Dienstag, 24. September 2013

"The fear of the Lord is the beginning of wisdom". Außerdem: Die Deutsche Botschaft in Paris

In diesem Beitrag gebe ich meiner Arbeit und meinen Aufgaben ein bisschen Raum.

Zuerst, besonders damit ihr ein schärferes Bild von Bali und meinem Alltag habt, wollte ich euch ein bisschen über Bali näherbringen. Der folgende Absatz ist aus Erzählungen und Unterhaltungen mit Balianern zusammengefasst. Ich kann für die Richtigkeit nicht bürgen, und auch nicht im Internet recherchieren, dort gibt es nämlich kaum bis keine Quellen über Bali.

Bali


Bali entstand wohl Anfang des 19. Jahrhunderts, eine Volksgruppe aus dem heutigen Nigeria wurde vertrieben und suchte lange nach einem geeigneten Ort und einer Heimat. Auf dem Weg zum heutigen Bali gab es viele Kämpfe und die Balianer wurden oft vertrieben, vom einem zum anderen Fleck. Nach einiger Zeit Starb der König dieser Gruppe, sein Sohn sollte das Volk in die neue Heimat führen, er war aber noch ein Baby (vielleicht auch noch im Bauch der Mutter, ich weiß es nicht genau). Da einer die Führung übernehmen musste, führte die Frau des verstorbenen Fons, genannt Nyonga, ihr Volk zum heutigen Platz vor dem Fon Palast. Hier konnten die Pferde weiden, das Volk Häuser bauen und sich ansiedeln.
Das ist auch der Grund, warum Bali mit vollem Namen Bali Nyonga heißt, Nyonga wurde dadurch gedankt, das sie einen „halben“ Fontitel bekam, bis ihr Sohn alt genug war. Im Prinzip ist Bali also von einer Frau gegründet wurden, auch wenn es ein Privileg der Männer ist, Fon zu sein und solche Entscheidungen zu treffen.

Ein paar Randinfos zu Bali noch:
In Bali, besonders in Njenka, leben viele Muslime. Zwar ist das Christentum die Staatsreligion aber traditionelle Religionen, andere Religionen oder sonstige Glauben sind in Bali akzeptiert. Deshalb gibt es auch viele Ortsteile, jedes mit eigener Tradition und unterschiedlichem ethnischem Hintergrund. Es gibt also einen „First-Class“ Fon, der Fon von Bali, und dann noch 17 „Second-Class“ Fons, für jeden Stadtteil und Völkergruppe einen.

Bali ist bekannt für die gute Universität in der North-West Region. Die Uni ist ca. fünf Minuten von unserem Haus entfernt und wurde irgendwann in den 20ern eröffnet. An sich scheint Bali eine ziemlich „gebildete“ Stadt zu sein, kann eine hohe Anzahl an Schulen nachweisen und hat einen vergleichsweise niedrige Analphabetenrate.
Das Gesundheitssystem ist gut ausgebaut, es gibt fünf Kliniken in Bali und sonst in Bamenda einige Krankenhäuser.
Zusätzlich soll das Stromnetz eines der besten in der North-West Region sein, durch die N6 nach Nigeria ist Bali auch Straßentechnisch gut ausgebaut.

Im Anschluss noch eine beschriftete Karte vom lieben Google.
Ich hoffe ihr klickt euch mal ein bisschen durch und bekommt ein bisschen Gefühl für meine Euphorie für Kamerun.




(Klick einfach auf das Bild und schnupper rum. Du kannst auch hier klicken.)


Camaay


Wie schon kurz beschrieben, bin ich in der Organisation "Cameroon Association of Active Youth" kurz CAMAAY tätig. CAMAAY ist eine kleine Organisation mit Sitz in Bamenda und hat sich der Unterstützung der Jugend, besonders minderpreviligierten und dörflich lebenden Jugendlichen, verschrieben.
Das Ziel von CAMAAY ist es, einen Geist von Teilnahme in Selbst- und Gemeinschaftsentwicklung zu bilden. Der Fokus liegt auf die Verminderung von Armut, Krankheit, Ignoranz, Kriminalität, Drogenmissbrauch und die Unterstützung von Frieden, soziale Stabilität, Alphabetisierung und schulischer Erziehung.

Die Kernwerte, die CAMAAY vertritt, sind:
  • Ausdruck der menschlichen Notwendigkeit, Gutes zu tun und soziale Gerechtigkeit zu fördern.
  • Entwicklung als ein stärkenden Prozess ansehen, sich auf das Mitwirken der Menschen und Bildung von autonomen Gruppen und Individuen konzentrieren.
  • Engagement für nicht-authoritäre Strukturen und demokratische Prozesse innerhalb der Organisation.
  • Auf die Verminderung von Armut in dörflichen Bezirken durch jeweilige Unterstützung für die Gemeinschaft hinarbeiten.
  • Die Teilnahme von Jugend und Kindern als Notwendigkeit für eine nachhaltige Entwicklung ansehen
(Der Absatz ist eine Teilübersetzung eines Briefes, den unser Chef für eine Schulpartnerschaft geschrieben hat. Wer mehr Informationen über CAMAAY möchte, schaut sich auf der Internetseite connectingCAMAAYsap nach mehr Infos um.)

Diese Organisation und ihre Projekte werden also mein Jahr bestimmen und ich werde diese Unterstützen.



Zur Zeit sind wir, Laura und ich, für drei Projekte zuständig.
Die werde ich einmal versuchen Euch vorzustellen:

Time2be


Time2be ist ein Nachmittagsprogramm für Kinder und Jugendliche in Bali. Zwei mal in der Woche geben wir den Kindern Zeit und Raum sie selbst zu sein, also „Zeit zu sein“. Von 3.00 Uhr nachmittags, bis ca. 5.00 Uhr, stehen Laura und ich an verschiedenen Schulen für sie bereit, spielen mit Ihnen, geben Ihnen Fußbälle, Handbälle, Basketballbälle etc., arrangieren Tourniere oder Wettbewerbe, stellen Papier und Stifte, Knete und Malkästen um die Kinder einfach mal Kindern sein zu lassen. Nach dem Motto „Children have the right to play“ versuchen wir sie in den zwei Stunden richtig Kind sein zu lassen.
Time2be findet Montags um 3.00 Uhr an der Presbytarian School in Njenka, also fast um der Ecke, am Donnerstag um 3.00 Uhr auf dem Fußballfeld der Staatlichen Schule in Central-Bali.

Letzten Montag hatten wir zum ersten mal Time2be. Es fanden sich gut 100 Schüler auf dem Platz vor der P.S. Njenka auf, die meisten warteten auf uns nach Schulschluss, einige konnten nicht kommen, weil sich auf dem Feld oder sonstwo ihren Eltern helfen mussten.
Nach dem arrangieren von zwei Fußballteams, für alle die Fußball spielen wollten, und das war der Großteil, eine Handballgruppe, eine Malgruppe und ein paar Kinder, die sich auf dem Spielplatz oder wo auch immer beschäftigt haben, lief alles am Schnürchen. Laura malte mit den Kindern im Klassenraum, während ich das wilde Treiben der Kinder draußen genießen und hier und da mal ein weinendes Kind zum lachen bringen durfte.

Gardening


Im Rahmen unserer Lehrertätigkeit an den sieben Schulen, sollen wir noch ein Gardening-Projekt durchführen. Wir bekommen direkt an den Schulen einen kleinen Garten, in Form von Acker, gestellt und sollen den Kindern Verantwortungsbewusstsein, Nachhaltigkeit und Interesse an Feldarbeit näherbringen. Vermutlich bekommen wir Samen gestellt und versuchen diese zu vervielfältigen um diese den Kindern wiederum auszuteilen, damit sie eigene kleine Felder in der nähe ihres Hauses anlegen können. Dies soll die finanzielle Lage der Familien verbessern und die Kinder zur praktischen Arbeit anregen.
Laura und ich wollten noch den Aspektpunkt des Kompostierens und biologischen Düngens miteinbeziehen, viele Feldarbeiter düngen wohl allein aus Effizienz und Gewinn mit aggressiven chemischen Düngern.
Dieses Projekt soll in ungefähr einen Monat losgehen, komischerweise zum Anfang der Trockenzeit, und Laura und ich haben noch gar keine Ahnung, welche Samen, wo und wie man überhaupt irgendetwas pflanzt. Na Petri heil.

Put a smile on the face of an epileptic child


„Put a smile on the face of an epileptic child“ ist ein Projekt in dem versucht wird, Kindern mit Epilepsie ein normales Leben zu ermöglichen und sie durch Spiele und Sport in die Gesellschaft zu integrieren.
Zum einen besteht Aufklärungsnot in der Gesellschaft selbst, die Menschen, besonders in ärmeren und ländlicheren Regionen, wissen schlecht mit der Krankheit umzugehen und einige wenige glauben an Hexerei und Teufelswerk, wenn sie einen epileptischen Anfall sehen und wissen nicht, wie sie damit umgehen sollten. Deshalb werden auch heute noch viele epileptische Kinder abgestoßen oder dürfen keine Schulen besuchen. Durch Sport, besonders Fußball, und integrative Aktionen versucht CAMAAY zu zeigen, welche Möglichkeiten verloren gehen, wenn man epileptische Kinder nicht beachtet und damit ihre Rolle in der Gesellschaft zu stärken.
Weitergehen wird versucht epileptische Kinder selbst zu sensibilisieren, damit sie offen über ihre Krankheit reden, mit dieser umgehen und sich Hilfe und Ansprechpartner suchen können.

Unsere Aufgabe wird es sein, ein Weihnachtsfest für epileptische Kinder und ihren Familien zu organisieren. Dazu gehört Programm, Speiß und Trank und als krönender Abschluss auch eine kleine Bescherung. Wie genau das ablaufen wird, besprechen wir in den nächsten Tagen mit Patrick.

Und Schlussendlich,

die Schulen.

Wie schon beschrieben, deshalb auch der Titel dieses Blogartikels, begrüßen die Schüler Lehrer und Besucher mit "Good Morning Teacher, Good Morning Friends, the fear of the lord is the beginning of wisdom." Mich schauerts immer bei dem Gedanken, und denke mir, genau da hört Weisheit doch auf und dort fängt der Glauben an. Aber es ist so wie es ist, die Schüler haben jeden Morgen eine Andacht und gehen auch Sonntags oft in die Kirche oder irgendwann in die Moschee. Hier in Bali, und ich denke in Kamerun generell, gehört Glauben eben zum täglichen Leben. Ich wurde bis jetzt netterweiße verschont mit Kirchgängen, hitzigen Diskussionen, warum ich nicht in die Kirche gehe, und und und.

Im Folgenden gleichzeitig Stundenplan und eine kleine Beschreibung zu den Schulen, jedenfalls soviel, wie ich nach zwei Wochen aufschnappen konnte.

Montag
P.S. Njenka – Presbyterianische Schule Njenka
9.00 – 10.00 ICT (Informationen & Communication Technology)
10.00 – 11.00 Sport

15.00 – 17.00 Time2be auf dem Platz der P.S. Njenka

Die P.S. Njenka ist eine kirchliche Privatschule. Auf dem Komplex befinden sich die Klassen 1-6, eine Kindergartenklasse, eine große Wiese und ein von den ersten Freiwilligen in Bali gebauter Spielplatz. Der Schulleiter ist ein sehr netter Mann, der aber auch einmal durchgreifen kann. Der Unterricht gestaltet sich als eher schwierig, da viele Schüler, besonders in Lauras 5. Klasse, nur schlecht lesen und schreiben können. Die Kinder sind aber aufgeweckt und gut drauf und haben im Sportunterricht alles gegeben.
Diese Schule verdient einen Pluspunkt, weil sie nur etwa zehn Minuten gemächlicher Fußweg von uns entfernt liegt und die meisten Kinder in unserer direkten Umgebung wohnen.

Time2be war wie oben beschrieben eine tolle Erfahrung und ein guter Start. Es waren gut 100 Kinder gekommen und alle haben gut miteinander gespielt, es wurde fast zwei Stunden lang Fußball gespielt, gemalt, und gerannt. So kann das gerne weitergehen!

Dienstag
BNPS Alpha – Zweisprachiger Kindergarten und Grundschule Alpha
9.00 – 10.00 ICT
10.00 – 11.00 Sportunterricht

Diese Schule ist ein großer Gegensatz zu der Schule am Montag, die Kinder können gut lesen und schreiben, berichtigen sogar den Lehrer bei Fehlern, nehmen aktiv am Unterricht teil und bearbeiten Aufgaben schnell und korrekt. Mit ihnen macht das Unterrichten sehr viel Spaß.
Der Sportunterricht war hingegen fast eine Katastrophe. Ein Wettkampf wurde wirklich zum Kampf und allzuviel Autorität hat ein mancher nicht, wenn er keinen Fußball herzaubert. Dort müssen wir uns noch etwas überlegen, noch so eine Horrorstunde möchte ich nicht haben. Unsere Rallye jedenfalls wurde nach ein paar Anläufen etwas umgekehrt, am Ende gab es eben keine vier Teams, die gegeneinander antraten, sondern eine lange Reihe. Jedes der 60 Kinder rannte einmal im gewünschten Schritt und alle haben gewonnen. So war es schon viel besser.
Nach dem Sport, lied uns der Schulleiter Peter zu einem Palmwein ein. Palmwein wird hier gerne früh getrunken, 11 Uhr ist eine gute Uhrzeit, da er dann noch frisch und süß schmeckt und noch wenig Alkoholanteil hat. Im Verlaufe des Tages gärt der Palmwein und wird sauer und mit guten 20% bestückt.

Mittwoch
G.S. Bali Town Group II – Staatliche Schule Bali Gruppe II
9.00 – 10.00 ICT

Wuhuuuu, der Schulleiter ist ein ganz komische Kauz. Er wartet gut und gerne mal 20 Sekunden, bis er dir antwortet, redet etwas verwaschen und nuschelig und hat dann noch so eine komische Mimik.Wie sollen denn dann bitte die Kinder sein? Super! Die Kinder sind toll, machen gut mit und haben „Lust“ auf dich. Auch der komische Kauz ist eigentlich ein netter komischer Kauz, komischerweise. Trotzdem möchte ich mit diesem Schulleiter am wenigsten zu tun haben. Die anderen Lehrer sind nett und bis jetzt ist alles Paletti. Hier findet Time2be am Donnerstag statt.

Holy Infant School – Heiliges Kleinkind Schule(ob das wirklich eine gute Übersetzung ist?)
10.30 – 11.30 ICT
Diese Schule ist unbeschreiblich ….. schön gelegen. Der Schulhof ist ein kleines Plateau, welches einen wunderschönen Blick in Richtung Berge und Tal öffnet (ich vermute Richtung Westen). Man sieht den großen Berg Oku, ein paar kleinere Hügel und eine weite weite Landschaft, Regenweld wohin das Auge reicht. Und dort turnen die Kinder mit ihren Pink-Türkisenen-Schuluniformen. An die Farbenkombination werde ich mich so schnell nicht gewöhnen aber zum Glück ist es dunkel im Klassenraum.
Zu der Klasse kann ich noch nicht viel sagen, da ich Klasse 5 und 6 beim letzten mal unterrichtet habe. Der Schulleiter und die Lehrer sind aber sehr nett und wirken familiär freundlich. Valentin, der Schulleiter ist noch Jung und könnte auch ein echt guter Freund sein.

Donnerstag
G.S. Bali Town Group I – Staatliche Schule Bali Gruppe I
8.30 – 9.30 ICT

Direkt gegenüber von G.S. Bali Town Group II und ähnlicher Aufbau. Der Schulleiter ist nett und sehr engagiert und interessiert in das Gartenprojekt. Ansonsten ist alles gut, nichts negatives zu berichten. Der Vorteil dieser Schule: sie teilt sich mit Group II ein großes Fußballfeld mit Toren und liegt zentral direkt am Markt. Wann immer wir in der Stadt sind, findet sich ein Kind aus Group I & II das uns Hallo sagt.

G.S. Njenka (Mom) - Staatliche Schule Njenka
10.00 – 11.00 ICT

„Ab in den Busch!“ haben unsere ehemaligen Freiwilligen zu dieser Schule gesagt. Da dachten wir uns, laufen wir doch einmal hin, über Stock und Stein, mehreren Flüssen und Ameisenverkehrsstraßen durch den tiefsten Regenwald durch, irgendwann nach gut 30 Minuten Marsch erreicht man die G.S. Njenka, die aber von jedem irgendwie G.S. Mom genannt wird. Der Schulleiter ist wieder nett und heiß uns herzlich willkommen, eine Lehrerin hat eine geeignete Ehefrau für mich und die Kinder sind schüchtern aber interessiert. Die Aussicht ist hier wieder herrlich. Max kann den Berg Oku dann von einer anderen Perspektive sehen und halb Bali beobachten.

Time2be an der G.S. Bali Town Group II
15.00 – 17.00

Zweimal in der Woche ist Time2be. Am Donnerstag dann auf dem großen Fußballfeld am Markt. Dieses Time2be steht noch aus, und ist für Kinder, die eher im Zentrum von Bali leben und Njenka zu weit entfernt ist.

Freitag
G.S. Gungong
13.00 – 14.00 ICT

Die böse Inspektorschule. Wieso böse? Weil sie gut eine halbe Stunde mit dem Auto entfernt liegt. Der Inspektor of basic education, auf deutsch etwa Grundschul-Inspektor, ging auf diese Schule, lebt in der Nähe und möchte der Schule zeigen, dass auch sie einen Nutzen davon hat, dass er nun Inspektor ist. Da er das letzte Wort hat an welchen Schulen wir unterrichten, aber auch wirklich nett ist, unterrichten wir also auch am äußersten Rand von Bali, der Gungong. An dieser Schule sind dir die ersten Freiwilligen und deutschen Lehrer. ICT wurde sonst vom Klassenlehrer unterrichtet und nun komme ich und lass ihre Äuglein scheinen. Die Kinder scheinen interessiert zu sein, wissen aber noch kaum etwas über ICT. Da ich sonst mit sechs gleichen Niveaus rechne, muss ich mir für diese Schule wahrscheinlich ein ganz neues Programm ausdenken und von ganz vorne anfangen. Mal schauen, vielleicht bekommen sie in der nächsten Stunde ja einen Geistesblitz.

Und am Wochenende dann erleben, erleben und essen. Gegessen wird hier eh sehr viel, habe ich das Gefühl, und wie ich das gerade Schreibe, habe ich gegessen und schon wieder hunger. Bratkartoffeln aus Süßkartoffeln gab es, sehr lecker!

Apropos Essen, ich möchte noch einmal an den Rezeptewettkampf erinnern.
Klickt einfach auf „Rezeptewettkampf“ und hinterlasst ein leckeres Rezept in den Kommentaren, was wir dann nachkochen und in unser Rezeptebuch eintragen können. Es wird jedes Rezept ausprobiert und ordentlich dokumentiert!

Die deutsche Botschaft in Paris


Vor gut zwei Wochen erreichte mich eine e-mail der Deutschen Botschaft in Paris. Sie fragten mich, ob sie im Rahmen der überregionalen Öffentlichkeitsarbeit Deutschlands und ihrer Zuständigkeit für die französischsprachigen Subsahara-Staaten ausgewählte Artikel von mir in französische Übersetzten und auf ihrer Internetseite veröffentlichen können.

Nach ein bisschen e-mail Kontakt, habe ich herausgefunden, dass eine zuständige Redakteurin den HNA-Artikel über mich und mein Auslandjahr gelesen hat.
Die Artikel werden von einer Muttersprachlerin ins französische übersetzt und auf http://www.allemagne-afrique.diplo.de/ mit Angabe meines Blogs als Quelle veröffentlicht.

Mal sehen inwiefern ich da etwas von mitbekomme, ist ja alles auf französisch. Ich hoffe nur, dass die Zusammenarbeit reibungslos und ohne Komplikationen vonstatten geht.

Gut gefühlt habe ich mich bei Interesse von der Botschaft schon ein bisschen. ;)




Donnerstag, 12. September 2013

Arbeit, Arbeit! und Rezeptekampf

Aber zuerst: Bafoussam, Jamilas Geburtstag.
Wir also wieder so: "Los ihr Shisong-Freiwilligen und sonst alle, die gerne kommen möchten, übernachtet bei uns!", "na, klar".
Darauf so: "Essen, schlafen, frischmachen, eine Stunde auf unser Taxi warten, Bus nach Bafoussam nehmen, schöne Landschaft, Polizeikontrolle... Und BÄM alles wieder französisch, na klasse."

Das fasst meiner Meinung nach die Hinfahrt nach Bafoussam zusammen, wir hatten mal wieder Besuch, fuhren gemeinsam zu Jamila und Marie und alles, einfach alles was lebt und kräht, lebt und kräht auf französisch. Selbst unbelebte Dinge wie Schilder, Pfosten und Auto lassen sich mit französischen Wörtern schmücken. Dabei muss ich ganz ehrlich zugeben, dass es mich diesmal eindeutig weniger "gejuckt" hat. Spricht ein Verkäufer kein englisch, dann kaufe ich nicht bei ihm ein, weiß ein Taxi nicht wohin ich will, lass ich andere sprechen, verstehe ich immer noch kein Wort, was auf dem Werbeschild dort oben steht, dann weiß ich es eben nicht.

Aber ich lenke ab, Jamila und Marie holten uns von der Chefferié in Bafoussam ab, mit ihnen kam auch ein älterer Herr, der die beiden Mädels wohl gerne verfolgt, ihnen aber nichts tut und auch nicht redet (Etwas gruselig war der Gute schon, vor allem weil er nichts gesagt hat).
Auf die Motos, fertig, los ging es dann zur Wohnung der Mädels, ein riesiges Wohnzimmer, zwei große Zimmer, eigene Bäder und eine Praktikantin welche kocht. Zugegeben, die Praktikantin kochte, weil Jamila und Marie sie sie darum gebeten hatten und weil die drei eben zusammen wohnen, aber witzig war es anfangs schon. Die Praktikantin ist nebenbei eine Gebärdensprachstudentin und arbeitet im selben interessanten Projekt wie Jamila und Marie, nämlich in einer Gehörlosenschule. Die beiden Mädels werden also wahrscheinlich aus Kamerun wiederkommen und fließend französisch sprechen und kamerunische Gebärdensprache ...(ist das Wort dafür "zeigen"?!?) können. Ein Wow dafür!

Gefeiert wurde der Geburtstag mit Tüten-Vodka und ein paar Becks "Made in Germany". Es war toll das Alle außer zwei Freiwillige den Weg auf sich genommen haben um nach Bafoussam zu kommen und dort die Gesichter der anderen zu sehen. Besonders Maxim und Mimi haben eine ziemlich anstrengende Route ausgesucht, die beiden Pappnasen kamen nämlich um zwei Uhr nachts inmitten dem gefährlichsten Gebiet in Bafoussam an. Nach bezahlen eines Busfahrers und einigen Telefonaten kamen sie dann in einem verhältnismäßig großen Bus wenigstens in die Nähe von Marie und Jamila, wie aber sollten wir noch zum Paul kommen? Es war zwei Uhr nachts, Bafoussam gilt als generell eher gefährlich und Paul und ich hatten drei Mädels dabei, also den Busfahrer wieder bezahlt und für 1000F pro Person, also ungefähr die Kosten für die Fahrt von Bamenda nach Bafoussam, wurden wir vor der Haustür von Paul abgesetzt. Ein bisschen mulmig wurde mir schon, als sich jemand gedacht hatte, ich springe mal auf und halte mich hinten am Bus fest, um ein Stückchen mitzufahren. Ich kam mir ganz ehrlich wie in einem schlecht gemachten Zombiefilm vor, die Straße ist kaputt, der Bus wackelt wie verrückt hin und her und ein Zombie klettert mal eben auf den Bus und versucht unsere Hirne zu futtern. Als der Zombie nach dem aussteigen aber "Gute Nacht" sagte, fühlte ich mich eher wie in einer schlecht gemachten Zombie-Komödie. Es war zum schießen, genau solche Situationen sollte man doch als Fremder in einem noch fremderen Land vermeiden.
Umso besser schlief es sich zu dritt in einem Bett, früh aufstehen war angesagt, wir wollten ja um 12 Uhr wieder bei Marie und Jamila sein um das Geburtstagsfrühstück nicht zu verpassen. Gesagt, getan, ein leckeres Frühstück wurde abgehalten, 18 Leute auf einer großen Decke, diese Decke gefüllt mit Brot, Backwaren, verschiedenen Aufstrichen, Avocadocreme, Rührei, Früchten und noch einiges mehr.
Das einzig schöne Foto von der Party
Nach einer echt lustigen und schönen Geburtstagsnacht, rief mich um sieben Uhr unser geliebter Chef Patrick an: "Seid spätestens um 12 in Bamenda, heute treffen wir den Fon."
Da Cheffes Wort Gesetzt ist, dackelten wir also langsam alle auseinander, nahmen ein Moto zum Busbahnhof nach Bamenda. Zwei auf jedes Moto, mit Gepäck und allerlei. Am Busbahnhof waren wir aber auf einmal nur noch zu viert, Laura und Jules Motofahrer kannte den Weg nicht und fuhr einfach zu einem anderen Busbahnhof. Das sollte uns natürlich nicht stören, viele Wege führen nach Bali, Pauline, Lea, Charlott und ich nahmen halt das Busunternehmen Mazi Voyages und Lauri und Jule eben ein anderes. Der Preis von 1000F ist gleich und die Taxifahrt zum anderen Bahnhof hätte das selbe nochmal gekostet.

Die Fahrt über wurde viel gequatscht, ich kaufte uns Erdnüsse, die zum knabbern für zwischendurch verkauft werden, und wir fuhren wieder über Stock und Stein, Berg und Tal, bis die Skyline von Bamenda gesichtet wurde. Da wir ja in Eile waren, es schon 13 Uhr auf dem Wecker zeigte und Patrick uns doch dem Fon von Bali vorstellen wollte fuhren Lea, Laura und ich geschwind ins Haus zurück, Klamotten wechseln, frisch machen und so weiter. Da wir aber fast gänzlich gedacht und gehofft haben, Patrick komme nicht, kam er eben auch nicht. Und das Obwohl Laura ihn noch in Bamenda im Taxi gesehen hat. Uns sollte das nicht stören, wir machten uns einen schönen Sonntag Nachmittag und Abend, hielten ein Mittagsschlaf und liessen uns vor dem ersten Schultag noch einmal auf der faulen Haut liegen.


Darauf ging alles furchtbar schnell, früh aufstehen (für meine Verhältnisse ist 7:00 Uhr früh!), schnell frischmachen, die Avocados zu einer Creme zerdrücken, schnell das weiche Weißbrot mampfen und aufi aufi.
Es ging zu P.S. Njenka. Die Presbyterian School in Njenka, keine 10min Fußweg. Die Lehrer schienen nett und zuvorkommend, die Kinder froh und verspielt. Kurz mit dem Schulleiter gesprochen und ab ins kalte Wasser.

"Goooood mooorning Teachers, goooood mooorning Friends, bla bla bla, fear of the Lord is the beginning of wisdom!" "Good Morning, sit down."

So fängt die Stunde also in einer protestantischen Schule an, dachte ich mir. Was wohl noch alles kommt?

Alles paletti, ich hab mich vorgestellt, eine kleine Runde Hangman mit "Ni Max" gespielt, sie Namensschilder basteln lassen, ein Partnerinterview mit den Schülern*innen gemacht, kurz den Wissensstand mithilfe einer Mindmap abgefragt. Dabei merkt man, dass alle Schüler*innen ähnlich sind, muss ein Kind auf die Toilette, so müssen sie alle einmal, traut sich ein Kind etwas zu sagen, wissen die anderen aufeinmal auch viel mehr, fängt der eine an zu klatschen, so klatschen sie alle. Der größte Nachteil an den meisten Schulen hier in Bali ist, dass sie verdammt hellhörige Wände haben und nur mit Blechdächern ausgestattet sind. Rufen und Klatschen die Kinder, so hören das die fünf benachbarten Klassen, regnet es, so hört es die halbe Stadt. Es ist also wichtig sich Ruhe und Gehör zu verschaffen, ich bin gerade dabei ein paar Mittel und Methoden auszuprobieren.
Nachdem die Mindmap halbwegs komplett und Time2be angesagt war, war auch schon Schluss, meine ersten zwei Stunden in einer kamerunischen Schule. Das war auch schon mein Stundenplan für Montag, nächste Woche kommen noch zwei Stunden Time2be hinzu. Ich hab mich aber schon nach diesen zwei Peanutstunden gefühlt wie nach der 13. Stunde Sport. Der Magen knurrte, die Stimme war weg, die Beine wollten mich nicht mehr tragen. Und es war doch erst 11 Uhr...
Alle schön brav am Interview ausfüllen


Jede Schule hat ihre eigene Schuluniform, Holy Infant entschied sich für Türkis und Pink. Für Jungs und Mädels.
Sogar Wäsche muss ich nach der Schule noch waschen, Kinder sind immer dabei und heitern einen auf


Dann Dienstag, Mittwoch, Donnerstag. Neben ein paar Besuchen beim Inspector und beim Ba D.O. lief nur Schule und Ausruhen. Noch einige male erklang das "Good morning Teachers, good morning Friends, fear of the lord is the beginning of wisdom." im Schülerchor. Das gehört einfach zur Standardbegrüßung und ich werde es wohl über das Jahr hinweg noch öfters hören.

Patrick rief uns dann mal wieder an, um uns zu sagen, wir gehen am Freitag nach Batibo, wenn wir wollen können wir dort Schlafen, am Sonntag kommt dann endlich Dustin und Lea hat ihren Mitfreiwilligen. Ob das alles so geschmeidig funktioniert, weiß ich jetzt noch nicht, aber die Hoffnung stirbt ja zuletzt.

Das waren die letzten Erlebnisse, wir sollen jetzt noch irgendwann den Lehrplan und Bücher bekommen, uns bei der Polizei und Brigade vorstellen und eine Schule wird vielleicht noch gewechselt.

Morgen ist Freitag, ein Tag den die vorherigen Freiwilligen frei hatten. Wir haben aufgrund von großer Nachfrage noch zwei weitere Schulen bekommen und wurden auf acht Schulen aufgestockt. Eine Schule benötigt keinen ICT-Lehrer und wir sollen deshalb dort nur Sport unterrichten. Vielleicht werden wir dem aber nicht entgegenkommen und uns auf sieben Schulen und Time2be konzentrieren. Alles Verhandlungssache, Patrick war aber nicht abgeneigt uns etwas zu entlasten.

Im nächsten Post werde ich versuchen meine Arbeit und meine Aufgaben für euch ein bisschen transparenter zu gestalten.

Und schließlich noch ein klein großer Wettkampf:


Ersteinmal zur Situation: Ich muss mich ja irgendwie selbst versorgen. Laura und ich sind ziemlich gut darin, jeweilige Zutaten in einen Topf zu werfen und mit ein bisschen Salz und Pfeffer etwas leckeres zu zaubern. Vorhanden ist ein Gasherd und Töpfe und Pfannen. Obst und Gemüse gibt es hier reichlich, Dosenwaren aber nicht. Auch Tiefkühlkost ist hier mehr als unüblich.
Das größte Problem ist einfach die fehlende Milch. Keine Milch heißt kein Käse, kein Quark, keine Sahne, etc. Und darüber stolpert man doch öfters einmal, so eine Scheibe Käse obendrauf und alles wäre in Butter. Hier gibt es zwar Milchpulver on mass aber Milch ist das nicht wirklich. Da wir drei gerne und abwechslungsreich Essen, haben wir mittlerweile ein Rezeptebuch der besten Gerichte angefangen. Da sind jetzt noch einige Seiten leer, und Ihr habt die Chance die Seiten aufzufüllen.


Der Wettkampf lautet wie folgt:

Findet für uns armen Freiwilligen ein leckeres Essen, schickt mir in den Kommentaren das Rezept und was sonst dazu gehört. Wir werden dann alle möglichen Gerichte nachkochen und entscheiden welches das Beste ist. Die Gerichte, ob zum Frühstück, Mittagessen, oder zwischendurch sollte vegetarisch und köstlich sein. Einsendeschluss ist dann, wenn wir satt sind ;)

Der oder die Gewinner bekommen eine Postkarte geschrieben, von mir selbst, und sie dürfen sich darüber gewiss sein unser Rezeptbuch vervollständigt zu haben. 

Ich freue mich über eure Kommentare und Rezepte, und denkt dran keine Milch (Heul!!).


Noch ein kleiner Nachtrag: Ich habe ein paar Fotos, von Besuch, Wohnung und Schule angefügt. Schaut euch auch mal die letzten Einträge an. Zusätzlich versuche ich gerade eine Galerie zu bauen, das Internet hier ist aber zu langsam um die Seite zu laden. Da denke ich mir noch etwas aus.

Donnerstag, 5. September 2013

„Je ne parle pas le francais"

Da Paul ja noch da war und unser Chef Patrick uns irgendwann Bafoussam zeigen wollte, entschieden wir vier uns, die kurze Reise aufzunehmen und nach Bafoussam zu fahren. An der Hauptstraße trafen wir einen netten Studenten, da die meisten Taxis vom Zentrum Balis losfahren und in Njenka, unserem Einstiegsort, schon voll sind, fuhr er kurz mit einem Okada (ein Motorradtaxi) ins Zentrum und besorgte ein Taxi für uns alle. Angekommen am Hospital Roundabout in Bamenda, der Ein- und Ausstiegstelle für alle Fahrten in die Umgebung, fuhren wir dann mit Student zur Bamenda Busstation, es gießte in strömen und der Student bezahlte nicht nur die Taxifahrt, sondern zeigte uns auch den Ticketschalter und unseren Bus nach Bafoussam.

Wir wurden „gewarnt“, wir sollten auf die Interaktion und Umgehensweise mit Fremden aufpassen. In großen Städten dreht sich viel um Geld, und Weiße werden durch Fernsehen und Medien immer als reich dargestellt. Der Warnung nach freunden sich deshalb einige mit dir an, um Gegenleistungen zu sehen, geben dir ein Bier aus, um zwei zurückzubekommen und so weiter.
Das Gefühl hatte ich bei dem netten Studenten ganz und gar nicht, er hat uns nicht nach unseren Namen, Adressen oder Handynummern gefragt, wollte keine Gegenleistung und war total erfreut uns und unsere Geschichte zu hören. Es blieb bei einem netten Tschüss und er wünschte uns eine schöne Reise.

Die Reise in dem öffentlichen Bus war … sagen wir es knackig ;) Es regnete immer noch, das tat dem Überfahren der Schlaglöcher mit ungefähr 120 km/h aber keinen Abbruch. Drei Stunden sollte die Fahrt durch die Berge, über schöne Landschaften und durch einigen Polizeikontrollen dauern, in guten zweieinhalb standen wir inmitten Bafoussam. Und diese zweieinhalb Stunden reichen schon und ich verstehe kein Wort mehr. Jetzt heißt es zu den unzähligen Straßenverkäufern nicht mehr „No, thank you“ sondern „No, merci“. Lea war mir so nett und brachte mir „Je ne parle pas le francais“, also „Ich spreche kein französisch“, bei. Selbst die Fahrt zum King's Palace zur Pauls Wohnung hätte ich wahrscheinlich nicht arrangieren können.
(Das Blödeste was mir mit dieser Sprachbarriere passiert ist, ist wohl das Antworten mit „Bonjour“ auf „la belle blanche“ … der Kerl hat komisch geguckt ;) )

Hunger macht erfinderisch, also gab es zum Abend Baguette belegt mit gebratenen Spaghetti in Ei, welches wir so auch am Busbahnhof von Bamenda gesehen hatten. Dazu noch Avocadocreme und Streichkäse. Getrunken wurde Tee oder Wasser aus dem Wasserfilter.

Pauls eigene Treppe


Und irgendetwas von dem da oben genannten (ich vermute mal die Avocado!!!) lies mich den nächsten Tag lange lange schlafen, ich war krank. Mit Übelkeit und ohne Power verbrachte ich meine ersten Krankheitstag in Kamerun in Pauls Bett in einer fremden Stadt mit einer fremden Sprache. Bafoussam sammelte Unsympathien, eine Menge negative Punkte die sich dort anhäufen.
Patrick bewertete meine Bettlägerichkeit mit einem lachenden „Welcome to Cameroon, hehe“.
Das war auch schon alles was ich von diesem Donnerstag mitbekommen habe, ich hab gepennt und gepennt.
Am Freitag sollte es dann zurück nach Bali gehen, der Elektriker sollte kommen und wir bekamen selber Besuch. Extra früh aufgestanden, extra schnell gefrühstückt, extra schnell am Busbahnhof gewesen für: eine Stunde warten am Bahnhof. Der Bus kommt eben dann wenn er kommt, bin ich in Eile und verhalte mich hektisch und genervt, dann kommt er eben noch eine halbe Stunde später. Man lernt eine gewisse kamerunische Ruhe lernen und lieben, auch eine Stunde stehen machen mir mittlerweile gar nichts mehr (und ich bin erst zwei Wochen hier!!!).
Dann die ganze Strecke zurück, mit 23 Leuten, davon vier Kleinkinder, über die Polizeikontrollen, die Landschaft, die Berge, den Busbahnhof in Bamenda, Hospital Roundabout und Njenka. Da sitzen sie schon, vier Besucher aus Kumbo. Wenn ich mich recht erinnere, dann standen da eigentlich nur drei, Charlotts Okadafahrer war übereifrig und brachte sie angeblich direkt zu unserem Haus. Wo war Charlott also, so ganz ohne Handy und Ahnung wo was ist in Bali?
Sie war wirklich bei uns zuhause, der Okadafahrer war so nett und hat sie direkt vor unserem Haus abgestellt.
So hatten wir also schön Besuch von Pauline, Jule, Moritz und Charlott, tranken ein bisschen Bier und Wein, aßen gemeinsam und ließen den Abend gemütlich mit unserer Nachbarin Ernestine ausklingen.
Lecker Frühstücken, auf dem größten Tisch der Welt, der Boden. In der Cola-Flasche ist nebenbei Honig!


Lea und Lauri waren so froh über diesen Besuch, dass auch sie sich einen Tag im Bett freinahmen. „Welcome to Cameroon, hehe“ sagte Patrick mal wieder... jaja willkommen, ich bin doch schon daha!

Dann nimmt man sich eben zwei andere Mädels, nämlich Pauline und Jule, und zeigt denen Bali. Dort ist der Markt, hier das Zentrum, hier ist der Palast des Fons.

Was ist ein Fon? Ein Fon (woher der Name kommt weiß ich gar nicht genau...) ist der traditionelle „König“ einer Kulturgruppe. Noch vor wenigen hundert Jahren gab es einen großen Bürgerkrieg in Kamerun, die Balianer ergriffen die Flucht und suchten eine neue Region. Eine Frau namens Nanyonga führte ihr Volk dann zu dem Feld, wo heute der Palast des Fons von Bali steht. Dort wurde Bali gegründet und der jetzige Fon ist der fünfte. Dieses Chiefdom (so heißt es, auch Fondom) ist stark respektiert und wird deshalb auch vom Staat und der Regierung akzeptiert und als Gewalt benutzt. Ein Volk hört auf seinen Fon und seine Anweisungen.

Immanuel, der Rezeptionist des Fons führte uns kurzerhand durch den Palast und erklärte uns die Verhaltensweisen im Palast. Mit Flip-Flops reinzugehen ist zum Beispiel nicht erlaubt, um zum Fon zu gelangen muss man ihn erst durch Klatschen seine Aufmerksamkeit erlangen und in der Anwesenheit des Fons läuft man gebückt,bis er einen gestattet gerade zu laufen.
Darauf erzählte uns Immanuel, den wir anrufen müssen, falls wir mit dem Fon sprechen möchten, kurz die Geschichte Balis und die Funktionsweise der traditionellen Gewalt.

Am Dienstag kam Patrick, um mit uns die zukünftigen Projekte und unseren Stundenplan mit uns zu besprechen. Dazu mehr im nächsten Post.
Darauf ging es zur Vorstellungsrunde an den sieben Schulen und einigen wichtigen Autoritäten.
Die Vorstellungen liefen alle ungefähr so ab: Wir sind die neuen Freiwilligen, Laura und Max, das ist Lea, sie wird in Batibo leben und arbeiten, und eine kurze Vorstellung der angepeilten Projekte. Vier Schulen in Njenka und im Zentrum Bali wurden abgeklappert, der Bürgermeister war nicht anzutreffen, also stellten wir uns beim Sekretär vor, dann der Zuständige für die Grundschulen und Mittelstufen, den Inspector of basic education. Er hatte sich gedacht, dass wir doch auch an der Schule unterrichten könnten, an der er selbst als Kind war, also fuhren wir ca. 15km auswärts, immer noch in Bali, um seiner Schule und den Lehrern vorgestellt zu werden. Und die Lehrer waren froh, das kann ich euch erzählen. Zuerst wussten sie nicht recht, was sie mit den drei Weißen machen sollen, als sie dann hörten, wir würden zukünftig auch an ihrer Schule unterrichten, fingen sie an zu singen und zu rufen. In ihren Augen konnte man ernsthafte Freude sehen, sie begrüßten uns herzlich mit Handschlag und Danken. Auch der Direktor der Schule war sprachlos als er von uns erfuhr. Das war ein schönes Gefühl, so nett und freudig empfangen zu werden. Da dürfen wir jetzt also jeden Freitag hin, die Fahrt wird uns zum Glück bezahlt.
Nach einem netten Bier mit dem Inspector und einem Direktor einer anderen Schule um 12 Uhr fuhren wir wieder zurück nach Bali Zentrum.
Die Schultour war aber noch nicht vorbei und als wir dann ziemlich kaputt und müde zu Hause ankamen, hatten wir am Donnerstag noch zwei weitere Schulen und den zuständigen Politiker für Bali vor uns.

Am nächsten Tag, etwas verregnet und grau, ging es dann zu Regierungsschule in Njenka. Und das Njenka größer ist als gedacht, erfuhren wir über den ca. 20 Minuten langen Fußmarsch durch den Urwald durch. Diese Schule steht auf einem Plateau mit herrlicher Aussicht, der Schulleiter ist sehr nett und offen für uns. Wir wurden natürlich gleich wieder allen freudig vorgestellt, lernten Lehrer und Schüler kennen und eine Lehrerin hätte für mich sogar eine Tochter zum heiraten. Alles ist abgesichert hier ;) (Kuss an Caro!)
Die letzte Schule, mit sehr jungem Schulleiter hat mir bis jetzt am besten gefallen, alle Kinder kamen raus, stellten sich auf den Hof in Reih und Glied, begrüßten uns mit Gesang und Tanz. Und das alles komplett spontan.
Der zuständige Politiker, der Subdivisional Officer of Bali Subdivision (D.O.), war leider in einer Besprechung und hatte erst am nächsten Tag um 10 Uhr Zeit für uns. Nach Hause, Schlafen, Aufstehen und wieder zu viert auf einem Okada zum D.O.
Und dann das: Der Politiker erzählt uns kurz und knackig über das politische System Kameruns, seine Rolle, die Rollen der anderen Autoritäten, des Fons, eine kurze Geschichte, sichert und Unterstützung und Sicherheit zu, nebenbei Smalltalk und ein paar Handyanrufe. „Life is easy, why should I make it difficult?“. So ungefähr seine Lebenseinstellung. Er sagte uns wir sollen Spaß haben, Bierchen trinken, wenn uns Bierchen angeboten werden, Tänzchen tanzen, wenn wir tanzen wollen, lud uns ein, in seinem Haus zu speißen an einem wichtigen Tag in Bali (welcher, kann ich nicht ganz reproduzieren), fragte uns ob wir denn nicht einen netten Kameruner oder Kamerunerin heiraten wollen, und wenn wir für immer in Bali leben wollen, so sollen wir das gerne tun.
Zusätzlich gab er uns seine Nummer, und die Nummern von Polizei und der Brigade. Wenn irgendetwas sein sollte, sollen wir ihn oder die ihm Untergestellten anrufen und es wird geklärt.
Der Ba D.O. ist meiner Meinung nach eine super nette Person, mit der ich gerne gesprochen habe und froh bin, mich ihm vorgestellt zu haben.

Ba D.O. Es gibt in Kamerun „Respekttitel“ wie Herr und Frau in Deutschland. Besonders ältere Personen werden mit Ni und Ma angesprochen. Also Ma Laura und Ni Max. Noch mehr Respekt zollt man Personen indem man ein Ba vor ihren Namen setzt, in dem Fall also Ba Kamara Divine Kamara. Aber auch Aunt Laura und Uncle Max sind ein Zeichen des Respekts und werden besonders von Kindern gebraucht.

Noch in dem Büro des D.O. kamen eine Peacecorp-Freiwillige und eine Mami (Mamis sind alle älteren Damen) dazu und der D.O. erzählte ihnen ungefähr das gleiche. Diese Freiwillige kommt aus den Vereinigten Staaten von Amerika und ist eine ehemalige Lehrerin, also auch schon eine Mami. Sie wird in Zukunft in einer Bank arbeiten, weiß aber auch noch nicht so recht, was und wie.
Carter, das ist ihr Name, ist jedenfalls sehr nett und wohnt sogar in unserer Nähe.

Wir fuhren dann auch gleich mit den beiden Mamis mit und versuchten uns bei Polizei und Brigade vorzustellen, die wichtigen Personen waren aber jeweils nicht anzutreffen.
Schon ist ein Tag vorbei und man sitzt in seinem Haus und wartet auf den Elektriker und das fließende Wasser. Patrick hat uns zugesichert, dass das Wasser „very, very soon“ zum laufen gebracht wird. Wir haben jedenfalls für heute unsere Vorräte aufgebraucht und warten nun auf unsere Nachbarin, die uns mal wieder dabei hilft an Wasser zu kommen. Das nimmt schon einiges der Energie in kauf, sich um Wasser zu kümmern. Unser Gesammeltes Wasser verstauen wir in 1,5Liter PET-Flaschen. Das ist der einfachste Weg viel Wasser handlich aufzubewahren, zeigt aber auch an den leeren Flaschen, wieviel man täglich wirklich verbraucht, und das ist eine Menge. Mittlerweile kann ich schon mit einer Hand voll Wasser duschen und mit einem halben Liter zwei Liter Suppe zaubern, macht mir das mal einer nach ;)

Das waren die Erlebnisse der letzten Tage, wir warten jetzt noch auf Besuch von Pauline, Jule und Charlott, um dann morgen im geliebten Bafoussam Jamilas Geburtstag zu feiern.

Ich hab einen Post ergänzt, den ich eigentlich schon länger schreiben wollte und versuche jetzt noch die alten Posts mit Bildern zu bestücken.

Ich hoffe euch geht es allen gut, mir geht es Bombe hier ;)

Montag, 2. September 2013

Waschtag und auf einmal war es ein Paul

Nun sind wir hier schon eine halbe Woche, in Bali, in unserem Haus in Njenka. Lea wohnt jetzt für die nächsten zwei Wochen bei uns, da ihr Mitfreiwilliger erst später kommt und Patrick möchte, wenigstens in der Eingewöhnungsphase einen Mitbewohner zu haben. Neben dem täglichen Einkauf, Einrichten und Putzen des Hauses und Besuchen des Internetcafés ist nicht viel geschehen, außer: ganz viel Wäsche produziert. Und auch die vorhandenen Lappen und Bettlaken sollten wir doch noch einmal durchwaschen, nach den vier Wochen Abwesenheit der ehemaligen Freiwilligen und der vorherrschenden Luftfeuchtigkeit hat sich langsam aber sicher ein kleiner Muff über alle Stoffe gebildet, Staub gibt es hier in der Regenzeit zum Glück nicht so viel.
Aber Waschen mussten wir trotzdem, Waschmaschinen gibt es eigentlich nicht so viele, Waschsalons sind teuer, das Wasser ist im ganzen Viertel ausgefallen und ein Fluss fließt direkt durch Njenka durch. Also wird der kurze Weg, bewaffnet mit Seife, Waschpulver und Bürste, in Kauf genommen und das halbe Viertel trifft sich am Fluss um die Wäsche zu waschen. Wir konnten von Glück sprechen, dass Ernestine so nett war uns den Weg und auch das Waschen zu zeigen. Lea, Laura und ich durften also das erste mal, sicherlich aber nicht das letzte mal, die Wäsche im Fluss waschen.
Das Prozedere ist ziemlich simpel, Wäsche kurz in Waschmittelwasser einweichen, das löst Flecken und gröberen Dreck an, außerdem riecht die Wäsche dann angenehm und nicht nach der Kernseife, die im nächsten Schritt direkt in das zu waschende Kleidungsstück eingerieben wird. Am anstrengendsten ist dann wohl das „Ausklopfen“ der Wäsche. Dabei nehme ich einen Haufen Wäsche und haue sie mit viel Kraft und Wasser auf einen Stein, solange bis das austretende Wasser nicht mehr braun, sondern seifig ist. hartnäckige Flecken werden zusätzlich noch mit der Bürste ausgeschrubbt. Dann wird die Seife mit viel Wasser wieder ausgewaschen, das Kleidungsstück ausgewrungen und zum trocknen aufgehängt. Klingt einfach, ist es eigentlich auch, trotzdem benötigten wir für einen kleinen Korb mit Wäsche gut zwei Stunden. Arme, Hände und Beine bedankten sich dann am Abend.
Ich fühlte mich ein bisschen schlecht, die Seife und das Waschmittel einfach in den Fluss zu geben. Das ist sicherlich nicht die beste Möglichkeit, aber eigentlich die einzige. Ohne fließend Wasser ist es schwierig um den Fluss herumzukommen und zusätzlich kaum möglich das „verschmutzte“ Wasser ökologisch wiederaufzubereiten. Meines Erachtens nach versuchen die Anwohner hier im Viertel so wenig Seife und Waschmittel wie möglich zu benutzen, alleine auch aus ökonomischen Gründen, ganz umgeht werden kann das aber nicht. Sie wissen, dass viele Menschen abhängig von dem Wasser des Flusses sind und haben das im Hinterkopf. Mir selber fällt auch keine andere Lösung ein, als so wenig Waschmittel wie möglich zu benutzen und so ökonomisch wie möglich Wäsche zu waschen.
Schon rief Patrick an: „Come to Bamenda, we meet at the petrol station!“
Für 1200CFA, also umgerechnet zwei Euro, fuhren wir dann zu dritt in einem Taxi nach Bamenda. „To the petrol station at that big circle“, „Ah, I know“. Dort angekommen trafen wir gleich Patrick und Paul, ein weiterer CAMAAY-Freiwilliger, welcher in Bafoussam, ca. zwei Autostunden von Bamenda entfernt, wohnt. Patrick zeigte uns kurz die Innenstadt von Bamenda, den größten Markt, eine moderne Bäckerei und auch den VISA-Automaten, bei dem wir kostenfrei Geld abheben können. Nebenbei erwähnte der liebe Chef, dass Paul für drei Tage bei uns wohnen würde, weder wir, noch Paul selber wussten davon. Aber Laura, Lea und ich freuen uns über Besuch, also wohnen wir hier eben zu viert.

Und aufeinmal war es ein Paulchen mehr.
Nach einem kurzen und teuren Einkauf saßen wir dann noch kurz in einer Bar. Es gab große Biere, laute Musik und tanzende Kameruner. „The Cameroons know how to party, hehe“, sagte Patrick. Und das stimmte wirklich, ich sehe und höre immer wieder laute Musik aus Anlagen die einfach mitten auf der Straße aufgebaut sind. Die Leute hören, singen und tanzen spontan mit, sie sind einfach immer gut drauf.
Der Fahrer unseres Taxis zurück nach Bali kannte ganz zufällig den ehemaligen Freiwilligen Valentin. Er möge die Deutschen und besonders deutsche Krimiserien, zeigte uns wo wir noch schnell ein paar Avocados kaufen konnten und verriet uns im gleichen Moment noch ein paar leckere Avocadorezepte. Nummer aufgeschrieben, denn so einen netten und hoffentlich auch zuverlässigen Taxifahrer lässt sich nicht immer finden.

Das war der Sonntag, am Montag sollten wir endlich den wichtigen Autoritäten vorgestellt werden. Das fiel leider mehr oder wenig in den Regen, es regnet gerade aus allen Löchern. Das nutzen wir gerade aus und lassen große Gefäße an interessanten Punkten stehen, um sie mit Wasser vollregnen zu lassen, vergleiche ich das mit der Arbeit mit den Kanistern zum Fluss zu laufen, ist das echt entspannend.
Das ist auch schon der ganze Montag, Patrick hat abgesagt und es regnet und regnet. Wir nutzen die Langeweile um zu schreiben, Nottrichter zu basteln und kleine Quiz zu lösen.