Mittwoch, 29. Januar 2014

Step by Step to a Nonviolent Education

Ein kleiner Artikel über die Arbeit und ein Spendenaufruf.

Was macht denn so meine Arbeit? Time2be läuft, die Kinder bekommen jeden Montag und Donnerstag Laura und Max auf einen Platz gesetzt und müssen spielen. Fussball, Handball, Dodge (ein echt gutes kamerunisches Spiel, ein Kind muss einer Socke gefüllt mit Erde, Sand oder weiteren Socken ausweichen); Springseile, Wettkämpfe, Parkour, Spiele wie "Fischermann, Fischermann", "Drachenjagd" oder "Kettenfangen", Kartenspiele wie "UNO" oder Blackjack und als absolutes Highlight: Papier und Buntstifte, manchmal Mandalas, mit Vorlagen oder einfach nur frei Schnauze. Das Papier bezahlen wir bis jetzt aus unserer Tasche, das wird aber langsam Teuer, ein Päckchen mit 200 Blatt kostet ungefähr sieben Euro, lassen wir Mandalas kopieren kosten hundert Kopien ungefähr vier Euro. Buntstifte haben wir zum Glück noch, die werden aber auch immer weniger und weniger.

Die Schulen schleppen sich so her, vieles was von uns erwartet wird, also im Lehrplan steht ersehen wir als sinnlos an so zu unterrichten, wie es unsere Möglichkeiten hergeben. So sollen die Schüler*innen zum Beispiel am Ende des Jahres erklären können, wie sie bei einem Text die Schriftart, -größe und die gesamte Formatierung ändern können, ein Computer haben sie deshalb aber noch lange nicht angefasst. Wir versuchen einerseits, so zu unterrichten, das die Kinder das gelernte auch verstanden haben, nicht nur auswendig gelernt, und das sie das Wissen später auch anwenden können. Von Gregory haben wir ja zugesichert bekommen, den Computerraum von Ashia in Bali zu benutzen, bis jetzt fehlte uns aber die Zeit, dies zu organisieren. Die Tests schreiben wir mittlerweile am Computer und lassen sie drucken, für unsere ungefähr 500 Schüler macht das pro Testsequenz 15 Euro.

Unser Gardening-Projekt ist mit einem kleinen Feld angelaufen, mittlerweile wachsen Karotten, Okrah-Schoten, Grüne Bohnen und Wassermelonen vor sich hin, glücklicherweiße haben sich die umliegenden Feldbesitzer zusammengetan und ein Loch graben lassen in dem sich nun Wasser sammelt, wir dürfen das Wasser mitbenutzen.

Unsere letzte große Aufgabe war ein "non-violent education"-Projekt (Gewaltfreie Erziehung) an der Holy Infants School. Die ganze letzte Woche kamen wir an diese eine Schule (echt erholend, wenn man sonst täglich die Schule wechselt) und haben über Gewalt, die Ursachen, Auswirkungen und Alternativen jener geredet. Wir haben mit den Lehrern Meetings gehalten, ihnen alternative Methoden vorgeschlagen und sie erarbeiten lassen, was man ändern kann und wie man dies ändern kann. Wir haben zusammen mit den Kindern Klassenregeln aufgestellt, ein Plakat gebastelt und sie unterschreiben lassen. Zusätzlich haben wir noch in allen Klassen ein Belohnungssystem eingeführt, gute Schüler*innen sollen durch einen positiven Vermerk auf einem Plakat dafür gelobt werden, das sie eben gute Schüler sind. Bald werden wir uns auch zusammen mit den Eltern in einer Art Elternabend wiederfinden, denn nur zusammen, Schüler, Lehrer und Eltern, kann eine gewaltfreie Erziehung wirklich funktionieren.

Aber wieso sprechen wir das Thema überhaupt an? Wir erleben immer wieder, das Kinder mit dem Stock geschlagen werden, meist auf den Handinnenflächen oder dem Kopf. Und das nicht nur von den Eltern, sondern auch den Lehrern, großen Geschwistern oder "Freunden". Das geht natürlich so weit, das sich auch oft die Kinder schlagen, die großen die Kleinen oder auch egal wer mit wem, hauptsache der andere tut danach, was "Ich" ihm sage.
Nun ist es nicht so das die Kinder bleibenden physischen Schaden davontragen, der Schmerz ist kurz und knackig, aber der Sinn dahinter bleibt uns doch etwas verschlossen. Meist wissen auch die Kinder nicht genau, was sie eigentlich falsch gemacht haben, sie wissen nur, dass sie irgendetwas felsch gemacht haben.
Das bringt uns dann zum Punkt "Gewaltfreie Erziehung". Wir möchten gerne auf dieses Thema aufmerksam machen, möchten möglichst viele Personen, Gruppen und Authoritäten auf dieses Thema bringen und wenn möglich, Step by Step (Schritt für Schritt) den Kindern eine etwas gewaltfreiere Erziehung ermöglichen.

Und das machen wir mit einem Positivbeispiel: gerade heute fragten wir die Lehrer der Holy Infants School wie es gelaufen ist, eine Woche ohne schlagen, mit anderen Methoden, ohne Gewalt, ohne Stock.

Die Antworten fand ich nach einer Woche schon überraschend: (kurzgefasst)

What difficulties did you face? (Welche Schwierigkeiten sind aufgetreten?)

"The kids are more "free". They are more stubborn now."
"Die Kinder waren eher ungehemmt, sie sind dickköpfig."

What did change in general? (Was hat sich im allgemeinen geändert?)

"They are also more free to participate in class, ask more questions and are not afraid to say something wrong."
"Die Kinder haben aber auch viel weniger Hemmungen sich in der Klasse zu beteiligen, sie fragen mehr und haben weniger Angst etwas Falsches zu sagen."

Und für mich die schönste Antwort: "Die Kinder sind jetzt freundlicher."

Das gibt uns den Anreiz, das ganze zu zeigen, wir marschieren am Tag der Jugend am 11. Februar mit einem Banner "Step by Step to a non-violent education", tragen T-shirts mit diesem Spruch und wollen Flyer verteilen, möglicherweiße noch etwas im örtlichen Radio sagen. So ists der Plan, an was das ganze scheitert: am Geld.
CAMAAY ist eine NGO und bezieht deshalb kein bis kaum Geld von der Regierung und ist auf Spenden angewießen.

Was wir noch brauchen sind die T-shirts und Flyer. T-shirts wollen wir für ungefähr 25 Kinder und uns bedrucken lassen, von den Flyern wollen wir gut 1000 drucken lassen.


Deshalb benutze ich diesen Artikel als kleinen Spendenaufruf. Wer Laura und mich mit einer kleinen Spende unterstützen möchte, kann diese auf folgendes Konto (s.u.) überweisen.

Max Mosig
Kto: 1019301264
Blz: 120 300 00
Deutsche Kreditbank AG
Verwendungszweck: Spende an Time2be / Gewaltfreie Erziehung

Auch schon kleine Beträge helfen uns sehr, über Sachspenden an unsere Postbox freuen wir uns natürlich auch riesig.

Laura Liebler, Max Mosig
76997102
P.B. 166 Bali
North-West-Region
CAMEROON

(Am besten einfach draufschreiben "Bibles for Children" oder "God bless this package", dann soll es schneller gehen.)

Danke und liebe Grüße



Samstag, 25. Januar 2014

Heimbericht, die Zweite

Ich habe mal wieder etwas zu erzählen.

Eine lange Zeit ist vergangen, seit ich meinen letzten Heimbericht veröffentlicht habe. Also handelt der folgende Text darüber, was ich die letzten zwei Monate in Kamerun erlebt habe.


Yaoundé



Die Hauptstadt Kameruns, das politische Zentrum, Regierungssitz, 1.5 Millionen Einwohner. Erster Eindruck mit Parks, Joggern, Yoga- und Aufwärmgruppen, Statuen, Bäumen, Clubs, Einkaufszentren: absolut Positiv! (Gleich noch was zur größten Stadt Douala, welche mir etwas Angst vor Yaoundé gemacht hatte)


Wir hören regelmäßig: "Mein Bruder studiert in Yaoundé" – "Meine Familie wohnt in Yaoundé" – "Mein Onkel ist Anwalt in Yaoundé". Alle Busunternehmer werben mit der Fahrt nach Yaoundé für 5000 CFA, also sollten wir es doch auch einmal probieren und unsere Mitfreiwillige Sabine besuchen.
Abends um sieben schleppten wir uns also mit Isomatte und Schlafsack bepackt zum Busbahnhof "Vatican Express", buchten unsere Fahrt nach Yaoundé und saßen noch bis halb Zehn in einer kleinen Snackbar. Um Zehn sollte der Bus den Motor starten und uns zur Hauptstadt fahren, um elf ging es also "pünktlich" los.
Der Nachtbus: Groß, sauber, schnell, schlafen, keinen ganzen Tag verschwenden... einige Vorteile.
Nachteile: eher unsicher, doch nicht schlafen, den nächsten Tag gerädert verschlafen, man fühlt sich nach jeder langen Fahrt eklig.


Wir kamen trotzdem gut um sechs Uhr morgens an, holten uns ein Taxi und merkten schon: Yaoundé ist riesig, und teuer! Man fährt einfach Stundenlang von A nach B, weil eben alles so weit auseinanderliegt, Öffentliche gibts nur ganz wenig und jeder nimmt ein Taxi, die Straßen sind zu klein und es gibt einfach zu viel Verkehr.


Die Innenstadt ist aber ganz anders, es gibt Eisdielen, Musikläden, Supermärkte, Elektrogeschäfte. Alles total europäisch, daneben aber auch die traditionellen Märkte, die kleinen Restaurants und Shops.


Mein Ausflug nach Yaounde war geprägt durch das Hilton Hotel, das Hilton, eins der besten Hotels mit einer wundervollen Aussicht vom elften Stock. Wir wurden von einer Freundin von Sabine eingeladen zum trinken, dort gab es alle Möglichkeiten von Cocktails und Alkohol, zu Preisen, die auch im elften Stock schwebten. Für die Freundin war das aber kein Problem, sie bezahlte und drängte uns doch noch einen Mojito für 8€ zu nehmen.
Da habe ich richtig gemerkt, das die Schere zwischen Reich und Arm ganz besonders in den Großstädten enorm ist, die einen flüchten aus ihren Dörfern vom Land und suchen in der Stadt nach dem Geld und ein besseres Leben, werden dann von der Stadt vollkommen ausgenommen um Reichen mehr Reichtum zu ermöglichen.


Grüße aus dem Hilton in Yaoundé
Ich merkte diesen Unterschied, weil ich in Bali sonst mit Menschen zu tun habe, die eher wenig betucht sind, sie fragen aber nie nach Geld, sondern sind glücklich und zufrieden mit ihrer Familie, ihrem Compound und ihren Freunden, in Yaounde war ich als weißer der große Geldbeutel, viele fragten mich nach Geld, oder wollten mir unbedingt dies und das verkaufen. Und dabei gibt es Kameruner, die viel mehr Geld haben, schon ihr drittes Haus bauen lassen, ein tolles Auto fahren. Ganz besonders in Yaounde.




 



Douala – Flughafen



Am 21.12 sollte die Mama und Schwester von Laura kommen, wir fragten ein paar befreundete Freiwilligen, ob wir bei ihnen Übernachten dürften und kamen am Tag davor in Douala an, es war heiß! Douala liegt ziemlich nah am Meer, ziemlich tief und durch die große Stadt heizt sich das Gebiet verdammt auf und das bei fast 100% Luftfeuchtigkeit. Es ist wahrlich grausam immer wieder zwischen 40° draußen und 18°C innen bei Klimaanlage zu wechseln.
Um zehn Uhr trafen wir uns mit unserem Fahrer am Flughafen, später sei gefährlich und schwierig mit dem Taxi, um drei Uhr morgens sollte das Flugzeug landen, um sieben Uhr saßen wir dann endlich im Auto nach Bali, neun Stunden warten im Flughafen, super!


Lela



Ein Festival stand an: Lela ist das Neujahrsfestival Balis und regional bekannt und beliebt. Es wird das Ende eines (welcher?!) Krieges gefeiert, die eine Hälfte verkleidet sich als Soldaten, beschmieren sich mit Dreck und Musterfarbe, schießen mit traditionellen Gewehren und tanzen, die andere sieht sich in traditionellen Anzügen wieder, es wird mit Flöten und Trommeln Musik gemacht und getanzt.
Es war echt erstaunlich, man hörte ab vier Uhr Nachmittags viele viele laute Knalle, die Jugendlichen liefen mit Gewehren rum, die Kleinen bastelten sich ihre eigenen Gewehre, welche mit Streichhölzern befeuert werden, aber auch einen unglaublichen Lärm machen.
Lauras Familie war genauso beeindruckt wie ich, hunderte Menschen, alle in traditionell dresses oder Soldatenkostüm, am Palast in Bali, die Luft stank nach verbranntem Schwarzpulver und Feuer.


























Weihnachten



Unser Weihnachtsbaum mit Geschenken
Happy Christmas in advance.
Das sagen unsere Freunde uns schon am ersten Dezember, Fröhliche Weihnachten im Voraus.
Der Adventskalender
Wir Deutschen feiern Weihnachten am 24. Dezember, das wollten wir beibehalten, gerade da Lauras Familie und Lea bei uns wohnten, so kauften Laura und ich nach und nach ein paar Weihnachtssachen zusammen, es gab einen Plastikweihnachtsbaum mit Kunstschnee, Plastikchristbaumkugeln, einen selbstgemachten Adventskranz und selbstgemachte Adventskalender, auf der Straße hörte man lautdröhnend Weihnachtslieder und die 30°C tagsüber störten dann auch nicht mehr.
Am 24. waren wir zusammen noch ein kleines muslimisches Dorf namens Baba besuchen, die Dorfbewohner sind gute Freunde von Gregory und er wollte uns einfach einmal eine kleine und total nette Dorfgemeinschaft zeigen, wie idyllisch das doch war!





Baba


Das ist Gregory

Baba


 
Marie mit einem drei Tage altem Mädchen
Der Stolz einer jeden Familie, Töpfe

Grüße auch aus Baba


 Weihnachtsabend



Das Weihnachtsessen
Am Abend fanden wir uns zum kochen zusammen, jeder kochte etwas, was er gut konnte, am Ende kamen dann gefüllte Pfannkuchen zusammen. An Füllung gab es Bohnen in Weißweinsoße, karamellisierte Karotten, Basilikumpesto, eine Olivenöl-Senf Soße, Mais, Oliven gebratene Paprika, allerlei Gemüse und Käse! Nach zwei von den Köstlichkeiten war man dann auch schon satt, es sollte ja noch ein paar Geschenke geben.
Wir bauten alle Geschenke in Tetris-Manier vor dem Weihnachtsbaum auf, die Lichterkette blinkte und ich führte die mosigsche Tradition des "man-muss-schon-eine-6-würfeln-um-ein-Geschenk-zu-bekommens-!" ein.
Nach der reichlichen Bescherung (zugegeben, die letzten Geschenke waren alle für Laura) war es auch schon eins, wir gingen alle mit unseren Geschenken ins Bett, ich mit meinen neuen Masken.


Kamerunisch Weihnachten wird wie überall anders auf der Welt am 25. mit Familie und Freunden gefeiert. Gregory lud uns ein, wir sollten lecker essen und gut quatschen, seine Familie kennenlernen und Weihnachten bei ihm genießen.




Weihnachtsshopping


Frohe Weihnachten an Daniela und Valentin



Jujus in unserem Compound!



Gregory sieht sich ganz oft verantwortlich für alles, er nennt uns Son und Daughter und wir ihn Papa, er meint, solange er die Möglichkeit hat sich um uns zu kümmern, will er das auch tun und schon einige Biere gehen auf seine Rechnung, mit der Ankunft Lauras Familie sah er sich neuen Aufgaben konfrontiert und entschied kurzerhand: Es müssen Jujus für Sabine und Marie tanzen!
Den Tag beschreibe ich einfach in Bildern:

Klickt mal aufs Bild, dann seht ihr mehr Details


Unser Wasserfall



Die ganze Gruppe ist erstaunt
In Bali gibt es einen Wasserfall, das wussten wir zwar schon, waren aber noch nie dort gewesen, wir packten Schwimmsachen und Nachbarkinder ein und fuhren los, ein Traum! Im eiskalten Wasser kann geschwommen werden, die Lage ist wunderschön und auch die Jugendlichen genießen ihn. Der Wasserfall ist einfach ein Traum und wir haben uns versprochen öfters dorthin zu gehen, selbst zu Fuß brauchen wir nur ungefähr fünfzehn Minuten.

 
















Matterhorn



Wir waren wieder oben, diesmal bei etwas mehr Sonne und ein paar mehr Freunden, eine wundervolle Aussicht.



















Max war traurig, weil er sein
 Feuerzeug vergessen hatte

Liebe Grüße von oben


















La Kribienne und Bonne Année


am 31. Dezember sollte es für Marie und Sabine auch schon wieder nach zurück nach Deutschland gehen, wir nahmen früh einen Bus nach Douala, kamen spät in unserem Hotel an und wurden um drei zum Flughafen gebracht, es wurde sich kurz verabschiedet und wir wurden per Shuttle gleich zum Busbahnhof nach Kribi gefahren, um vier Uhr morgens sollte der erste Bus ja schließlich schon losfahren. Natürlich fährt so ein Bus erst, wenn er voll ist und so kamen wir dann um acht oder neun von Douala los und fuhren weiter südlich nach Kribi.
Wir machten eine Wette daraus, wer zuerst das Meer sieht, ich war natürlich der erste, der das blaue Wasser, den Strand und die vielen Palmen ausfindig machte, wir waren an Silvester am Meer, ein tolles Gefühl.
Das Hotel lag am Anfang von Kribi, hat eine wunderschöne Anlage und nette Zimmer mit Klimaanlage und, was das alles noch viel schöner macht: es liegt 200 Meter vom Strand entfernt. Was hielt uns also auf, völlig unausgeschlafen im Meer herumzutollen? Nichts!


Und Kribi ist einfach wundervoll, es ist eine normale Stadt, es gibt einen täglichen Markt, normale Bars und daneben stehen ein paar Hotels. Es ist wenig wie ein Touristenzentrum, Touristen schlafen mehr oder wenig in unmittelbarer Nähe von Bewohnern Kribis. Der Strand wird von allen genutzt, man sieht Pärchen, Jogger und Jugendliche die schwimmen, daneben uns Weiße, die genau das gleiche machen.
Einzig eins störte die Idylle, wir wurden vorgewarnt, das in Kribi oft Taschen gestohlen werden, das passierte uns auch, eine Tasche, ein Handy und eine Kette ein bisschen Geld hier und da liesen sich entwenden, Lauras Tasche wurde sogar von der Flut entwendet. Trotzdem war der Strand der Ort, unser Frühstück, Mittagessen und Abendessen wurde alles in Meeresnähe abgehalten, wollte man mal billiger Essen, gab es was auf dem Markt oder eine Kokosnuss von einer Mami.


Silvester feierten wir mit fast allen Freiwilligen an einem Hotel, es wurde getrunken, teuer gegessen und beim Überschreiten der "12" im Meer mit einem Bierchen angestoßen, danach in Handtuch und Badehose von Vorsätzen und übers alte Jahr geschwärmt.


Wir blieben bis zum 4.01. in Kribi, genossen den Strand, aßen Avocadosalat und frisches Baguette und liesen es uns einfach mal gut gehen, Ferien machen in Kamerun. Die vier Übernachtungen gingen viel zu schnell um, plötzlich saßen wir schon wieder im Bus nach Bamenda und froren eine kalte nach in Bali.
Frühstück am Strand
 

Die Lobé-Wasserfälle, eine der wenigen Wasserfälle
 auf der Welt, die direkt ins Meer Rauschen


Heimbericht Nummer Zwei, fertig.



Samstag, 11. Januar 2014

Essen fassen


Ein Artikel über den Rezeptewettkampf und ein kleiner Einblick über die Essenkultur Kameruns.


Ich habe mir den Rezeptewettkampf als witziges kleines Spiel gedacht. Erstens kriegen wir ein paar neue Ideen, was wir zusammen in unserer kleinen Küche kochen können und zweitens halte ich euch damit ein bisschen am Ball, ihr wollt ja schließlich eine Antwort, ob es geschmeckt hat und guckt dafür regelmäßig bei meinem Blog vorbei. (Nicht schlecht Max, denken sich die erstaunten Leser nun.)

Also Danke für euer am Ballbleiben, wir haben doch einige Rezepte gekocht, einige vielleicht verworfen, weil nicht möglich oder zu teuer (Olivenöl kostet hier gut 15€ der halbe Liter). Die Ausprobierten stehen jetzt stolz in unserem Rezeptebuch, welches schon von einigen Mittfreiwilligen kopiert und abgeschrieben wurde.

Also schön Chronologisch:

Alles-Pesto

by Fritz

Gebe ein Drittel von Allem, mit einem Drittel Öl und einem Drittel Nüssen und wenn möglich einem Drittel Hartkäse in einen Mixer und schon liegt ein leckeres Pesto fertig auf dem Tisch.
Die Idee ist so simpel und doch so lecker, hätten wir doch nur einen Mixer. Ein Mixerersatz lässt sich finden: ein flacher Stein mit einem Mahlstein ergibt einen guten Mörser, so wie hier Traditionell alles gemörsert wird. Also erst Erdnüsse eine halbe Stunde mörsern, dann die riesige Sauerei auf sich nehmen und den Drittel „Alles“ und ordentlich Knoblauch matschig mörsern, nochmal gut eine halbe Stunde. „Schon“ steht ein kleines Gläschen Pesto vor dir, du futterst es auch gleich auf um den Kalorienhaushalt wieder auf Vordermann zu bringen. Mit Muskeln aus Stahl gehst du um sieben Uhr ins Bett und wachst mit starken Muskelkater wieder auf, leider ist kein Pesto mehr übrig.



Ein bisschen Ironie soll sein, und ohne Mixer ist das Pesto doch nicht so simpel, trotzdem lecker!
Wir haben mittlerweile schon Basilikum, Petersilie und Tomate mit Erdnuss und Palmöl und Basilikum mit Erdnüssen und Olivenöl (extra für Weihnachten) bereitet, himmlisch. Wenn wir uns dann doch mal einen neuen Mixer zulegen sollten, steht Pesto aber öfters ganz oben!

Großer Kartoffelkuchen mit Kohl 

by Olivia

Alias, angebratener Kartoffelbrei mit Kohl. Da wir hier keine Waage oder Messbecher haben, haben wir alles einfach nach Augenmaß in einer großen Schüssel gemixt. Es sah so gut aus, bis ich versuchte den Kuchen zu wenden, ungefähr in der Zeit in der eine jede Mami sich entscheidet aus Pfannkuchen Kaiserschmarrn zu machen, entschied ich, daraus werden improvisierte Prinzessinnenkartöffelchen. Also wurde der Kartoffelbrei einfach schön von allen Seiten angebraten und schließlich mit etwas roter Beete angerichtet: lecker! Laura konnte kaum genug kriegen und ich wanderte eher mit einem Fußball im Bauch ins Bett, ich hatte zuviel von diesem tollen Küchlein gegessen. Da ein Kohlkopf meist zu groß ist, machen wir am ersten Tag den Kartoffelkuchen, am zweiten dann noch eine Kohlsuppe hinterher, also perfekt vom Kalorienverhälntis her.



Vor einer Sache graut es mir und den Kartoffeln jedoch: dem Schälen. Danach ahnt kaum jemand, das die Kartoffeln einmal rund waren, und ich mal Finger hatte. Mit dem Sparschäler von Mama geht es jetzt ökonomischer und ich schneide meine Finger Scheibchenweiße.

Der Kartoffelkuchen ist lecker und deftig, zu empfehlen!

Kohlsuppe 

by Lauras Mami

Zwiebeln andünsten, Wasser hinzu, kleingeschnippelten Kohl hinzu, köcheln lassen, Tomaten und Tomatenmark, Chili und ein bisschen Gemüsebrühe. Dauert ungefähr eine dreiviertel Stunde, wird aber über Tage gegessen. Total lecker, der Kohlgeschmack kommt heraus, kräftiger Tomatengeschmack und eine leichte Schärfe. Besonders gut schmeckt die Kohlsuppe, wenn sie einen Tag ziehen durfte, der Knoblauch kommt heraus und die Suppe schmeckt noch intensiver. Die Suppe wird entweder so oder, was auch echt lecker ist, mit Süßkartoffeln gegessen. Lauras Lieblingsspeiße.


Maispuffer 

by Julia

„Wie Kartoffelpuffer nur eben mit Mais“, ganz einfach und der Traum! Mais mit Eier und Mehl vermengen und in Öl langsam braten lassen, klasse. Dosenmais ist hier war verdammt teuer, aber der Leckerbissen hat sich gelohnt.
Ich weiß nicht, wieso ich das all die Jahre in Deutschland nie ausprobiert habe?

Bananencurry / Ananascurry 

by Julia

Curry, Curry, Curry. Gabs bei meiner Familie in den unterschiedlichsten Varianten ungefähr jede Woche, troztdem hatte ich die Tradition abgelegt und es hier noch nie Probiert. Bis jetzt wurden alle gemachten Currys mit Ananas statt Bananen zubereitet, Lauri mag keine Bananen in ihrem Essen (mehr dazu bei den Plantains), das Erste war ein Experiment mit Schmelzkäse, das Zweite wurde hoch gelobt, das dritte von Kamerunern verschmäht und das Vierte begeisterte sogar eine Mami.

Im Prinzip sind wir immer wie folgt vorgegangen: Zwiebeln andünsten und Reis aufsetzten, Kokusmilch und Wasser hinzu, alle Arten von Gemüse hinzu und Currypulver, köcheln lassen, Ananas hinzu und auftischen.
Das einzig „komplizierte“ an dem Curry ist halt die Schnippelarbeit, Karrotten, Bohnen, Erbsen, Paprika, Ananas, Kokusnuss, Lauch, Zwiebeln, Knoblauch müssen, gerade weil frisch vom Felde, gut gewaschen, geschält und sonstwas mit gemacht werden.
TJ (Thomas James) aus Amerika sagte, das sei eins der besten Gerichte, die er je gegessen hat, kompliment geht an Julia.
Die drei Kameruner, die dieses Gericht eher nicht mochten, konnten sich gar nicht vorstellen, Ananass in eine Suppe zu machen und fragten uns, ob wir in Deutschland immer ohne Salz kochen. Ananas wird hier eher roh gegessen oder zu Säften verarbeitet, mit dem Curry werden sie nicht glücklich, für uns war dann schließlich aber mehr da.

Sushi 

by Marie

Den ein oder anderen Tag hat man doch einmal zu viel übrig, ich gebs zu, eigentlich immer. Laura und ich sind es noch nicht gewohnt nur für zwei kleine Mägen zu kochen und es war noch ein riesiger Topf Reis übrig. Also alles nochmal mit Essig köcheln, damit ALLES klebt, Avocado geschnitten und die Sushis in Sesam gewälzt. Etwas Soyasoße haben die Vorfreiwilligen extra für dieses Sushi übriggelassen und so wurden die Sushis von uns beiden dann dank fehlendem chinesischem Zubehör mit den Händen gegessen. Es waren dann eher Avocado-Reis-Bällchen und der Reis war auch nicht besonders gut und die Platte ging im Endeffekt eher wegen unserem riesigen Hunger leer. Wir schaffen es einfach nicht richtigen Sushireis zu kochen, Rundkornreis habe ich hier noch nicht gesehen, Reisessig ebenso, zu Algenblätter sage ich mal nichts und Fisch gibt es hier auch eher in der Tiefkühlvariante. In Deutschland ist das einfach, weil Sushi so beliebt geworden ist, hier räume ich Platz für andere Gerichte. Ein Eintrag ins Rezeptebuch hat es trotzdem verdient.

Spaghetti mit Tomatensoße

by Daniela

Der Klassiker, man kocht Spaghetti und in die Soße kommt alles, was man so da hat


Weitere Ernennenswerte Gerichte:

Selfmade Pommes und Ketchup


Alles schnippeln, kochen und frittieren. Lecker und eine Menge zum Aufspülen, also von wegen Fastfood!

Auberginenburger


Brot, Scheibe Aubergine, Tomate, Karotte, Selfmade-Ketchup, Mayo, Brot. Der Burger ist fertig. Wieder eine Menge Arbeit, besonders das Panieren der Auberginenscheibchen. Trotzdem ein Genuss!

Pfannkuchen


Auch ohne Milch machbar und perfekt für den Morgen ohne Brot.
Variante: Pfannkuchentorte mit Schokocreme-Bananen-Schichten, verspätet zu Lauras 20.

Obstsalat


Was liegt näher, wenn man hier so viele leckere und vorallem süße Früchte bekommt? Trotzdem brauchten wir gut drei Monate für unseren ersten Fruchsalat. Papaya und Ananas schmecken hier viel intensiver, weil sie eben erst gepflückt werden, wenn sie Reif sind, Orangen sind grün und Äpfel schweineteuer.




Bunter Salat

Uns wurde geraten kein Salat in Kamerun zu Essen, da der Feldsalat eben gedüngt wird und dieser eine so große Oberfläche hat, man bekömme die Bakterien und Würmer und Amöben und was weiß ich niemals gründlich ab.
Also steigen wir wieder um zum Kohl, Rot- und Weiß-, der ist nämlich völlig unbedenklich essbar.
Unser bunter Salat bestand also aus: Weißkohl, Rotkohl, Karotten, Tomaten, Avocado, Zwiebeln und einem Grünzeug ähnlich Löwenzahn, ganz intensiv ähnlich Rucola im Geschmack, und Eier als Topping. Als Dressing gab es, gesponsort von deutschen Freunden hier in Bali, ein Mix aus Olivenöl, Senf, Joghurt, Essig, Knoblauch, Zwiebeln. Leckerererererer!


Krautsalat


Jeweils ein Teil Essig, Wasser und Zucker aufkochen und über feinen Kraut gießen. Ziehen und abkühlen lassen, fertig. Tausendmal besser als der aus dem Plastikquadrat! Probierts selbst.

Pfannenbrot – Chapati – Naan – Mehlmitwassermix


Drei Teile Mehl, ein Teil Wasser, Salz, kneten. In einer heißen Pfanne backen, ein Kinderspiel. Soll ein Pfannenbrot oder Brötchen daraus werden Hefe dazu und eine halbe Stunde warten. Ich liebe diese „Ich-Mixe-Mehl-Mit-Wasser“ Brote, jedesmal kommt etwas anderes dabei raus, schmecken tun sie immer, auch wenn die Gasflasche beim Backen ausgeht.

Süßkartoffeln

Süßkartoffeln können alles, was normale Kartoffeln auch können, Süßkartoffelbrei, Süßpommes, Süßbratkartoffeln.



Njama-Njama Semmelknödel


Nach einem Rezept für Spinatsemmlknödel, gekocht mit den Brot-für-die-Welt-Freiwilligen aus Bamenda, und gegessen mit den Händen.

Kuchen


So ganz ohne Butter, Eier und Milch, kein Problem, der Zitronenkuchen wurde verschlungen.


Soviel europäisch-internationale Küche in dem kleinen Fleck Bali, da kommt der Absatz über die Essenskultur über unsere Küche hinweg ja fast zu kurz.

Die Küche Kameruns


Ich war in meinem ersten Monat sauer, als ich in einem Reiseführer lesen musste, das kamerunische Essen sei eher praktisch als lecker. Und eines stimmt: eine Mahlzeit ist zum sattwerden da. Es werden riesige Portionen Reis, ein riesiger Haufen Nudeln und gigantische Klöpse von Jams aufgetischt. Nach dem Essen soll man gestärkt sein, darum gibt es viele Kohlenhydrate und fettige Soßen. Und meine ersten Wochen war ich in diesen neuen Geschmäckern verliebt, es gab jeden Tag etwas anderes, jede Soße war anders, jede Mami bereitet sie anders zu, es gab soviel auszuprobieren.

Auch wenn ich nicht sagen möchte, ich habe alles gegessen, was es hier gibt, aber nach meinen vier Monaten habe ich größenteil doch fast alles einmal kosten dürfen.
Es gibt immer Gerichte, die schmecken dem ein oder anderen nicht, Taro mit Yellowsoup (Gelbe Suppe), eine graue Paste aus einer Jamswurzel und eine gelbe Suppe. Vom Geschmack her assoziiere ich dieses Gericht immer mit feuchten Beton und seinem Anstrich. Nein, das mag meine Zunge nicht gerne, auch „Water Fufu“ und Aero sind mit mir noch nicht ganz auf einer Wellenlänge.

Die restlichen Gerichte aber: lecker! In Fufu Corn mit Njama Njama könnte ich mich reinlegen, Poffpoff mit Red Beans wird gut zweimal wöchentlich gegessen und Jam mit Ndole ist immer wieder gern gesehen.

Was es immer gibt ist Reis mit Soße und Bohnen, das „einfachste“ Gericht und doch sehr lecker. Für 150 CFA werde ich satt und habe nebenbei etwas echt leckeres gegessen, eine ölige Tomatensoße, Erdnusssoße oder oder oder, und schwarzen Bohnen oben drauf, wer etwas mehr Geld hinlegt, bekommt ausserdem noch ein paar Spaghetti und Fleisch dazu.
Johan (li.) mit Yellow Yams und Ndole, Carlo mit Plantain und Ndole, Laura mit Spaghetti und Red Stew in unserem Lieblingsrestaurant

Das ist dann die nächste Preisklasse, Spaghetti mit Soße und Bohnen. Spaghetti gibt es hier wohl noch nicht allzu lange und sind deshalb relativ teuer, die Kinder lieben Spaghetti, die Erwachsenen essen es gerne als Spaghettiomelette im Brot von der Straße.

Die teureren Gerichte, für ungefähr einen Euro, also 700 CFA, sind Fufu Corn mit Njama Njama, Ndole mit Jam oder gegrillter Fisch mit Plantain.

Fufu was? Fufu heißt übersetzt „weiß“. Fufu Corn ist ein fester Maisbrei (engl. Corn = Mais), der mit den Fingern zu kleinen Kugeln oder einem Löffel geformt wird um dann die Beilage oder die Soße damit zu greifen und zusammen zum Mund zu führen. Fufu Corn und Njama Njama: Das Gefühl einfach mal mit den Fingern zu essen, das intensiv schmeckende, spinatähnliche Njama Njama, und die Kombination machen dieses tolle Gericht aus, unbedingt probieren, wenn in Kamerun! Besonders die Northwest-Region ist bekannt für ihr gutes Fufu Corn mit Njama Njama, mein Glück.

Die Powernahrung für hart arbeitende Menschen ist Conchaff. Im Prinzip Mais mit Bohnen, lange lange weich gekocht und mit verschiedenen Gewürzen schmackhaft gemacht.

Ndolé ist geschnippelte Bitterleaves mit Egussi, Bitterblätter mit einem Kern, der aussieht wie ein Kürbiskern, hat einen leicht bitteren geschmack und wird meist mit getrocknetem Fisch zubereitet. Ndole schwimmt auch im Fett, ist aber lecker lecker lecker. Oder gerade deswegen?


Abends, wenn es dann dunkel wird eröffnen die Mamis und Papis ihre Essenstände.
Es gibt Fisch, Fleischspießchen (genannt Soya), Poffpoffs, frittiertes Hühnchen und andere Leckereien.

Besonders in Douala, Yaounde und Kribi sieht man sie überall: die Mamis wedeln mit Plastiktellern das Feuer an um den Fisch schön kross zu grillen. Dabei wird der Fisch immer wieder mit einer leckeren Marinade bepinselt, es zischt und riecht lecker nach meinem nächsten Mahl. Angerichtet wird der Fisch meist mit zwei Soßen, einem grünen Pesto und einem scharfen Chilipesto, und frittierten Kochbananen oder Manioksticks (Kennt ihr die Tapiokabällchen vom Bubbletea? Die sind auch aus Maniok, Manioksticks haben eine ähnliche Konsistenz, schmecken aber sauer und riechen nach etwas Abgelaufenem, die Leute hier bringen sie besonders gerne als Reisegeschenk mit, wieso nur?)

Dann die Poffpoff und Beans, frittierte Teigbällchen und rote Bohnen, ein Traum. Wir bestellen meist Poffpoff für 100 CFA, also vier Bällchen, und Bohnen für 50 CFA. Max ist damit satt und glücklich.

Getrunken wird zu einem guten Essen Bier oder ein Softdrink wie Fanta oder Cola, auch Palmwein wird besonders in der North-West-Region gerne zum Essen aber auch solo getrunken.

Es gibt eine große Reichweite an Gerichen, das „Lovemeal“ wird als Liebesbeweis gekocht, weil es soviel Arbeit macht, es zuzubereiten, Kohl mit Egussi Soße, Soße hier Soße dort und wenn möglich immer mit Fleisch!

Zurzeit werden frittierte Graßhüpfer angeboten, ungewohnt aber ein netter Snack.

Erzähl mir einer mal, das Essen sei eher praktisch als lecker.

Wie wird hier denn eigentlich gekocht? Danke für die Frage, liebe Leserinnen und Leser, mir fiel keine bessere Überleitung ein.

Antwort: Feuer. Besonders in den eher ländlichen Gegenden werden die Rohstoffe genutzt, die vorhanden sind. Und Holz wächst hier wie Sand am Meer, kein Wunder bei dem fruchtbaren Boden und dem regelmäßigen Regen. Die meisten Familien, die zusammen in einem Grundstück wohnen, besitzen eine oder mehrere Firekitchen, ein Raum, stilecht in Rußschwarz gehalten, in dem gekocht wird, mit Feuer. Dazu werden drei große schwere Steine nah zusammengestellt und in dem Zwischenraum ein Feuer entfacht, auf den Steinen werden die riesigen Töpfe gestellt und innerhalb von zehn Minuten sind 50 Liter Wasser gekocht. Da ein Familienmitglied meist für den ganzen Tag und die ganze Familie kocht, ist das Feuer einfach die beste Wahl. Es brennt den ganzen Tag, hat eine starke Hitze und lässt sich beliebig klein und groß für kleine und große Töpfe anschüren. Die Alternative ist hier dann noch die Gasflamme mitsamt Gasflasche. Teuer, eine Gasflasche kostet gut 50€ an Pfand und weitere zehn Euro per Füllung. Gas ist gefährlicher und niemand weiß, wann die Gasflasche leer geht, eine eher unzuverlässige Lösung also. Drittens dann der Grill, Kohle und ein Rost, perfekt für die Fleischspießchen und gegrillten Fische, aber doch teuerer als trockenes Holz.
Elektroherde werden, meines Ermessens nach, hier einfach wegen dem hohen Stromverbrauch und dem unzuverlässigen Stromnetz nicht benutzt. In Großstädten schaut das wahrscheinlich anders aus.

Was ich euch schließlich nicht verheimlichen möchte ist, was ich an Essen hier in Kamerun vermisse.

Da muss ich eigentlich nicht lange nachdenken, die Nummer 1 ist Käse. Käse mit löchern, hart und weich, mit Schimmel, dunkelorange oder hellweiß. Das gibt es hier alles nicht, je nachdem welchen Preis man zahlen möchte. Den einzigen Käse, den man für einen menschlichen Preis bekommt, ist ein Schmelzkäse importiert aus Frankreich, ist das aber echter Käse? Bamenda bietet in verschiedenen Supermärkten Emmentaler oder sogar Brie an, wieder importiert aus Frankreich, wer versichert mir aber die Einhaltung der Kühlkette? Wie soll ich den Käse bei mir zuhause lagern, so ganz ohne Kühlschrank? Es gibt gibt einfach keinen guten Weg, an Käse zu kommen.

Das nächste? Nachspeißen! Da es, wie erwähnt, meistens den ganzen Tag die gleiche Speise gibt, Zucker verhältnismäßig teuer und unsere Essenskultur mit Vorspeise, Hauptgang, Nachspeise hier nicht vorhanden ist, gibt es hier kaum Nachspeisen. Man kriegt hier problemlos Joghurt und jede Menge Früchte, Fruchtsalat ist also kein Problem, aber was ist mit Pudding, Mousse á Chocola, Quarkspeisen? Leider ein nein. Wenn ich Lust auf Zucker habe, gibt es Bonbons oder Schokolade. That's it.

Und zuletzt? Vollkornbrot, Schwarzbrot, Sonnenblumenkernbrot. Deutschland ist Brotland, das merke ich jetzt auch. Hier bekommt man immer knatschiges Baguette, in der Bäckerei dann frisches Baguette, Milchbrot und kastenförmiges „Vollkornbrot“. An dem nun hochgeschätzten Graubrot kommt das aber niemals ran. Brot, Brot, Brot, du fehlst mir auch.

Frühstücken tun wir trotzdem wie die Europäer, es gibt das knatschige Weißbrot, ein gekochtes Ei, verschiedene Aufstriche, wie Schmelzkäse und Guacamole, und Früchte.

Geheimtipp: Bananen in etwas Öl anbraten und zusammen mit Honig einen Baliner befüllen.

Will man hier Fleisch essen, kauft man sich ein lebendes Huhn und schlachtet es, Schweine- und Rindfleisch werden an Verkaufsständen angeboten, dabei werden alle Teile des Tieres verkauft.

Maxime mit einem gerade gekauften Huhn

Zusammengefasst kann ich sagen, dass es mir hier echt gut geht, die Freiwilligen gehen auf wie Klöße und man kriegt hier eher viel zu viel zu essen, als zu wenig. Wenn ich etwas vermisse, kann ich das meist in einem Supermarkt kaufen, aber auch ohne Supermarkt könnte ich hier problemlos leben, das Käseproblem legt sich schon noch.

Danke für Eure Rezeptvorschläge und Alanichu (Mungaka für guten Appetit)!