eben 200F.
Nach besuchen des Palastes und einer schönen Handwerkstatt (Handicraft...), wo Kameruner aus Holz benutzbare Kunstwerke wie Höcker, Stühle, Tische und Dekoration fertigen und dies dort lernen, fuhren wir dann zu viert auf dem Okada zurück nach Hause und beendeten den Tag mit Kochen, Putzen und Schlafen.
Jetzt ist es schon Freitag, morgen kommen Lea und Paul, und ich hoffe ich kann den Text heute veröffentlichen, mal schauen wo das Internetcafé ist.

Liebste Grüße aus Bali

Ein Satz mit X, das war wohl nix, oder wars Max...?
Das Internetcafé jedenfalls hatte ein paar Problemchen uns mit dem World Wide Web zu verbinden, Balianer lieben Bali eben und bleiben gerne dort. Schlecht für mich, ich muss den Text dann wohl ein andermal veröffentlichen. Aber wenn Ihr das hier lest, dann hat es wohl funktioniert. ;-)







3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

N1 greetz from bremen

Anonym hat gesagt…

Sehr schön!Mehr davon!!!Und Bilder:-)Die Steine...

Anonym hat gesagt…

Alles ist gut..Es hat funktioniert. Es hat Spaß gemacht dein langen Text zu lesen. Ich freue mich auf weitere Texte und Fotos. Vielleicht ist bald ein Elefantenfoto dabei.
Muddaliebe