Das sollte ein langer Text
werden, hoffentlich mit vielen Bildern, ich hab seit dem letzten Mal
nämlich eine Menge erlebt und gemacht.
Gehen wir das Ganze
einfach chronologisch durch:
Kumbo
Kumbo, Kumbo, liebes
Kumbo.
Kumbo ist gut drei Stunden
Fahrt von Bali entfernt, vielleicht auch vier, je nach Wetterlage.
Nach Kumbo kommt man eigentlich ganz einfach, man steigt mit den
Leuten aus Batibo in ein Taxi nach Hospital Roundabout in Bamenda,
fährt von da zur Bank um Geld abzuheben, trifft dort einen "netten"
Mann, der einem hilft ein anderes Taxi bis zur Busstation nach Kumbo
zu bekommen, gurkt für 200CFA einmal quer durch die Stadt Bamenda,
um dort zu erfahren, dass die Fahrt nach Kumbo für uns ca. 4500CFA
pro Person kosten sollte, um dann genervt wegzugehen, in einen
fremden Bus inmitten einer Kreuzung einzusteigen, in diesem wilden,
spinnenverseuchten Bus noch einmal quer durch Bamenda, um dann
schließlich mit einem kleinen Trinkgeld von 1000CFA (entspricht zwei
33er Export Bier) von dem Bus in ein Taxi geschleust zu werden und
endlich für die ersehnten 2500CFA zu Acht in einem Auto nach Kumbo
fahren zu können.
Das war dann auch die
erste "Nachtfahrt" für mich, bis wir in dem Taxi saßen,
die letzten acht Zeilen geschehen waren und jenes voll besetzt war,
vergingen Stunden. In der Dämmerung fuhr unser "Small Driver"
dann endlich los und es hieß: Zähne zusammenbeißen, die Fahrt
dauert nur zweieinhalb Stunden.
Small Driver wurde unser
Fahrer genannt, weil er eben ziemlich schmal und klein war, ganz zur
Freude der Person, die mit ihm auf dem Fahrersitz sitzen musste.
Die Zähne wurden
zusammengebissen, weil es in einem Drei-Türer-Auto zu Viert auf der
hinteren Sitzbank auch mit zwei schmalen Mädchen einfach zu eng ist.
Nach den dreieinhalb stündigen Fahrt taten mir jedenfalls alle
Knochen und Muskeln weh, beide Füße und Arme waren eingeschlafen
(ich könnte noch erzählen wie Lea saß: Eine Pobacke auf meinem
Schoß, die andere musste irgendwo an der Wand des Autos halt finden,
anlehnen konnte sie sich nicht, da war schon meine Schulter, etwas
gemütlicher war es dann für sie, einfach abzuschalten und den Kopf
auf die Kopfstütze des Fahrers abzulegen, wären da nicht die
grausamen Huppel und Schlaglöcher, die einem immer wieder die Nase
an der Kopfstütze und den Kopf an der Decke eindellten.) und ich
hatte echt keine Lust mehr durch den Regen zu laufen und unsere
Freunde zu suchen.
Da aber Nachts keine
Taxis, sondern nur noch Mototaxis (in Kumbo werden sie wieder Moto
genannt) fahren, es aber aus allen Löchern regnete und die Straßen
in Kumbo einem die Knochen klappern lassen, ließen wir uns für
weitere 5000CFA bis zum Markt fahren. Da warteten sie auch schon,
Jule, Pauline, Nico und Charlott. Wir hatten es geschafft, was für
ein Tag!
Zu Kumbo gibt es
eigentlich dann nicht mehr viel zu sagen.
Kumbo ist schön, hat eine
schöne Aussicht, zeichnet sich durch Kultur und Feste aus und auf
dem Squares, dem Hauptverkehrspunkt, ist immer etwas los.
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Der Kumbo-Wasserfall |
Wir haben in Kumbo
jedenfalls mal wieder schön den Abend ausklingen lassen, Rum und
Wein getrunken und haben gequetscht wie Sardinen in wenigen Betten
geschlafen. Der Samstag wurde mit einem wundervollen Frühstück mit
einer traumhaften Aussicht und Sonne eingeleitet. Nach der kalten
Dusche ging ich mit Pauline zu ihrer Wohnung im nicht weit entfernten
Shisong, da kam das Sardinengefühl vom Vorabend wieder auf, die
Wohnung ist winzig, aber irgendwie charmant.
Danach trafen wir uns alle
wieder um uns gemeinsam zum nahegelegenen Wasserfall aufzumachen.
Also ging es über Stock und Stein, Feld und Avocadoplantage über
kleine Bäche mit einer wackelnden Holzlatte als Brücke um
schließlich einen gut 20 Meter großen Wasserfall zu entdecken. Das
ist wunderschön, wie man im ersten Moment durch tiefen Regenwald
läuft, um im nächsten Moment inmitten einer kleinen Lichtung die
feuchte Luft und das donnernde Rauschen des Wasserfalls zu bemerken.
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Sorry Dustin, aber ich bin der King hier! |
Dustin und ich konnten es
uns natürlich nicht verkneifen und stiegen ein paar Steine hinauf,
um näher am Ort des Geschehens zu sein, dabei futterten wir eine
Wassermelone und hatten auch schon wieder ein paar Kinder angelockt,
die sich zu uns zu setzen und einfach nur dabei sein wollten.
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Unser Blick vom Frühstückstisch |
Kaum zurück ging es zum
Ausruhen von dem Marsch an Bier und Wein, Patience, eine gute
Freundin von den Kumbo-Freiwilligen, nahm uns in eine Bar mit, wo ein
guter Sänger auftreten sollte (zugegebenermaßen, er kam nicht, man
vermutete er würde vielleicht auftreten).
Daheim, daheim legten wir
uns dann ziemlich rasch schlafen, die Bettsituation wurde etwas
aufgelockert und Sonntag ging es ja schließlich schon wieder zurück.
Der Rückweg war tausend
(in Zahlen : 1000!) mal entspannter, in einem normalen Reisebus und
gefühlt besseren Straßen ging es sanft nach Bamenda zurück,
unterwegs konnten wir ein paar schöne Fotos schießen und kamen
wieder einmal von weit oben in den Bamenda-Kessel eingefahren. Mit
ein bisschen Stau wurden wir dann in Bamenda empfangen, in Bali waren
wir aber in Null-komma-nichts (in Zahlen: 0,nix).
Das war das schöne
Kumbo-Abenteuer.
Homesite
Schon in unserem
Freiwilligenbuch von unseren Vorfreiwilligen stand: Beste Bar/Disco:
Homesite mit DJ Mystical. Das durften wir uns natürlich nicht
entgehen lassen, schließlich ist Homesite direkt am Bali Center und
unsere Nachbarin Ernestine hatte noch eine Cousine im Schlepptau. So
ging es also mal wieder vom Regen begleitet auf ins Homesite, unsere
erste kamerunische Disco. Da jeder in Bali weiß, wo das Homesite
ist, hatte auch unser Okada-Fahrer keine Probleme uns dorthin zu
fahren, wir wurden mit buntem flackerndem Licht und lauter Musik
empfangen, und wie das in der Nähe einer Disco so ist, wurde auch
hier und dort in die Büsche gepinkelt, ich fühlte mich wie zuhause.
Einzig die "Kostüme" sind (für mich) ein wenig
gewöhnungsbedürftig. Während in Deutschland niemals jemand mit
Schlappen, weißen Socken und Shorts einen Tanzsaal auch nur
anschauen würde, heißt es hier: irgendwie ist alles Style!
So kommt es dann auch,
dass einige bei warmen 20° C Außentemperatur im Ruhebereich mit
Wintermantel und Fellkapuze sitzen, Wintermantel muss natürlich
hinterfragt werden, so etwas wie "Winter" gibt es in
Kamerun nicht, wieso also nicht im Club warm anziehen?
Zu den Anziehsachen muss
man noch sagen: sauber sauber! Die Discogänger putzen sich heraus,
mein lieber Mann, die Schuhe glänzen, die Hosen sind sauber, die
Accessoires blinken, und ich trete da ein, matschige Schuhe,
matschige Hose, matschige Jacke, meine Brille voller Regen. Wie
machen die das nur?
Nach einem 0,65 Liter 33er
Export Bier ging es dann auf die Tanzfläche, hier wackelt ein Arsch,
dort einer, eigentlich wackeln da alle, Mann sowie Frau. Und getanzt
wird gerne und ausdrucksvoll, man könnte es vielleicht als Balztanz
und Paarungsversuch deuten, aber es sieht insgesamt sehr gut aus und
einige wollten auch „American Dance“ von mir lernen, während ein
„Madman“ wie ein Flugzeug durch die Tanzfläche surrte.
Bei einigen eher ruhigen
Liedern, erstarren die männlichen Tänzer, und auf einmal bewegen
sich nur ihre Hüften. Das geht ordentlich in die Beine und sieht für
mich doch etwas ungewohnt aus.
Ernestine wurde angetanzt
wie verrückt, auch ihre Cousine konnte kaum Luft schnappen vor
Männlichkeit und hier und da wollten natürlich auch ein paar mit
der Weißen im Club tanzen (ihr ahnt wie auffällig unsere Hautfarbe
in einem Club ist), Ernestine nahm dies meist als Antrieb, mich und
Laura an sich zu reißen und mal hier und dort hauteng mit uns beiden
zu tanzen. Auf die Frage „Ernestine, what should I tell my
Girlfriend?“, lachte sie nur herzhaft.
Wer hätte am Ende
gedacht, dass Max um halb Eins schon müde und ausgetanzt genug ist,
um nach Hause zu gehen? Zugegebenermaßen war es ja aber auch schon
fünf Stunden lang dunkel, das schlaucht.
Der Abend war insgesamt
sehr schön, viele Lehrer waren dort, um den Teachers Day zu
zelebrieren, von dem wir wiedereinmal nichts mitbekommen hatten, wir
haben den netten Studenten Ramsey kennengelernt und hatten viel Spaß
die halbe Nacht lang.
Matterhorn
Der Matterhorn. Er ist
erklommen, der höchste Berg der Alpen. Ein kurzer Flug in die schöne
Schweiz und...
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Da ist Max noch größer als der "kleine" Hügel |
So war die Geschichte,
fast. Matterhorn wird hier ein „Hügel“ genannt, Ferdinand, unser
Nachbar sagte, das wir dort eine schöne Aussicht hätten und auch
den Vorfreiwilligen das Bergchen gefallen hat. Also auf, Kameras
eingepackt und bei schönem Wetter losmaschiert. Ein Freund von
Ferdinand, dessen Namen ich einfach nicht verstanden habe, kam gleich
mit uns mit und Mensch, haben die ein Tempo drauf, mit nichts als
ihren grünen Gummischlappen. Nicht weit von uns, nur 45 Minuten ist
er entfernt, dann steht der doch so kleine Max auf einmal mitten auf
ein paar rutschigen Steinen, links Tod, rechts Tod, unten Tod und
oben ein kleines Lichtlein, wirklich ein kleines, kleines Lichtlein.
Auch wenn ich ganz gerne klettern gegangen bin, so ist Höhe für
mich doch nichts, nach oben schauen ja, nach unten ist aber ganz arg
böse. Da ich bis jetzt aber noch nie ohne Kletterschuhe und bei
Regen geklettert bin, na ihr könnt euch vorstellen, dass mein Puls
mit 220 Schlägen die Minute schlug.
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So gerädert sieht Max dann nach dem Aufstieg aus |
Da der Aufstieg so
aufregend war, konnte man die Aussicht oben angekommen aber erst
richtig genießen. Max war schließlich über Bali und die ganze
Savanne mit ihren Relief, Berg dort und Hügel hier, erblicken. Ein
Traum, bei Sonnenschein müsste man kilometerweit schauen können.
Ich hoffe die paar Fotos
machen das ein bisschen anschaulich.
Auf dem Berg aßen wir ein paar wildgewachsene Guaven, lasst die Finger davon, meine
lieben Leser und Leserinnen, nur so als kleiner Tip.
Der Abstieg mit unzähligen
wilden Guaven mehr, war eine schöne Rutschpartie, sich an den
scharfen Gräsern festzuhalten war da noch die beste Lösung, die
beiden Kinder rannten runter, ich fühlte mich mit meinen 19 Jahren
alt und eingerostet.
Der Matterhorn, eine super
Kurzausflug und eine unbezahlbare Aussicht!
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Der Rotschopf mit Bali im Hintergrund |
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Da geht es ganz steil runter, dafür sieht es so harmonisch aus |
Batibo
Um ehrlich zu sein,
handelt es sich fast jedes Mal wenn ich von Batibo erzähle um
Guzang.
Guzang ist ein kleines
Dörfchen und gehört zur Subdivision Batibo, ist aber eben doch ein
eigenes Dörfchen.
In Guzang findet einmal
alle acht Tage einer der größten Märkte der North-West-Region
statt. Menschen aus Yaoundé und Douala reisen an um hier zu
verkaufen und zu kaufen. Ich empfinde den Markt als eher unangenehm,
ich werde oft angesprochen und zum Kaufen „eingeladen“. Ich
schlendere lieber über den Bali-Markt und kaufe dort wo es mir
gefällt.
Diesmal konnten wir früh
nach Guzang, noch morgens rief mich Lea an um mir zu sagen: Heute
keine Schule, achja, und Montag und Dienstag auch nicht.
Sofort unseren Inspector
angerufen, der uns genau das bestätigte. Warum wird uns sowas nicht
früher gesagt? In fünf Tagen könnte ich bis zum Strand reisen und
bin am Mittwoch wieder topfit im Unterricht.
Am Freitag fuhren wir also
bei schönstem Wetter mit dem Okada die 45 Minuten nach Guzang, Laura
beschwerte sich über die Fahrt auf dem Gepäckträger des Mopeds,
mir gefiel die Fahrt und besonders die Aussicht total gut. Lea und
Dustin warteten schon am Markt auf uns, wir kauften noch ein paar
Bierchen und trotten den fünf Minuten Weg, Dustin sagt es wären
fünf Minuten, in Wahrheit sind es eher 20, nach „New Town“, zu
ihrem Haus. Dort warteten wir mehr oder weniger auf die Kumboianer,
sieben liebe Mitfreiwillige wollten uns unbedingt besuchen kommen,
Jule, Charlott, Moritz, Pauline, Nico, Julian und Martin, ein
britischer Mitfreiwilliger. Mal wieder allesamt ohne Isomatten oder
sonst was: Sardinenfeeling kam auf.
Der Abend war toll, es
wurde Gitarre gespielt und dazu gesungen, ein paar Bierchen getrunken
und geraucht, gequasselt und gequatscht. Auch ein Nachbar Lea und
Dustins war kurzzeitig mit von der Partie. Gegessen wurde ein riesen
Topf Reis mit Red-Groundnut-Stew, also einer roten Erdnusssoße.
Dann mal wieder
Sardinenfeeling, drei Menschen in jedem Bett, vier auf dem Boden,
einer auf der Couch. Da ich ja meinen Stammplatz bei Dustin im Bett
habe, durfte ich diesen nun mit zwei Weiteren teilen, und ich will
mich nicht beschweren, aber ich bin doch froh wenn nur Dustin und ich
in diesem liegen.
Nun sollte noch Maxim aus
Buea dazukommen. Und er war schon da, als ich aufwachte. Die
Bettsituation lief aus dem Ruder. So entschlossen wir uns, nach der
kleinen Tour durch Bamenda zu Fünft in Bali zu schlafen, das wäre
kein Problem.
In Bamenda hieß es Geld
abheben und Essen! Gegessen wurde in dem europäisch angehauchten
Prescafe. Wir aßen Käsebrote, Thunfischsandwiches, Bruschetta,
Nudelsalat und Griechischen Salat mit Olivenöl, naschten an
kalorienreichen Schokokuchen und fluffigen Karottenkuchen, tranken
Säfte, Smoothies und Kaffee. Dabei hauten wir gut 60€ auf den Kopf
und saßen dort drei Stunden. Falls sich mal ein geschätzter Leser
oder eine geschätzte Leserin nach Bamenda verirren sollte, empfehle
ich das Prescafe als Zufluchtsort, ich könnte in dem Cafe leben.
In dem Cafe trafen wir gut
50 Weiße. Eine Familie machte Urlaub in Kamerun und war gerade auf
der Durchreise zum Flughafen, der Sohn Benjamin bleibt wohl noch zwei
weitere Wochen und wird uns am Samstag besuchen kommen, eine große
Gruppe von Spaniern oder Italienern, und schließlich noch eine große
Gruppe von Peacecorps-Freiwilligen aus den Vereinigten Staaten.
Da es in Kamerun schon um
halb Sieben dunkel wird, gingen unsere Wege um diese Zeit
auseinander, fünf nach Bali, der Rest zurück nach Guzang.
Am nächsten Tag wollten
die Kumbo-Menschen auch schon wieder zurück, Regen verzerrte ein
bisschen die Abreisezeit, aber sie kamen trotzdem zu einer humanen
Zeit davon. Laura und ich wollten über die Public Holidays, welche
wir so nebenbei mitbekommen haben, ein Muslimisches Fest wohl, in
Guzang verbringen. Moritz war zu dem Zeitpunkt krank geworden und
Nico blieb bei ihm, damit er nicht alleine war.
Nach Guzang zu kommen
gestaltet sich sonst als eher schwierig. Besonders abends und wenn
kein Markttag ist fährt eigentlich fast niemand zu dem verlassenen
Plätzchen Guzang. Aber an diesem Sonntag schien das kein Problem zu
sein, zwei Kameruner warteten bereits am Abfahrtsort, einer war der
Lehrer der sechsten Klasse der G.S. Bali Town II, und fix wurde ein
Taxi aufgefunden, welches uns direkt zum Guzang Markt brachte. Laura
und ich saßen dann einmal ausnahmsweise vorne, sofort wurde gesagt,
dass traditionell Männer an der Tür sitzen, da die Mitfahrer aber
keine wirklich gute Argumentation lieferten blieb ich nahe dem Fahrer
und Laura an der Türe sitzen, nach Guzang sollte das Taxi auch in
dieser Formation fahren können.
Am Markt wurden wir auch
gleich von einer netten Mami mit Pofpof und Red Beans in Empfang
genommen. Für 150CFA (ungefähr 0,23€) futterten wir also noch ein
paar frittierte Teigbällchen und scharfe rote Bohnen mit Soße.
Eigentlich wollten wir
Pizza ohne Käse in der hauseigenen Feuerküche backen, die Vermieter
von Leas und Dustins Haus kochten aber den ganzen Tag und brachten
verschiedene köstliche Speisen in unglaublichen Massen zu uns, Fufu
Corn mit Spinat ähnlichem Gemüse, Reis mit Red-Stew und
Rindfleisch. Zum Fleisch muss man noch einiges sagen: Will man
wirklich angeben, so gibt man Fleisch in die Speisen. Will man
wirklich wirklich angeben, so ist es Schweinefleisch. Fleisch ist
hier unglaublich teuer und auch schwierig aufzubewahren, wer also
seinen Gästen eine Freude machen will, kocht mit Fleisch. Dann ist
das Fleisch hier fasrig und zäh, die Rinder und Schweine werden
getrieben und essen den ganzen Tag Gras. Sie sind muskulös und haben
wenig Fett. So ist dann auch das Fleisch natürlicher als zuhause in
Deutschland.
Das backen der Pizza wurde
verschoben.
Am nächsten Tag, als es
Moritz besser ging und er und Nico schon auf dem Heimweg waren,
gingen wir dann alles für die Pizza einkaufen: Mehl, Tomaten, Gemüse
und Chilli.
Der Teig war schnell mit
Wasser, Mehl, Salz und Trockenhefe angerührt, die Tomatensoße aus
frischen Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch und eine klitzekleine Chilli
gekocht und das Feuer mit ein paar mal pusten angefacht. Pizzableche
sind in einer üblichen Feuerküche nicht vorhanden, so wurde auf
einem Rost in einer Pfanne die Pizza gebacken, und sie schmeckte
köstlich! Auch ohne Käse ist Pizza vollkommen essbar, durch das
Selbermachen schmeckte sie wahrscheinlich dreimal so gut wie die
TK-Pizza, und das rauchige Aroma des Feuers kam dann noch oben drauf.
Dann hieß es auch schon
wieder Bye-Bye Guzang, das war unser langes Wochenende vom Freitag
bis zum Dienstag.
Mein Hemd
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Mein Hemd, ich liebe es! |
Noch an diesem Dienstag
fuhren wir auf direktem Wege erneut nach Bamenda, ich habe mir einen
schicken Stoff gekauft und mir ein Hemd schneidern lassen. Der Stoff
kostete 3600CFA, das Schneidern weitere 2000CFA. Für gute 8€ halte
ich also mein eigenes und erstes Kamerunhemd in den Händen. Der
Stoff ist angenehm dünn, perfekt für die Trockenzeit, trägt die
Farben der kamerunischen Flagge und hat ein irres Muster, das Hemd
scheint sehr gut geschneidert und sieht einfach klasse aus.
In dem Hemd fühle ich
mich direkt wie ein Kameruner.
Erster Test
Und schließlich das
Schlimmste am Lehrer sein: Das testen und benoten.
Der "first sequence evaluation of I.C.T." stand an. Oh mich graut es, dabei sagte ich noch in Deutschland: "Sei der Lehrer, den du immer haben wolltest", und Tests gehören einfach nicht zu meinem Traumlehrer.
In der Vorahnung, dass die
meisten Kinder Probleme mit dem Lesen und Schreiben haben und wir
ihnen dadurch eher wenig über die Tafel oder über ausgehändigte
Texte vermitteln können, das kamerunische Schulsystem aber alle
sechs Wochen einen Test vorschreibt, entwickelten Laura und ich
unseren ersten Test in ICT.
Das Problem ist
keinesfalls, dass die Schüler dumm sind, dass sie unsere Fragen
nicht verstehen oder kein Interesse an I.C.T. haben. Das Problem ist
schlichtweg: wie sollst du eine schriftliche Leistungsüberprüfung
machen, wenn einige Schüler nur sehr begrenzt lesen oder schreiben
können?
Lesen und Schreiben wird
in Kamerun in der Vorschule und in der ersten Klasse beigebracht.
Besucht ein Kind nicht die Vorschule, so hat es schon einen großen
Nachteil, dann kommt hinzu das das Schulsystem, so wie es mir
aufgefallen ist, einfach nicht effizient ist. Die Schüler lernen
viel Frontal, viel wird auswendig gelernt, so kann ein Schüler das
Alphabet aufsagen und auch in der ersten Klasse schon bis 30 Zählen,
wissen aber nicht wie ein Wort buchstabiert wird, oder was nach der
Zahl 18 kommt.
Dann gibt es also die
Kinder, die nach der ersten Klasse lesen und schreiben können, und
eben diese, die die Buchstaben von der Tafel abpausen. Nun steht der
Text in ihrem Buch, der Sinn bleibt ihnen aber verwahrt, wie sollen
sie auch ein Wort kennen, das anders geschrieben als gesprochen wird.
So kam es das wir den Test
verständlich und nachvollziehbar konstruiert haben. Die Antworten
sollten einfach und nachvollziehbar sein und auch durch hören der
Fragen gelöst werden konnte.
Trotzdem durften Laura und
ich noch einigen Kindern beim beantworten der Fragen helfen, wir
fragten sie die Aufgaben und sie sollten uns die Antwort geben, wir
schrieben die Antworten hin. Wie sonst hätten sie eine schriftliche
Klausur lösen können? An den Testergebnissen der anderen Fächer
sieht man: Die Leser sind die besten, Nichtleser fallen gnadenlos
durch.
Als letzte Aufgabe haben
wir uns dann noch eine Punkteaufgabe ausgedacht, damit der Test
einfach ein bisschen besser ausfällt.
Insgesamt hat mich das
Testschreiben in meiner Motivation einen Lesen & Schreiben-Club
zu eröffnen gestärkt. Ich denke das ist eine der sinnvollsten
Projekte, die wir starten können.
Dann mal zum Test, die
Fragen und darunter die Antworten:
Was bedeutet I.C.T. ?
I.C.T. bedeutet
Information & Communication Technology. 3 Punkte
Was ist
Kommunikation?
Kommunikation heißt
Informationen zu übermitteln. 2 Punkte
Benenne drei moderne
I.C.T.-Geräte.
Handy
Computer
Radio
… 3 Punkte
Benenne drei
traditionelle I.C.T.-Geräte.
Klingel
Pfeife
Trommel
… 3 Punkte
Ist der folgende Satz
richtig oder falsch?
- Informationen sind
Fakten über Situationen, Personen oder einem Geschehen. Richtig
- Mit einer
Fernbedienung kannst du jemanden anrufen. Falsch
- Eine Bank ist
Technologie, weil du dich auf sie setzten kannst und nicht auf dem
Boden sitzen musst. Richtig 3 Punkte
Benenne drei Teile
eines Computers.
Maus
Tastatur
Bildschirm
… 3 Punkte
Male ein Bild eines
I.C.T.-Gerätes und benenne es. 3 Punkte
|
Dafür vergebe ich gerne 3 Punkte |
Insgesamt 20
Punkte
|
Ein von Schülern gemachter Globus! Wo Kamerun ist haben wir schon für euch gelöst ;) Der Hammer! |
Die erste Klasse ist
korrigiert, mit 15 Punkten im Durchschnitt. Dafür habe ich bei
einigen Probleme das zu lesen, was sie schreiben. „Weso“ ist
„whistle“, „gun“ wird als „gong“ durchgelassen und aus
„technology“ wird ganz schnell „teg nologe“. Ich gebe nun
absichtlich keine Fehler auf Rechtschreibfehler, die anderen Lehrer
aber schon. Mittlerweile liegen hier fünf eingesammelte Haufen von
Klausuren, ca. 150 Papierchen. Und das Korrigieren der eineinhalb
Seiten nimmt schon einige Zeit in Anspruch, ich kann langsam
nachvollziehen warum meine Deutschlehrer Zeit für die Korrektur
brauchten, danke für eure Geduld.
Schade finde ich es, dass
ich keinen grünen Stift zum Korrigieren gefunden habe, wie meine
Mutter das immer tut, ich korrigiere leider mit dem bösen Rot wie
alle bösen Lehrer oder mein Rechtschreibprogramm.
Liebste Grüße an euch
Lieben!