Donnerstag, 19. Juni 2014

What the fog – is going on?

Schule ist aus. Es regnet fast jeden Tag. Der Chef meldet sich nicht.

What the fog am I doing here? Zeit zum Reisen, Erkunden, Besuchen, Quatschen, Entspannen!

Am 29.05., ein schöner Mittwoch und ein langes Wochenende vor mir, fuhr ich mal wieder nach Kumbo. Kombuianer besuchen, ein bisschen Spaß haben, auch mal aus dem Haus in Bali rauskommen, die Mädels mal unter sich lassen.
Kumbo ist immer sehr ... "entspannend". In Anführungszeichen, da die Fahrt nach Kumbo bedeutet mit acht Menschen für gut zweieinhalb Stunden auszuharren. Am gemütlichsten ist da eigentlich die Rückbank, am besten mit drei dünnen Mamis. Das passiert aber nie, dickere Geschäftsleute teilen sich liebend gerne mit dir das Auto, Vier davon nach hinten, einer von ihnen sitzt schon fast auf dem Schoß des Nebenmannes oder der Nebenfrau. Zwei weiter auf dem Beifahrersitz, am besten etwas dünnere Menschen, sonst kann der Fahrer nur mit Schwierigkeiten schalten, einer, der Dünnste, darf dann nach neben dem Fahrer platz nehmen. Und wer ist in einem Kreis aus gut gebauten Menschen der Dünnste? Natürlich der Max selbst.
Beim Fahrer sitzen bedeutet sich zwischen Schalthebel und Fahrer, rechts unterm Lenkrad einzuklemmen, den linken Arm über die Schultern des Fahrers, den Rechten hinter die Kopfstütze des Beifahrers. Der ganze Körper ist dabei etwas verdreht, da man die Beine irgendwie zusammenklemmen muss, damit der Fahrer das Gaspedal noch erreicht, meine Füße mit Schuhgröße 44 aber auch nicht die ganze Zeit die Bremse bedienen dürfen. Das Lenkrad schabt bei jeder Kurve über die Hose und hinterlässt einen etwa zwei Zentimeter schwarzen Strich auf dieser, das linke Bein schläft ein, dann das Rechte, ein Krampf in dem linken Arm, der rechte Arm beschwert sich dank vollkommenem Taubheitsgefühl nicht, der fällt dann kurz vor Kumbo ab und wächst hoffentlich nach.

Nach den ganzen Schmerzen und Qualen geht die Fahrt dann erst los.

Zweieinhalb Stunden, jede Unebenheit der Fahrbahn, jedes Schlagloch wird ausgenutzt um sich eine bequemere Sitzposition zu erkämpfen, es wird nicht gelingen.
Mein armer Rücken!

Am Abend erreicht Max dann aber doch Kumbo, eine nette Dame (ich gehe davon aus, dass sie nett ist, schließlich ist sie eine halbe Stunde vor Kumbo ausgestiegen und ich konnte einen hinteren Platz sichern, ich danke dieser Dame!) unterhielt mich prächtig während der Fahrt, erzählte mir Sachen, die ich schon wusste, gerne auch drei mal, fragte mich einiges über Deutschland, über mich und dies und das und es war sehr angenehm von den Höllenqualen abgelenkt zu werden.
"Wieso Abend", höre ich meine Leser fragen, "du hattest, als du nach Kumbo wolltest doch den Mittwoch noch vor dir?" Abend deshalb, weil unser Auto beim befahren der Berge vor Kumbo anfing zu Qualmen. Es lief dann ungefähr so: Der Fahrer sammelte alles Wasser der Mitfahrer ein, jede viertel Stunde wurde eine Pause gemacht, dem Wagen Zeit zum abkühlen eingeräumt und unser Trinkwasser in die Kühleinheit eingefüllt. In Jakiri wurde dann der Keilriemen gewechselt und weiter gings.
Das heißt, ich war nicht zweieinhalb Stunden unterwegs, sonder gut vier oder fünf. Am Abend kam ich dann in Kumbo an, mehr oder weniger von der Fahrt gerädert, die Kumbo Freunde wollten trinken, danach noch in einen Club gehen. Ich bin raus!

Die zwei Tänzer, immer in guter Laune.
Beim Bierchen in der Stammkneipe, genannt Password, fing ein Duo plötzlich an zu tanzen. Zwei muskelbepackte Herren, welche wohl aus Yaounde kommen und professionell tanzen, waren mit einem Mobilfunkanbieter in der Nord-West-Region unterwegs und stellten kurz, in einer geschlagenen Stunde, ihre improvisierte Choreografie vor. Der Wahnsinn, die Beiden kombinierten Hip-Hop mit traditionellem Tanz, Nigerianischem Tanz, Breakdance, unglaublichen Kunststücken und kindlicher Komik. Wo haben die das gelernt?
Pauline, Grace und Andrew, wunderbare Kumboianer.

In Kumbo wurde ansonsten gut gegessen, besser getrunken und alle hier und dort mal besucht. Pauline fragt mich dann kurzfristig ob ich sie bei der anstehen Plant-for-the-Planet-Akademie unterstützen könnte. Im Prinzip geht es da um näherbringen von Nachhaltigkeit, ökologisch globalem Denken und dem Pflanzen von Bäumen. Ungefähr 100 Kinder von drei verschiedenen Schulen, 20 Lehrer und einige Freunde kamen, verbrachten den Tag mit Diskussionen, Spielen und Pflanzen von 200 Bäumen in Shisong.
Ein gelungener aber auch anstrengender Tag, besonders für Pauline, die sich wie wahnsinnig Mühe gegeben und diese Akademie eigentlich Alleine organisiert hat und auch einiges an Geld in diesen Tag investiert hat.
Wunderwald in Kishong.
Schwierig waren besonders die Gruppendiskussionen, ich als Diskussionleiter sollte die Diskussionen führen und Anstöße liefern, ganz ohne Gruppenbeteiligung geht es dann aber doch nicht. Dank Anwesenheit der Lehrer, Angst vor dem Fremden Weißen und Zusammenarbeiten mit fremden Kindern musste man sich stark bemühen, Kindern etwa zum Sprechen zu bewegen. Gruppendiskussionen, die eigene Postition verteidigen und Kreativität werden eher vernachlässigt in der Schule. Dort geht es alleine um die Ergebnisse der Klausuren.
Trotzdem war es ein schöner Tag, ein bisschen mit der Green-Care-Association, der NGO Paulines, zusammengearbeitet, ein paar neue Leute kennengelernt, den Kindern einen spaßigen Tag bereitet.

Langes Wochenende vorbei, zurück ins Auto, nach Bamenda. Wieder eine Verspätung: Ein Mitfahrer hat dem Fahrer angedroht, in Sabga sei er ein toter Mann. In Ndop zur Polizei gefahren, gut eine Stunde gewartet bis der Fahrer aus dem Verhöhrsaal kam und es weiterging.

Woche verging und am Freitag dann so: Lass uns doch nach Kumbo fahren!
Florian am Grillen, im Hintergrund der Sohnemann Juri.
Diesmal aber nicht direkt nach Kumbo sondern etwas weiter nach Kishong. Florian und Mona, die deutschen Ärzte hier in Bali, wollten mal ein Wochenendausflug unternehmen, die Kinder packen und irgendwo in den Wald. Ein Freund empfahl Ihnen ein Haus in Kishong. Also diesmal mit den Mädels Laura und Lea in dem klimatisierten Jeep mit der jungen Familie nach Kumbo, wir fuhren kaum länger als zwei Stunden.
Endlich mal wieder Backen!
In Kishong dann das Haus: erbaut 1928 von der Baseler Mission, mittlerweile wird es von dieser nicht mehr benutzt und gehört zu der evangelischen Kirche in Kishong. In der Küche ein alter Ofen, so ein dicker weißer, einmal Feuer am morgen und man kann den ganzen Tag kochen und backen, wandaful!
Der Kleine, mit Spiegeleiern am Braten.
Eigentlich hätte der Ofen ausgereicht, aber auch der Rest des Hauses, die Umgebung und alles dort war einfach perfekt für ein kleines Wochenendchen. Mitten im Wald, vorm Haus eine kleine Wiese, genug Betten für alle, und den ganzen Tag einfach nichts tun, Brot backen, Grillen, entspannen.

Und schon wieder verging eine Woche, förmlich wie im Fluge, denn ich kann mich kaum an diese erinnern. An das Wochenende kann ich mich aber noch erinnern, ich war in Batibo – Guzang, meinen alten Kassler Kumpanen besuchen. Er lebt seit Leas Einzug in Bali alleine in seinem riesen Haus und freut sich, wenn ich mal vorbei komme, wir uns einige Booster (Whiskey-Cola-Mischgetränk) teilen und über Männerdinger sprechen. Am Abend meiner Ankunft wurde ich dann auch gleich von Ihm und seinen kamerunischen Freunden empfangen, wir verzehrten ein paar Poff-Poffs mit Bohnen und tranken in einer gemütlichen Runde unsere Getränke.Felix, ein super netter Kerl, gute 40 Jahre alt aber immer noch genau auf unserem Level, begrüßt mich dort immer mit "My Brother from another Mother". Yeah!
In Kamerun ist es üblich, Runden zu geben, für alle die gerade mit dir am Tisch sitzen, auch wenn es eben Freunde von Freunden von entfernten Verwandten sind. So kam es zu der Situation, dass mein viertes Bier schon bei mir Stand, ich aber noch beim Zweiten war. Manchmal wirkt es dann schon etwas wie ein Saufgelage.
Der nächste Morgen, die Leber und der Kopf noch voller Castel (das beste Bier hier), nahm uns Fredrik mit nach Ashong, etwas 30 Minuten von Guzang, und wollte dort im Namen seiner Organisation mit den örtlichen Bauern eine Farmergruppe aufbauen. Solche Gruppen funktionieren ähnlich wie Vereine in Deutschland, man bildet Interessengruppen und vertritt diese Interessen als Vereinigung, um eine stärkere Position einzunehmen und Vorteile zu ergattern. Die nun selbsternannten Produzenten waren begeistert, Fredrick versprach, dass man in fünf Jahren Tomaten aus Ashong in jedem Supermarkt in Deutschland kaufen könne. Das wär doch was.

What the fog? Ich ungefähr 15 Meter von der Kamera.
What the fog? Kaum fuhren wir nach Ashong kam mehr und mehr Nebel, wir waren in den Wolken. Nebel so dicht, so feucht, Sichtweite von ungefähr 20 Metern. Der Torwart auf dem Fussballfeld auf dem ich stand könnte weder den Ball, noch Spieler noch das gegnerische Tor sehen. Es regnete nur unter Bäumen, Wasser kondensierte an den Blättern und der Wind lies es dann nur unter Bäumen regnen. Der ganze Nebel, blendend hell, ich war fasziniert. Leider ist sowas schwierig mit der Kamera aufzunehmen, man sieht ja einfach nichts...

Zurück in Bali aber wartete Arbeit auf uns. Wir müssen uns nach einem neuen Arbeitgeber für die zukünftigen Freiwilligen in Bali umsuchen. Die Arbeit mit CAMAAY und Patrick ist wenig zufriedenstellend, es geht viel viel um Geld beschaffen und wenig um die eigentliche Idee des kulturellen Austauschs und der Bildung von Unten. Da Patrick kaum motivation zeigt, dies zu ändern, muss diese Organisation eben fallengelassen und nach einem besseren Arbeitgeber gesucht werden. Den haben wir mittlerweile auch schon gefunden, Victor Bame ist Abgeordneter für Jugendarbeit und ein wirklich motivierter, netter und witziger großer Mann. Er zeigt Interesse an der Zusammenarbeit mit dem IB und hat schon Erfahrungen in der Arbeit mit Freiwilligen der amerikanischen Peacecorps. Hört sich also super an.

Gerade Gestern dann ein Tagesausflug nach Bamessing. Wir durften auf unserem Cheffe warten, baten ihn, bis 12 Uhr zu kommen, danach würden wir losgehen. Er kam nicht.
Also auf nach Bamenda, Taxi nach Bambui, dann Sabga.
Sabga ist eine kleines Dörfchen Richtung Kumbo, etwa eine dreiviertel Stunde von Bamenda. In Sabga (wo mein ehemaliger Fahrer sterben sollte) ist die Landschaft hügelig, in jeder Richtung sind riesige Felsformationen und Berge, überall saftig grüne Wiesen. Gute Wiesen bedeutet gutes Vieh, Viehhalter sind großenteils Fulani hier, Muslime aus dem Norden. In Sabga leben viele viele Fulani und das Dorf hat eine lange muslimische Tradition. Und das beste: sie Produzieren auch noch Käse! Wir kauften nur kurz einen echt teuren Käse und fuhren weiter nach Bamessing.

In Bamessing, gleiche Landschaft, wunderschön, hat sich Prespot niedergelassen. In ganz Bamessing wird getöpfert, wie verrückt. Prespot gehört zu Prescraft, eine evangelische Organisation, die die traditionelle Handwerken in Kamerun unterstützt und vermarktet. Allet Fairtrade und Bio und so. Prespot ist der Ableger, in dem die ganzen Tonwaren hergestellt werden. In Bali ist der Hauptsitz der Holzverarbeitung und Masken und Stühle etc. von Prescraft.
Neben der Töpferei gibt es bei Prespot einen Laden und ein Gasthaus, bei dem wir ausgelassen aßen, mit Honig, Margarine und Käse, dafür waren wir ja unterwegs.
Das war dann auch schon der Tag, einmal Käseessen gegangen.

Da bin ich, langsam aber stetig kommt der Tag der Rückkehr näher, eben regnete es noch aus allen Kübeln, gleich wollen wir zu Time2be mit Kindern spielen. Danach noch nach Bamenda. Der Tag vergeht, ich komme!

Liebe Grüße aus Bali, genießt euren Sommer.



Sonntag, 8. Juni 2014

Ringroadrowdies, Mami, Henni und die Zucchinisoße

Die Ringroad, direkt vor der Haustür und doch haben wir sie erst Anfang April befahren. Das ist doch immer so: Man fährt hier und dort hin, um dies und das zu sehen, seine eigene Heimat kennt man noch gar nicht.

Die Ringroad, eine 367 Kilometer lange ringförmige Route, liegt nordöstlich von Bamenda und führt an einigen der schönsten Landschaften und kulturreichsten Örtchen Kameruns vorbei, an Wasserfällen, riesigen Palästen, rollenden Hügeln, Teletubbi-Landschaften und herrlichen Landstrichen.
Die Ringroad: Bamenda, Menchum, Befang, Wum, Nyos, Nkambe, Ndu, Kumbo, Bamenda

Aber von Anfang an:


Wir Freiwilligen Lea, Laura und Max plus eine Freundin Lauras, die Juli, entschieden uns ganz spontan, so wie Freiwillige sein sollten, noch eine Julia, Auslandspraktikantin im Bamenda Regional Hospital, kurzfristig zu überreden, mit uns doch einfach einmal die Ringroad zu erklimmen.
Saftiges Grün und Berge: Die North-West-Highlands
Da wurde dann unter einem Flexibilitätsrausch auch nicht lange herrumdiskutiert und es ging los: Drei Unterhösschen, T-shirts und Kamera in den Rucksack, ein Taxi nach Bamenda genommen und dort um 7 Uhr auf Julia gewartet. Dann ziemlich flott ein Taxi nach Bafut, in Bafut steht ein gut 1200 Jahre (müssten jetzt schon gut 1214 Jahre sein) alter Palast der Königsfamilie, der wurde aber ignoriert und nicht besichtigt, der kommt ein ander mal. Über alte Brücken, scharfen Kurven, einigen engen Überholmanövern fuhren wir dann mit unserem Shared-Taxi Richtung Befang zu unser ersten Station.
Im Taxi noch überlegten wir uns einen Namen für unsere Gruppe: Nachdem die Ringroadfairies (Ringroadfeen) fast einstimmig gegen die Ringroadrowdies verloren, konnten wir schon die erste Pause genießen:

Menchum Wasserfälle


Die Menchum Wasserfälle
Dürfte ich schätzen, würde ich sagen: die sind größer als ich! Um einiges, gut 30 bis 40 mal größer als ich. Auf einer alten, etwas heruntergekommen Besichtigungsplattform durften wir uns also kurz ausruhen, das laute Rauschen des Wasserfalls genießen und uns auf einem alten umgestürzten Baum gemütlich machen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie viel Kraft Wasser haben kann, wie schön die Spritzer im Sonnenlicht funkeln, wie laut das bisschen Wasser werden kann. Ein schöner Anblick, irgendwie idyllisch da mitten auf dem Weg: ein Wasserfall, ein paar Bänke.

Die RingRoadRowdies bei den Menchum-Falls
Die Ruhe wurde dann etwas gestört, als eine Gruppe Kameruner vor dem Wasserfall posierte und im Endeffekt uns interessanter als den Wasserfall fand. Wir entschieden uns bei bestem Wetter den Fußmarsch von ungefähr einer Stunde nach Befang anzugehen. Die Sonne war stechend, jeder Schatten eine Wohltat. Die Rucksäcke waren nicht schwer, es gab keine nennenswerten Steigungen oder schwieriges Gelände, es war einfach zu heiß zum wandern.

Ein netter Empfang in Befang

Befang


(Befang liegt in der Karte etwas unter dem Knick unter Wum.)
In Befang erlaubten wir uns also erst einmal ein kühlendes Getränk.
Ich und meine Mädels mussten wirklich erstaunlich wirken: der Weiße mit den vier weißen Frauen. Die Männer wurden von diesem Phänomen geradezu angelockt, wir waren Gesprächsstoff für die nächste halbe Stunde, wieso gibt der Weiße da keine von seinen Frauen ab? Testosteron sprudelte aus jeder Ecke und Kante, ich fühlte mich wohl, soviel Anerkennung habe ich schon lange nicht mehr bekommen, meine Mädchen eher eingeengt.

Folge der roten Straße: Die Ringroad
Ich versprach, dass ich mein Allerbestes geben werde, alle Frauen wieder nach Hause zu bringen, einfach war das aber nicht. Manchmal muss man halt an der Polizeikontrolle, oder in jener Bar ein Fraulein abgeben, um seinen Weg fortsetzen zu können.

In Befang wurden dann Okadas gesucht, drei Leute auf ein Motorrad und ab die Berge hoch. Die Landschaft war Waldig, die Steigung teilweise 13°, die Kurven enger den je.

Wir wollten nach Wum, es war schönes Wetter, die Straße sah gut aus. Die Fahrt mit dem Moped war schön, aber auch genauso anstrengend. Drei Leute auf einem Okada, dauerhaft Bergauf, festhalten, Gepäck, entgegenkommende Autos, Bergab, zu schnell.

Wum


Ein paar beindruckende Formationen und Aussichten
In Wum fiel Laura mehr oder weniger vom Okada, ihr Bein war eingeschlafen, die Muskeln vom Festhalten völlig erschöpft, aber eine schöne Aussicht! Wir machten wieder Pause, entschieden uns aber die Nacht nicht in Wum zu verbringen. Weiter ging es also, zum Autobahnhof, ein Taxi nach Nkambe finden.
Das Interessante ist nun: es ist billiger von Wum über Befang, Bamenda, Kumbo nach Nkambe zu fahren, als von Wum über Nyos. Die Straßen seien schlecht, man verbraucht mehr Sprit und mehr Zeit. Das hieß für uns, viel viel Geld und ein Taxi für den Tag mieten, dafür konnten wir dann Lake Nyos besichtigen und in Nkambe noch ein Hotel suchen.

Auf also nach

Lake Nyos


Lake Nyos, Lake Nyos, ein Mörder.
Der liebe See hat ein ganzes Dorf ausgerottet, hunderte Menschen getötet und einen großen Landstrich unfruchtbar gemacht. Wieso, darüber streiten sich die Forscher. Entweder es war eine Gasblase zwischen Gesteinsschichten unter dem Grund, hervorgerufen durch verwesendes Kleingetier und Algen, oder eine Gasblase eines inaktiven Vulkans. Jedenfalls ist der See, die umliegende Landschaft und die gestorbenen Menschen jetzt tot.
Lake Nyos, der braune Kratersee, der Mörder
Der Kratersee hat sich daraufhin gelb gefärbt, was einen spektakulären Anblick bietet: zwischen Klippen und Felsvorsprüngen liegt die ruhige gelbe Flüssigkeit, oben auf dem Berg eine Labor- und Militäreinrichtung. In Richtung Tal, wo das gefilterte Wasser abfließt, ist ein wunderschöner Wald. Verrückte Welt!

Wir wurden persönlich von Generalissimo und ein paar Soldaten an den See geführt, sie hatten plötzlich alle Waffen in der Hand, teilweise auch noch ein Stück gegrillte Schlange, verlangten unsere Reisepässe und führten uns gezwungenermaßen den Weg zum See hinunter. Nach der kurzen Führung empfahl uns dann unser Fahrer, der auch um seinen Führerschein bangte, den Jungs doch ein bisschen Geld für Bier dazulassen, sonst könnte sich das noch etwas in die Länge ziehen. Die muskelbepackten Jungs saßen gemütlich mit ihren Kalaschnikows im Schatten und grillten sich eine riesige Würgeschlange, die sie irgendwo auf dem Weg gefangen haben. In welchem Film war ich da eigentlich? Der General bat mich dann noch in Nkambe für ihm Handyguthaben aufzuladen, gab mir 500F und wünschte uns einen schönen Tag. Weiter ging es nach Nkambe.


Nkambe


Über Teletubbiland mit komischen Ameisenbauten kamen wir dann bei Sonnenuntergang in Nkambe an. Hunger und ahnungslos über unseren nächtlichen verbleib, triezten wir unseren Fahrer, vom Zentrum zur Kirche, von da wieder ins Zentrum und zu einer anderen Kirche um schließlich ein Hotel im Zentrum zu finden. Nach einem ausgelassenem Essen und Bier mit dem Fahrer gingen wir dann ins Stundenhotel, Laura und Juli und Lea, Julia und ich, zu dritt aus Angst vorm Alleineschlafen.

Ndu-Tea-Estate, Teepflanzen soweit das Auge reicht

Ndu


Marsch durchs Teefeld
Morgens ging es dann schon weiter: Wir nahem ein Taxi nach Ndu, direkt zu den Tee Plantagen: Grüne Büsche soweit das Auge reicht. Kilometerlang nur Tee, Tee und Tee. Dabei bin ich gar nicht so ein Fan von Tee. Besichtigen wollten wir die Plantage trotzdem, der Sonntag machte uns aber einen Strich durch die Rechnung. Keiner Arbeitet am Sonntag, außer die Wächter, die sind aber nicht befugt, uns in die Teeplantage einzulassen. Der Manager war nicht zu erreichen, wir liefen die fünf Kilometer Richtung Ndu zurück, machten zwischendurch Pause und Picknick in den Teeplantagen, die man einfach betreten konnte, und hatten trotzdem einen schönen Einblick in die Büsche. Statt Tee wurde aber Wasser getrunken.

Kumbo


Kumbo von den Antennen
Die letzte Strecke wollten wir dann noch mit Okadas fahren: nach Kumbo, der nächste Ort, wo IB-Freiwillige wohnen. Kumbo liegt gut 2200 Meter über dem Meeresspiegel, wenn die Sonne scheint ist es warm, wenn nicht, dann bitterkalt. Nachts fast unerträglich Deutsch.
In Kumbo wurden dann noch ein paar schöne Tage verbracht, unsere Mitfreiwilligen getroffen, es wurde auf einem Berg bei den Antennen mit Aussicht über ganz Kumbo gegrillt und auch ein paar Versöhnungsbiere getrunken.

Na was ist denn das mitten in Kumbo?
Von Kumbo ging es dann direkt nach Bamenda zurück nach Bali: 367 Kilometer schlechte Straße in drei Tagen, eine ansehnliche Bilanz, die Arterien wurden freigeschüttelt und der Kopf hatte ein paar Beulen mehr vom Anstoßen am Autodach. Insgesamt aber eine sehr empfehlenswerte Route, schöne Landschaften, unglaubliche Aussichten, tolle Eindrücke. Insgesamt ist die Straße sicherlich auch gut mit dem Fahrrad zu meistern, wer also demnächst eine Fahrradtour plant: ab nach Kamerun.

Hendrik - Erika - Max

Erika und Henner


Wir sind dann an einem Dienstag in Bamenda gewesen, abends, müde von der Fahrt, erschöpft von der Ringroad. Gerade am Busbahnhof angekommen, ich hatte geplant, den Mittwoch zu entspannen, das Haus zu putzen und am Donnerstag dann nach Douala zu fahren um meine Mutter Erika und meinen großen Bruder Hendrik vom Flughafen abzuholen, klingelt mein Handy. Eine deutsche Nummer, kann nur meine Mutter sein:

"Du ich freue mich so, morgen sind wir in Kamerun!" - "Wie bitte? Morgen? Du meinst Übermorgen, Donnerstag!" - "Nein, wir kommen morgen, Mittwoch."

Die zwei Brüder
Ich bin gleich Rückwärts zurück in den Bus gefallen.
Dann hieß es ein Busticket nach Douala für Mittwoch kaufen, Hotel umbuchen, Fahrer anrufen, Zimmer aufräumen, Rucksack packen, spät schlafen gehen, früh aufstehen und ab nach Douala.

Am Ende ist aber alles super gelaufen, ich hatte noch einen schönen Tag in Douala, habe mir die Haare schneiden lassen und die Innenenstadt angeschaut (eine von den vielen Innenstädten), und am Abend Hendrik und Erika empfangen. Noch am Abend fuhren wir mit meinem Freund Edwin, der ein schickes und schnelles Autochen hat, nach Limbe zum Strand.
(Im Endeffekt waren wir alle ganz schön verplant gewesen, mein Bruder hatte mir im Januar das Reisedatum gesagt, das wäre dann der Donnerstag gewesen. Sie haben dann aber doch früher gebucht, am Mittwoch, es ist aber irgendwie untergegangen und mir hat es niemand gesagt. Ich habe auch nie nachgefragt, wir sprachen oft davon, dass sie bald kommen, aber nicht über das wann. Stress für mich, aber dafür habe ich meine Familie auch einen Tag früher sehen können.)

Nach Haiahaia dann die ersten Sonnenstrahlen, Hendrik und Erika sind gerade in Kamerun, ein wunderschöner Tag, Strand, Meeresluft, alle Menschen sind schwarz, die Häuser sehen ganz anders aus.
Fisch, Krabben, Krebs,...?
Meiner Mutter gefällts! Sie will gleich in die Stadt, frühstücken, einkaufen, rumschauen, schnuppern, Fotos schießen. Mein Bruder geht da etwas ruhiger dran, beobachtet, lacht über lustige Andersheiten, genießt.
Der Erdbeerbananen-Smoothie ist schon verdrückt, deswegen grinse ich so.
Nach einem eher ungewöhnlichem Frühstück, Fischsuppe mit Yams, lecker!, die Brotkultur wie wir sie in Deutschland kennen gibt es hier halt nicht so, dann noch in ein Cafe, Tee und Kaffee trinken, und ab zum Strand!

Der Sand schwarz, das Wasser warm, Palmen, Sonne, das kann man Osterferien nennen.

Der Fischermarkt in Limbe bei Sonnenuntergang
Lea, Juli, Laura, Erika, Hendrik im Affenzoo
Neben Strand und genießen wurde dann nach Limbe angeschaut, der Affenzoo "Wildlife-Center" in Limbe besucht, der Botanische Garten besichtigt und für meine Mutter ganz wichtig: der Markt. Meine Familie liebt Märkte, da wurde dann auch gleich der erste Stoff gekauft und zur Schneiderin geschickt. Limbe als Hafenstadt hat auch einen Fischmarkt, also ab zum nächsten Markt, es riecht nach Fisch, die Boote und Netze, es wird Fisch in Eis gelegt verkauft, daneben auch gleich für die gegrillt, dazu gibt es eine grüne und eine rote Soße. Der Fisch ist guuuut! In Bali kriegt man eigentlich nur tiefgefrorenen Fisch, 500 Kilometer vom Meer ist es halt schwierig an frischem Fisch zu kommen, besonders bei dem feuchtwarmen Klima hier.
Jeden Abend, manchmal auch mittags gab es also Fisch, Fisch, Fisch, meine Mutter fands gut.

Dann Richtung Bali, der Rücken und die Nase schmerzten vor Sonnenbrand, Julius fuhr uns mal wieder. Kurz nach Douala trafen wir dann auch Gregory zufällig an der Straße, mein African Papa, kurz nach Bafoussam bewunderten wir die Wasserfälle, bei Sonnenuntergang ging es dann von Bamenda nach Bali über das schöne Hochland der Nordwest-Region.

Gackern wie die Hühner: Ma Comfort, Erika und Ernestine
Viel Zeit blieb uns dann in Bali nicht, wir erklommen den Matterhorn ein weiteres, wir engagierten eine Juju-Tanzgruppe für Erika und Hendrik, besuchten die Nachbarn, besichtigten Bali und Bamenda, die verschiedenen Märkte, Laura, Lea und ich wurden krank, dann ging es schon wieder nach Limbe, ein paar Tage Entspannungsstrand und dann wieder zurück in den Flieger.
Freunde hat meine Mutter in der Nachbarschaft gefunden, besonders in Ma Comfort. Die beiden Mami saßen zusammen und quatschten, auch wenn meine Mutter nur gebrochenes Englisch spricht, verstanden haben die beiden sich mühelos.
Mama tanzt sogar mit mehr Schwung als die Jujus
Seit dem Zeitpunkt fragen viele nach meiner Mama, wie geht es ihr, dass ich sie grüßen soll.
Insgesamt hatte ich eine wunderschöne Zeit mit meiner Familie, gedaddelt mit dem Bruder, Mutter machte große Teile der Hausarbeit "Genieß es, die nächsten Monate hast du erstmal keine Mutter mehr", ich durfte ihnen mein Leben in Kamerun zeigen, wie schön es hier ist, was mir hier gefällt.
Nun kriege ich oft Nachrichten von meiner Mutter wie "ich will wieder nach Kameruuun!"
Irgendwann!






Was wächst, das wächst...wunderbar!


Nun ists drei Monate her, da wir den Schulgarten der G.S. Bali Town gr.I mit Samen bestückt haben. Und das was wächst, das wächst wunderbar! Brokkoli geht nicht an, Zucchini wächst wie verrückt, Rettich hat zwar Schwierigkeiten gegen den harten Boden anzukämpfen, wird aber groß wie große Karotten, Salat und Kohl wachsen, und lassen auf sich warten.

Zucchini was ist das? Wenn ich Zucchini kaufen möchte, dann muss ich in die Tiefen der Gemüseverkäufer in Bamenda gehen und einen hohen Preis bezahlen, darum kennen viele Leute, die wenigsten Kinder, Zucchini gar nicht. Zucchini aber wächst wie verrückt, da hielten wir es für angebracht den Kindern mal zu zeigen, was für ein tolles Gemüse das doch ist. Und wie lässt sich das besser beweisen als durchs Essen selbst?
Was macht der Whiteman da?!?
Wir planten also eine Kochstunde. Wir kauften Teller, Öl, Reis und einige andere Zutaten, ließe uns vor der Schule zwei Feuerstellen herrichten, einen Tisch anschleppen und die Kinder kommen und planten eine Reis mit einer roten Zucchinisoße. Zwei Kinder kümmerten sich ums Feuer, zwei um Reinheit, gut 20 Kinder schnippelten Tomaten, Zucchini, Zwiebeln. Zwei Chefkochs kümmerten sich dann um Reis und das Wohlbefinden der Soße. Gegessen wurde im Klassenraum, je zwei bis drei Kinder mussten sich einen Teller teilen, Salat aus Rettich, Karotten, Zucchini und Salat, alles aus dem Garten, gab es leider nur für die Lehrer. Insgesamt war dies ein toller Tag, die Kinder waren begeistert und halfen kräftig mit, die Lehrer fanden die Aktion gut und am Ende waren gut 50 Mäuler gestopft, ein voller Erfolg.

Ein Zucchini-Sößchen
Nun haben wir schon Anfang Juni, die Schule schließt in diesen Wochen. Wir sind gerade auf Abschied von den Schulen gestimmt, manchmal bin ich ganz froh, bei einigen würde ich doch gerne noch weiter Unterrichten und die Kinder sehen. Dazu behalten wir eine Tradition der Bali-Freiwilligen bei, wir schießen Fotos von unseren Klassen und den Lehrern, gestalten ein Plakat für die Schule, besonders schöne Fotos gibt es dann auch nochmal für die einzelnen Lehrer. Die Abschlussparties der Grundschulen sind für mich eher ein Graus, den Kindern gefällts. Es gibt Programm, Beten, Tanzen, Singen, Überreichen von Preisen, das Überreichen der Zertifikate etc. Da kann man auch mal fünf bis sechs Stunden dort sitzen, rausgehen ist zum Glück erlaubt.
Die Kinder finden es gut, das ist ihr Tag, dafür sitzen die auch gerne von Acht Uhr bis Sechs Uhr. Zugegeben, nicht alle.

Liebe Grüße und Ndiba mbumbo. (Eine Zigarette bitte.)