Montag, 21. Oktober 2013

Unsere eigene Postbox und noch ein Wettkampf!

Ich schreibe schneller als mein Schatten! 
Dies wird aber nicht so ein langer Text, versprochen.

Worum es diesmal gehen soll steht schon im Titel: Laura und ich haben in eine eigene Postbox investiert.

Postbox?! Vielleicht habe ich schonmal erwähnt, dass die Häuser in ländlicheren Regionen keine Adresse haben, so ist unsere genauste Adresse Bali Nyonga - Njenka Hausa - Keep Right - Ma'Esters Compound.
Damit können selbst die eingefleischten Postboten hier nicht viel anfangen, so muss sich zwangsläufig jeder, der Post zuverlässig empfangen will eine Postbox im örtlichen Postbüro anlegen. Da Laura und ich nicht jede Post über CAMAAY laufen lassen wollten, entschieden wir uns kurzfristig dazu eine eigene Postbox für ca. 16€ anzulegen. 

Das Beantragen der Postbox lief unbürokratisch und problemlos, es wurden 10000CFA für die Postbox als Jahresgebühr und weitere 1000CFA für die Bewerbung beim Postchef hinterlegt, und schon bekamen wir den kleinen Schlüssel und die verstaubte kleine Postbox zu sehen. Es wurde noch kurz gesagt "ich beauftrage jemanden sie zu reinigen" und das war es. Keine 20 Minuten später könnten wir unsere eigene Post empfangen:

Das ist die kamerunische Post

Laura Liebler, Max Mosig, 76997102
P.O. Box 166
Bali, North-West-Region
Cameroon

sollte dafür als Adressat notiert sein.



Super! Super! Briefchen und Paketchen kommen jetzt direkt in unsere Hände, super super!

Nach kurzen Tests hat Laura herausgefunden, dass ein Brief ungefähr einen Monat braucht. Pakete werden wohl schneller und zuverlässiger mit einem "God bless this package!" verschickt.


Da kam mir die Idee, doch gleich noch einen Wettkampf zu starten!

Ihr schreibt mir einen Brief oder schickt mir ein Paket, notiert eure Adresse auf diesem, und ich schreibe Briefe zurück, zahllos viele, unendlich, abermillionen!
Und der Wettkampf? Schafft ihr es meine Hände bluten zu lassen vom vielen schreiben? Soviele Briefe das ich aufgebe? Oder einfach Ohnmächtig umfalle?

Wir werden es sehen, ich schreibe auf jeden Brief, der hier ankommt und eine Adresse vorweißt, eine Antwort.
(Vergesst nicht die einmonatige Verzögerung!

Wenn ich umfalle, dann einen Monat später ;) )

Samstag, 19. Oktober 2013

Sieben Seiten Heimbericht

Das sollte ein langer Text werden, hoffentlich mit vielen Bildern, ich hab seit dem letzten Mal nämlich eine Menge erlebt und gemacht.

Gehen wir das Ganze einfach chronologisch durch:

Kumbo


Kumbo, Kumbo, liebes Kumbo.
Kumbo ist gut drei Stunden Fahrt von Bali entfernt, vielleicht auch vier, je nach Wetterlage. Nach Kumbo kommt man eigentlich ganz einfach, man steigt mit den Leuten aus Batibo in ein Taxi nach Hospital Roundabout in Bamenda, fährt von da zur Bank um Geld abzuheben, trifft dort einen "netten" Mann, der einem hilft ein anderes Taxi bis zur Busstation nach Kumbo zu bekommen, gurkt für 200CFA einmal quer durch die Stadt Bamenda, um dort zu erfahren, dass die Fahrt nach Kumbo für uns ca. 4500CFA pro Person kosten sollte, um dann genervt wegzugehen, in einen fremden Bus inmitten einer Kreuzung einzusteigen, in diesem wilden, spinnenverseuchten Bus noch einmal quer durch Bamenda, um dann schließlich mit einem kleinen Trinkgeld von 1000CFA (entspricht zwei 33er Export Bier) von dem Bus in ein Taxi geschleust zu werden und endlich für die ersehnten 2500CFA zu Acht in einem Auto nach Kumbo fahren zu können.
Das war dann auch die erste "Nachtfahrt" für mich, bis wir in dem Taxi saßen, die letzten acht Zeilen geschehen waren und jenes voll besetzt war, vergingen Stunden. In der Dämmerung fuhr unser "Small Driver" dann endlich los und es hieß: Zähne zusammenbeißen, die Fahrt dauert nur zweieinhalb Stunden.
Small Driver wurde unser Fahrer genannt, weil er eben ziemlich schmal und klein war, ganz zur Freude der Person, die mit ihm auf dem Fahrersitz sitzen musste.
Die Zähne wurden zusammengebissen, weil es in einem Drei-Türer-Auto zu Viert auf der hinteren Sitzbank auch mit zwei schmalen Mädchen einfach zu eng ist. Nach den dreieinhalb stündigen Fahrt taten mir jedenfalls alle Knochen und Muskeln weh, beide Füße und Arme waren eingeschlafen (ich könnte noch erzählen wie Lea saß: Eine Pobacke auf meinem Schoß, die andere musste irgendwo an der Wand des Autos halt finden, anlehnen konnte sie sich nicht, da war schon meine Schulter, etwas gemütlicher war es dann für sie, einfach abzuschalten und den Kopf auf die Kopfstütze des Fahrers abzulegen, wären da nicht die grausamen Huppel und Schlaglöcher, die einem immer wieder die Nase an der Kopfstütze und den Kopf an der Decke eindellten.) und ich hatte echt keine Lust mehr durch den Regen zu laufen und unsere Freunde zu suchen.

Da aber Nachts keine Taxis, sondern nur noch Mototaxis (in Kumbo werden sie wieder Moto genannt) fahren, es aber aus allen Löchern regnete und die Straßen in Kumbo einem die Knochen klappern lassen, ließen wir uns für weitere 5000CFA bis zum Markt fahren. Da warteten sie auch schon, Jule, Pauline, Nico und Charlott. Wir hatten es geschafft, was für ein Tag!

Zu Kumbo gibt es eigentlich dann nicht mehr viel zu sagen.
Kumbo ist schön, hat eine schöne Aussicht, zeichnet sich durch Kultur und Feste aus und auf dem Squares, dem Hauptverkehrspunkt, ist immer etwas los.

Der Kumbo-Wasserfall
Wir haben in Kumbo jedenfalls mal wieder schön den Abend ausklingen lassen, Rum und Wein getrunken und haben gequetscht wie Sardinen in wenigen Betten geschlafen. Der Samstag wurde mit einem wundervollen Frühstück mit einer traumhaften Aussicht und Sonne eingeleitet. Nach der kalten Dusche ging ich mit Pauline zu ihrer Wohnung im nicht weit entfernten Shisong, da kam das Sardinengefühl vom Vorabend wieder auf, die Wohnung ist winzig, aber irgendwie charmant.
Danach trafen wir uns alle wieder um uns gemeinsam zum nahegelegenen Wasserfall aufzumachen. Also ging es über Stock und Stein, Feld und Avocadoplantage über kleine Bäche mit einer wackelnden Holzlatte als Brücke um schließlich einen gut 20 Meter großen Wasserfall zu entdecken. Das ist wunderschön, wie man im ersten Moment durch tiefen Regenwald läuft, um im nächsten Moment inmitten einer kleinen Lichtung die feuchte Luft und das donnernde Rauschen des Wasserfalls zu bemerken.
Sorry Dustin, aber ich bin der King hier!

Dustin und ich konnten es uns natürlich nicht verkneifen und stiegen ein paar Steine hinauf, um näher am Ort des Geschehens zu sein, dabei futterten wir eine Wassermelone und hatten auch schon wieder ein paar Kinder angelockt, die sich zu uns zu setzen und einfach nur dabei sein wollten.

Unser Blick vom Frühstückstisch
Kaum zurück ging es zum Ausruhen von dem Marsch an Bier und Wein, Patience, eine gute Freundin von den Kumbo-Freiwilligen, nahm uns in eine Bar mit, wo ein guter Sänger auftreten sollte (zugegebenermaßen, er kam nicht, man vermutete er würde vielleicht auftreten).
Daheim, daheim legten wir uns dann ziemlich rasch schlafen, die Bettsituation wurde etwas aufgelockert und Sonntag ging es ja schließlich schon wieder zurück.


Der Rückweg war tausend (in Zahlen : 1000!) mal entspannter, in einem normalen Reisebus und gefühlt besseren Straßen ging es sanft nach Bamenda zurück, unterwegs konnten wir ein paar schöne Fotos schießen und kamen wieder einmal von weit oben in den Bamenda-Kessel eingefahren. Mit ein bisschen Stau wurden wir dann in Bamenda empfangen, in Bali waren wir aber in Null-komma-nichts (in Zahlen: 0,nix).
Das war das schöne Kumbo-Abenteuer.

Homesite


Schon in unserem Freiwilligenbuch von unseren Vorfreiwilligen stand: Beste Bar/Disco: Homesite mit DJ Mystical. Das durften wir uns natürlich nicht entgehen lassen, schließlich ist Homesite direkt am Bali Center und unsere Nachbarin Ernestine hatte noch eine Cousine im Schlepptau. So ging es also mal wieder vom Regen begleitet auf ins Homesite, unsere erste kamerunische Disco. Da jeder in Bali weiß, wo das Homesite ist, hatte auch unser Okada-Fahrer keine Probleme uns dorthin zu fahren, wir wurden mit buntem flackerndem Licht und lauter Musik empfangen, und wie das in der Nähe einer Disco so ist, wurde auch hier und dort in die Büsche gepinkelt, ich fühlte mich wie zuhause. Einzig die "Kostüme" sind (für mich) ein wenig gewöhnungsbedürftig. Während in Deutschland niemals jemand mit Schlappen, weißen Socken und Shorts einen Tanzsaal auch nur anschauen würde, heißt es hier: irgendwie ist alles Style!
So kommt es dann auch, dass einige bei warmen 20° C Außentemperatur im Ruhebereich mit Wintermantel und Fellkapuze sitzen, Wintermantel muss natürlich hinterfragt werden, so etwas wie "Winter" gibt es in Kamerun nicht, wieso also nicht im Club warm anziehen?
Zu den Anziehsachen muss man noch sagen: sauber sauber! Die Discogänger putzen sich heraus, mein lieber Mann, die Schuhe glänzen, die Hosen sind sauber, die Accessoires blinken, und ich trete da ein, matschige Schuhe, matschige Hose, matschige Jacke, meine Brille voller Regen. Wie machen die das nur?
Nach einem 0,65 Liter 33er Export Bier ging es dann auf die Tanzfläche, hier wackelt ein Arsch, dort einer, eigentlich wackeln da alle, Mann sowie Frau. Und getanzt wird gerne und ausdrucksvoll, man könnte es vielleicht als Balztanz und Paarungsversuch deuten, aber es sieht insgesamt sehr gut aus und einige wollten auch „American Dance“ von mir lernen, während ein „Madman“ wie ein Flugzeug durch die Tanzfläche surrte.
Bei einigen eher ruhigen Liedern, erstarren die männlichen Tänzer, und auf einmal bewegen sich nur ihre Hüften. Das geht ordentlich in die Beine und sieht für mich doch etwas ungewohnt aus.
Ernestine wurde angetanzt wie verrückt, auch ihre Cousine konnte kaum Luft schnappen vor Männlichkeit und hier und da wollten natürlich auch ein paar mit der Weißen im Club tanzen (ihr ahnt wie auffällig unsere Hautfarbe in einem Club ist), Ernestine nahm dies meist als Antrieb, mich und Laura an sich zu reißen und mal hier und dort hauteng mit uns beiden zu tanzen. Auf die Frage „Ernestine, what should I tell my Girlfriend?“, lachte sie nur herzhaft.
Wer hätte am Ende gedacht, dass Max um halb Eins schon müde und ausgetanzt genug ist, um nach Hause zu gehen? Zugegebenermaßen war es ja aber auch schon fünf Stunden lang dunkel, das schlaucht.
Der Abend war insgesamt sehr schön, viele Lehrer waren dort, um den Teachers Day zu zelebrieren, von dem wir wiedereinmal nichts mitbekommen hatten, wir haben den netten Studenten Ramsey kennengelernt und hatten viel Spaß die halbe Nacht lang.

Matterhorn


Der Matterhorn. Er ist erklommen, der höchste Berg der Alpen. Ein kurzer Flug in die schöne Schweiz und...
Da ist Max noch größer als der "kleine" Hügel
So war die Geschichte, fast. Matterhorn wird hier ein „Hügel“ genannt, Ferdinand, unser Nachbar sagte, das wir dort eine schöne Aussicht hätten und auch den Vorfreiwilligen das Bergchen gefallen hat. Also auf, Kameras eingepackt und bei schönem Wetter losmaschiert. Ein Freund von Ferdinand, dessen Namen ich einfach nicht verstanden habe, kam gleich mit uns mit und Mensch, haben die ein Tempo drauf, mit nichts als ihren grünen Gummischlappen. Nicht weit von uns, nur 45 Minuten ist er entfernt, dann steht der doch so kleine Max auf einmal mitten auf ein paar rutschigen Steinen, links Tod, rechts Tod, unten Tod und oben ein kleines Lichtlein, wirklich ein kleines, kleines Lichtlein. Auch wenn ich ganz gerne klettern gegangen bin, so ist Höhe für mich doch nichts, nach oben schauen ja, nach unten ist aber ganz arg böse. Da ich bis jetzt aber noch nie ohne Kletterschuhe und bei Regen geklettert bin, na ihr könnt euch vorstellen, dass mein Puls mit 220 Schlägen die Minute schlug.
So gerädert sieht Max dann nach dem Aufstieg aus
Da der Aufstieg so aufregend war, konnte man die Aussicht oben angekommen aber erst richtig genießen. Max war schließlich über Bali und die ganze Savanne mit ihren Relief, Berg dort und Hügel hier, erblicken. Ein Traum, bei Sonnenschein müsste man kilometerweit schauen können.
Ich hoffe die paar Fotos machen das ein bisschen anschaulich.

Auf dem Berg aßen wir ein paar wildgewachsene Guaven, lasst die Finger davon, meine lieben Leser und Leserinnen, nur so als kleiner Tip.

Der Abstieg mit unzähligen wilden Guaven mehr, war eine schöne Rutschpartie, sich an den scharfen Gräsern festzuhalten war da noch die beste Lösung, die beiden Kinder rannten runter, ich fühlte mich mit meinen 19 Jahren alt und eingerostet.

Der Matterhorn, eine super Kurzausflug und eine unbezahlbare Aussicht!
Der Rotschopf mit Bali im Hintergrund
Da geht es ganz steil runter, dafür sieht es so harmonisch aus

Batibo


Um ehrlich zu sein, handelt es sich fast jedes Mal wenn ich von Batibo erzähle um Guzang.
Guzang ist ein kleines Dörfchen und gehört zur Subdivision Batibo, ist aber eben doch ein eigenes Dörfchen.
In Guzang findet einmal alle acht Tage einer der größten Märkte der North-West-Region statt. Menschen aus Yaoundé und Douala reisen an um hier zu verkaufen und zu kaufen. Ich empfinde den Markt als eher unangenehm, ich werde oft angesprochen und zum Kaufen „eingeladen“. Ich schlendere lieber über den Bali-Markt und kaufe dort wo es mir gefällt.

Diesmal konnten wir früh nach Guzang, noch morgens rief mich Lea an um mir zu sagen: Heute keine Schule, achja, und Montag und Dienstag auch nicht.
Sofort unseren Inspector angerufen, der uns genau das bestätigte. Warum wird uns sowas nicht früher gesagt? In fünf Tagen könnte ich bis zum Strand reisen und bin am Mittwoch wieder topfit im Unterricht.

Am Freitag fuhren wir also bei schönstem Wetter mit dem Okada die 45 Minuten nach Guzang, Laura beschwerte sich über die Fahrt auf dem Gepäckträger des Mopeds, mir gefiel die Fahrt und besonders die Aussicht total gut. Lea und Dustin warteten schon am Markt auf uns, wir kauften noch ein paar Bierchen und trotten den fünf Minuten Weg, Dustin sagt es wären fünf Minuten, in Wahrheit sind es eher 20, nach „New Town“, zu ihrem Haus. Dort warteten wir mehr oder weniger auf die Kumboianer, sieben liebe Mitfreiwillige wollten uns unbedingt besuchen kommen, Jule, Charlott, Moritz, Pauline, Nico, Julian und Martin, ein britischer Mitfreiwilliger. Mal wieder allesamt ohne Isomatten oder sonst was: Sardinenfeeling kam auf.
Der Abend war toll, es wurde Gitarre gespielt und dazu gesungen, ein paar Bierchen getrunken und geraucht, gequasselt und gequatscht. Auch ein Nachbar Lea und Dustins war kurzzeitig mit von der Partie. Gegessen wurde ein riesen Topf Reis mit Red-Groundnut-Stew, also einer roten Erdnusssoße.
Dann mal wieder Sardinenfeeling, drei Menschen in jedem Bett, vier auf dem Boden, einer auf der Couch. Da ich ja meinen Stammplatz bei Dustin im Bett habe, durfte ich diesen nun mit zwei Weiteren teilen, und ich will mich nicht beschweren, aber ich bin doch froh wenn nur Dustin und ich in diesem liegen.
Nun sollte noch Maxim aus Buea dazukommen. Und er war schon da, als ich aufwachte. Die Bettsituation lief aus dem Ruder. So entschlossen wir uns, nach der kleinen Tour durch Bamenda zu Fünft in Bali zu schlafen, das wäre kein Problem.
In Bamenda hieß es Geld abheben und Essen! Gegessen wurde in dem europäisch angehauchten Prescafe. Wir aßen Käsebrote, Thunfischsandwiches, Bruschetta, Nudelsalat und Griechischen Salat mit Olivenöl, naschten an kalorienreichen Schokokuchen und fluffigen Karottenkuchen, tranken Säfte, Smoothies und Kaffee. Dabei hauten wir gut 60€ auf den Kopf und saßen dort drei Stunden. Falls sich mal ein geschätzter Leser oder eine geschätzte Leserin nach Bamenda verirren sollte, empfehle ich das Prescafe als Zufluchtsort, ich könnte in dem Cafe leben.
In dem Cafe trafen wir gut 50 Weiße. Eine Familie machte Urlaub in Kamerun und war gerade auf der Durchreise zum Flughafen, der Sohn Benjamin bleibt wohl noch zwei weitere Wochen und wird uns am Samstag besuchen kommen, eine große Gruppe von Spaniern oder Italienern, und schließlich noch eine große Gruppe von Peacecorps-Freiwilligen aus den Vereinigten Staaten.
Da es in Kamerun schon um halb Sieben dunkel wird, gingen unsere Wege um diese Zeit auseinander, fünf nach Bali, der Rest zurück nach Guzang.
Am nächsten Tag wollten die Kumbo-Menschen auch schon wieder zurück, Regen verzerrte ein bisschen die Abreisezeit, aber sie kamen trotzdem zu einer humanen Zeit davon. Laura und ich wollten über die Public Holidays, welche wir so nebenbei mitbekommen haben, ein Muslimisches Fest wohl, in Guzang verbringen. Moritz war zu dem Zeitpunkt krank geworden und Nico blieb bei ihm, damit er nicht alleine war.

Nach Guzang zu kommen gestaltet sich sonst als eher schwierig. Besonders abends und wenn kein Markttag ist fährt eigentlich fast niemand zu dem verlassenen Plätzchen Guzang. Aber an diesem Sonntag schien das kein Problem zu sein, zwei Kameruner warteten bereits am Abfahrtsort, einer war der Lehrer der sechsten Klasse der G.S. Bali Town II, und fix wurde ein Taxi aufgefunden, welches uns direkt zum Guzang Markt brachte. Laura und ich saßen dann einmal ausnahmsweise vorne, sofort wurde gesagt, dass traditionell Männer an der Tür sitzen, da die Mitfahrer aber keine wirklich gute Argumentation lieferten blieb ich nahe dem Fahrer und Laura an der Türe sitzen, nach Guzang sollte das Taxi auch in dieser Formation fahren können.
Am Markt wurden wir auch gleich von einer netten Mami mit Pofpof und Red Beans in Empfang genommen. Für 150CFA (ungefähr 0,23€) futterten wir also noch ein paar frittierte Teigbällchen und scharfe rote Bohnen mit Soße.
Eigentlich wollten wir Pizza ohne Käse in der hauseigenen Feuerküche backen, die Vermieter von Leas und Dustins Haus kochten aber den ganzen Tag und brachten verschiedene köstliche Speisen in unglaublichen Massen zu uns, Fufu Corn mit Spinat ähnlichem Gemüse, Reis mit Red-Stew und Rindfleisch. Zum Fleisch muss man noch einiges sagen: Will man wirklich angeben, so gibt man Fleisch in die Speisen. Will man wirklich wirklich angeben, so ist es Schweinefleisch. Fleisch ist hier unglaublich teuer und auch schwierig aufzubewahren, wer also seinen Gästen eine Freude machen will, kocht mit Fleisch. Dann ist das Fleisch hier fasrig und zäh, die Rinder und Schweine werden getrieben und essen den ganzen Tag Gras. Sie sind muskulös und haben wenig Fett. So ist dann auch das Fleisch natürlicher als zuhause in Deutschland.
Das backen der Pizza wurde verschoben.

Am nächsten Tag, als es Moritz besser ging und er und Nico schon auf dem Heimweg waren, gingen wir dann alles für die Pizza einkaufen: Mehl, Tomaten, Gemüse und Chilli.
Der Teig war schnell mit Wasser, Mehl, Salz und Trockenhefe angerührt, die Tomatensoße aus frischen Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch und eine klitzekleine Chilli gekocht und das Feuer mit ein paar mal pusten angefacht. Pizzableche sind in einer üblichen Feuerküche nicht vorhanden, so wurde auf einem Rost in einer Pfanne die Pizza gebacken, und sie schmeckte köstlich! Auch ohne Käse ist Pizza vollkommen essbar, durch das Selbermachen schmeckte sie wahrscheinlich dreimal so gut wie die TK-Pizza, und das rauchige Aroma des Feuers kam dann noch oben drauf.

Dann hieß es auch schon wieder Bye-Bye Guzang, das war unser langes Wochenende vom Freitag bis zum Dienstag.

Mein Hemd

Mein Hemd, ich liebe es!

Noch an diesem Dienstag fuhren wir auf direktem Wege erneut nach Bamenda, ich habe mir einen schicken Stoff gekauft und mir ein Hemd schneidern lassen. Der Stoff kostete 3600CFA, das Schneidern weitere 2000CFA. Für gute 8€ halte ich also mein eigenes und erstes Kamerunhemd in den Händen. Der Stoff ist angenehm dünn, perfekt für die Trockenzeit, trägt die Farben der kamerunischen Flagge und hat ein irres Muster, das Hemd scheint sehr gut geschneidert und sieht einfach klasse aus.
In dem Hemd fühle ich mich direkt wie ein Kameruner.

Erster Test


Und schließlich das Schlimmste am Lehrer sein: Das testen und benoten.
Der "first sequence evaluation of I.C.T." stand an. Oh mich graut es, dabei sagte ich noch in Deutschland: "Sei der Lehrer, den du immer haben wolltest", und Tests gehören einfach nicht zu meinem Traumlehrer.

In der Vorahnung, dass die meisten Kinder Probleme mit dem Lesen und Schreiben haben und wir ihnen dadurch eher wenig über die Tafel oder über ausgehändigte Texte vermitteln können, das kamerunische Schulsystem aber alle sechs Wochen einen Test vorschreibt, entwickelten Laura und ich unseren ersten Test in ICT.

Das Problem ist keinesfalls, dass die Schüler dumm sind, dass sie unsere Fragen nicht verstehen oder kein Interesse an I.C.T. haben. Das Problem ist schlichtweg: wie sollst du eine schriftliche Leistungsüberprüfung machen, wenn einige Schüler nur sehr begrenzt lesen oder schreiben können?

Lesen und Schreiben wird in Kamerun in der Vorschule und in der ersten Klasse beigebracht. Besucht ein Kind nicht die Vorschule, so hat es schon einen großen Nachteil, dann kommt hinzu das das Schulsystem, so wie es mir aufgefallen ist, einfach nicht effizient ist. Die Schüler lernen viel Frontal, viel wird auswendig gelernt, so kann ein Schüler das Alphabet aufsagen und auch in der ersten Klasse schon bis 30 Zählen, wissen aber nicht wie ein Wort buchstabiert wird, oder was nach der Zahl 18 kommt.
Dann gibt es also die Kinder, die nach der ersten Klasse lesen und schreiben können, und eben diese, die die Buchstaben von der Tafel abpausen. Nun steht der Text in ihrem Buch, der Sinn bleibt ihnen aber verwahrt, wie sollen sie auch ein Wort kennen, das anders geschrieben als gesprochen wird.
So kam es das wir den Test verständlich und nachvollziehbar konstruiert haben. Die Antworten sollten einfach und nachvollziehbar sein und auch durch hören der Fragen gelöst werden konnte.
Trotzdem durften Laura und ich noch einigen Kindern beim beantworten der Fragen helfen, wir fragten sie die Aufgaben und sie sollten uns die Antwort geben, wir schrieben die Antworten hin. Wie sonst hätten sie eine schriftliche Klausur lösen können? An den Testergebnissen der anderen Fächer sieht man: Die Leser sind die besten, Nichtleser fallen gnadenlos durch.
Als letzte Aufgabe haben wir uns dann noch eine Punkteaufgabe ausgedacht, damit der Test einfach ein bisschen besser ausfällt.

Insgesamt hat mich das Testschreiben in meiner Motivation einen Lesen & Schreiben-Club zu eröffnen gestärkt. Ich denke das ist eine der sinnvollsten Projekte, die wir starten können.

Dann mal zum Test, die Fragen und darunter die Antworten:

  1. Was bedeutet I.C.T. ?
      I.C.T. bedeutet Information & Communication Technology. 3 Punkte
  2. Was ist Kommunikation?
      Kommunikation heißt Informationen zu übermitteln. 2 Punkte
  3. Benenne drei moderne I.C.T.-Geräte.
      Handy
      Computer
      Radio
      … 3 Punkte
  4. Benenne drei traditionelle I.C.T.-Geräte.
      Klingel
      Pfeife
      Trommel
      … 3 Punkte
  5. Ist der folgende Satz richtig oder falsch?
      - Informationen sind Fakten über Situationen, Personen oder einem Geschehen. Richtig
      - Mit einer Fernbedienung kannst du jemanden anrufen. Falsch
      - Eine Bank ist Technologie, weil du dich auf sie setzten kannst und nicht auf dem Boden sitzen musst. Richtig 3 Punkte
  6. Benenne drei Teile eines Computers.
      Maus
      Tastatur
      Bildschirm
      … 3 Punkte
  7. Male ein Bild eines I.C.T.-Gerätes und benenne es. 3 Punkte
    Dafür vergebe ich gerne 3 Punkte



     Insgesamt 20 Punkte

Ein von Schülern gemachter Globus! Wo
Kamerun ist haben wir schon für
euch gelöst ;) Der Hammer!
Die erste Klasse ist korrigiert, mit 15 Punkten im Durchschnitt. Dafür habe ich bei einigen Probleme das zu lesen, was sie schreiben. „Weso“ ist „whistle“, „gun“ wird als „gong“ durchgelassen und aus „technology“ wird ganz schnell „teg nologe“. Ich gebe nun absichtlich keine Fehler auf Rechtschreibfehler, die anderen Lehrer aber schon. Mittlerweile liegen hier fünf eingesammelte Haufen von Klausuren, ca. 150 Papierchen. Und das Korrigieren der eineinhalb Seiten nimmt schon einige Zeit in Anspruch, ich kann langsam nachvollziehen warum meine Deutschlehrer Zeit für die Korrektur brauchten, danke für eure Geduld.
Schade finde ich es, dass ich keinen grünen Stift zum Korrigieren gefunden habe, wie meine Mutter das immer tut, ich korrigiere leider mit dem bösen Rot wie alle bösen Lehrer oder mein Rechtschreibprogramm.

Liebste Grüße an euch Lieben!


Montag, 7. Oktober 2013

Ein junger Deutscher erzählt von seinem Freiwilligendienst in Kamerun

"Un jeune Allemand raconte son volontariat au Cameroun"

"Ein junger Deutscher erzählt von seinem Frewilligendienst in Kamerun",
so die Deutsche Botschaft in Paris.

Es ist also geschehen, der erste Artikel über mich und mein Freiwilligenjahr in Kamerun wurde auf der Internetseite der Deutschen Botschaft in Paris veröffentlicht. Dafür wurden verschiedene Auszüge ins französische übersetzt und mit meinen schicken Bildern versehen.

Verstehen tue ich davon zwar kein Wort, da mir meine Französischkenntnisse ja entflohen sind, aber der Artikel scheint doch sehr ernst genommen und professionell übersetzt worden zu sein.

Für Euch übersetzten muss ich den ja nicht, da ihr meine Geschichten kennt.

Und schließlich der heißersehnte Link:


Auf eine gute Zusammenarbeit!