Das Ankunftsseminar war die
Lite-Version Kameruns, und darüber bin ich jetzt im Endeffekt ziemlich froh.
Auch wenn ich im Freibad gerne einfach ins kalte Wasser springe, hätte ich mich
ohne dem sanften Duschen davor in Kamerun wahrscheinlich schön auf die Nase
gelegt.
In kleinen Dosen und immer mit
einer "Führerin" dabei, die Fragen beantwortete und mich und meine
Mitfreiwilligen für einige Situationen sensibilisierte, lernte ich die Art- und
Weise mich zu verhalten und mit den Menschen in Kamerun zu interagieren langsam
und sicher kennen. Es gibt Dinge, die sind ein Unding in Kamerun, die mir nie
einfallen würden, andererseits gibt es Dinge, die sie gerne sehen und eben
Dinge über die sie sich gar kein Kopf machen, wir aber eben schon.
Dazu eine kleine Liste über die
eben genannten Dinge, die wir beachten können, die uns nahegelegt wurden im
Verlauf des Seminars:
Don'ts:
·
Fußkettchen (Tragen oft
Prostituierte und ist ein Zeichen dafür)
·
Flip-Flops in der Öffentlichkeit
(Saubere Schuhe sind Kamerunern sehr wichtig, deshalb ist es saubere, feste
Schuhe in der Öffentlichkeit zu tragen, symbolisiert Hygiene und Reichtum.
Flip-Flops sind keine richtigen Schuhe)
·
Schlabberhosen (Schlabberhosen
sind für Zuhause und gehören nicht in die Straßen)
·
Rauchen in der Öffentlichkeit
(Rauchern sagt man nach, auch Drogen zu nehmen. Das ist aber streng verschmäht,
da Drogen vom wahren Leben ablenken.)
Don't
Worry:
·
Kurz und Knapp und ausgefallen
(Frauen wollen zeigen was sie haben, da wird nichts verschleiert oder
kaschiert. Eine Frau will auffallen)
·
Ein weißer sein (Die Kameruner
sind seeehr interessiert in uns. Ich wurde schon oft angesprochen, woher ich
denn komme, wie es mir geht, das ich Willkommen bin in Kamerun. Die Menschen
hier sind sehr gastfreundlich und auch wenn man hört "Whi'Man" (White
Man) ist das nicht auf Weißenhass zurückzuführen, sondern eine Art des
Respekts. Außerdem kommen dann viele, besonders Kinder, aus ihren Häusern und
begrüßen einen Lieb.)
·
Macht man etwas
"Falsch" nehmen die Kameruner das mit Humor, sie wissen das man Neu
ist und helfen dir gerne weiter
·
Komm wann du willst und sei
Willkommen (Die Kameruner heben Gastfreundschaft auf ein höheres Niveau. Du
kannst unangemeldet kommen und bleiben, die Türe steht für Freunde immer
offen.)
Do's:
·
Ältere Menschen werden
Respektiert in Begrüßung und Interaktion
·
Traditionelle und Politische
Autoritäten werden gleichermaßen respektiert und man muss sich vorstellen und
sich mit ihnen gut stellen
·
Bleib Ruhig (Die Kameruner sind alles
andere als Aggressiv. Sie lieben die Ruhe und lassen sich gerne für alles Zeit.
Komme ich dann als ungeduldiger hektischer Weißer daher lassen sie sich eben
noch mehr Zeit. Unruhe ist nicht gern gesehen.)
Ich kann zu den meisten Sachen
noch gar nicht viel sagen und kann auch für ihre Richtigkeit nicht bürgen. So
trägt eine unserer Nachbarinnen zum Beispiel eine Fußkette, ist aber auf keinen
Fall eine Prostituierte. Auch das Rauchen ist in meinem Umfeld kein Problem und
es wird nur darauf hingewiesen, dass es ungesund ist. Schicke Flip-Flops werden
auch gerne in der Öffentlichkeit getragen, weil sie praktisch und gemütlich
sind. Es ist eben schwierig so etwas zu pauschalisieren und es ist auch nicht
richtig dies zu tun. Wir sollen es nur beachten und uns darüber Gedanken
machen. Den „Kameruner“ gibt es nicht, es ist nur einfacher eine Volksgruppe in
bestimmten Klischees einzubinden. Ich versuche hiermit das ganze etwas
aufzulockern.
Zwei Fahrer der Rainbow School in
Dschang holten uns am Mittwoch, den 21.08.2013, vom Ankunftsseminar in
Nkongsamba ab. Der Direktor der Rainbow School hatte sich stark dafür
eingesetzt, dass wir, die Freiwilligen, nicht ganz ohne Ahnung und Plan die
mehrere Stunden Fahrt zu unseren Projektorten antreten müssen und arrangierte
Bus und Fahrer um uns über Dschang nach Bamenda zu fahren, und all das, ohne
das einer von uns in seinem Projekt arbeitet. Das ist eine sehr nette Geste und
ich denke, dass wir alle mehr als dankbar dafür waren. Die Straßen nach Bamenda
waren ... abwechslungsreich. Bergauf, bergab, scharfe Linkskurve, und rechts,
dort ein Killerhubbel und hier einer. Ich hätte für die Strecke bestimmt
dreimal solange gebraucht, aber Kameruner fahren eben sicher und bestimmt. Sie
kennen ihr Auto, die Position der Reifen, Breite und Höhe und nutzen dieses
Wissen um nicht lange im Stau zu stehen, sondern eben diese kleine Lücke da zu
benutzen um halb am Rand, halb auf der Straße genau dem zu entkommen.
Gleich
anbei ein wenig zum Verkehr. Der Stärkere hat Vorfahrt! Die Rangliste ist ganz
easy: Max, Motorroller, Auto, Bus, Jeep, LKW. Dann gibt es noch Hupe (= Achtung ich komme, pass auf) und Lichthupe
(= Geh weg, das ist meine Straße). Ziemlich
einfach eigentlich.
Angekommen an einen Busbahnhof in
Bamenda, einer riesigen Stadt in North-West Kamerun, also schon dem
englischsprachigen Teil Kameruns, trafen wir den Zuständigen für die
Greencare-Freiwilligen Hilbert. Hilbert ist ein sehr offener und netter Mensch,
der sich dann auch noch bemüht hat, Laura und mich an unseren Treffpunkt mit
Patrick zu schicken. Also ging es für Laura und mich weiter durch Bamenda, an
einer Tankstelle gabelten wir Patrick, den Leiter von CAMAAY, meinen Chef, auf
und fuhren, noch einmal quer durch Bamenda, zu einer anderen Tankstelle an
einem großen Kreisel und Geschäftsstraße in Bamenda. Kurz darauf saßen Laura
und ich mit fünf anderen Kamerunern in einem Taxi: auf nach Bali!
(Sieben
Menschen nehmen also Platz in einem Taxi ein. Drei vorne, inklusive Fahrer,
vier weitere Hinten. Wieso? Weil es passt! Die Menschen in Kamerun fahren nicht
Auto weil es Spaß macht oder zu zeigen was für ein tolles Auto eine Person
alleine fahren kann, sondern es wird benutzt. Sitzplätze, Kofferraum, Dächer
werden beladen, mit Menschen, Einkäufen oder auch Tieren, weil es praktisch ist
wenige Strecken zu fahren, und weil eine "Strecke" in Kamerun sehr
sehr viel größer sein kann. Zusätzlich sind Kameruner, wie ich sie
kennengelernt habe, nie gerne allein, in dem Taxi wird geredet, gequatscht und
gelacht.)
Zehn Minuten Fahrt in dem
Clownstaxi später standen wir dann mit Gepäck und Patrick in Bali, mitten an
der Hauptstraße, rechts und links ein kleines Restaurant, eine Apotheke, ein
Supermarkt, Essensstände und drei oder vier Bars: "We have to go a little
bit, this way."
Dabei
eine kleine Zwischenzeile: Der rote Boden ist herrlich! Die reiche grüne
Pflanzenwelt ergibt mit dem roten Sand zusammen einen wundervollen Kontrast,
und der Weg zu unseren Haus schneidet einen roten Strich in das saftige Grün.
Der Weg von der Hauptstraße zu meinem Haus |
Und da steht inmitten der
Dämmerung auf einmal ein großes graues Haus mit hohen Mauern und einem
schwarzen, schweren Tor. Meine Heimat für mein Jahr in Bali, North-West
Kamerun.
Nicht ganz, das ist das Haus der
Nachbarn, Missverständnis. Aber noch in eben diesen Mauern, hinter dem
genannten großen Haus, ist ein kleineres Bungalow ähnliches Haus, das ist es!
Was haben wir denn alles hier so?
Einen schönen Flur, das Wohn- und Esszimmer mit Couch und Musikanlage, eine
verhältnismäßig große und europäische Küche, zwei fast identische Zimmer und
ein eigenes Bad (wobei die Tür dort mehr als stört. Entweder die Türe ist zu
oder das Bad ist kaum zu benutzen. Eine Türe die nach Außen aufgeht hätte es
doch auch getan ;-) ) Der Boden des gesamten Hauses ist gefliest, also einfach
sauber zu halten. Die Wände sind in hellem Gelb, welches dreckige Finger und
andere Abdrücke leider stark anzieht, die Schlafzimmerwände in hellem Türkis,
Geschmackssache.
Ausgestattet sind die Räume mit
Regalen und Hockern aus starken Ästen, so fühle ich mich wohl! Die Schlafzimmer
haben Doppelbetten und große, schicke Schränke. Selbst die Gardinen spiegeln
meine Freude wieder und zeigen Feen bei einem Fest oder so. Die Wohnung ist der
Traum!
Unser Wohnzimmer, mit Laura als Deko |
Mein noch undekoriertes Zimmer, in echt sieht die Farbe nerviger aus. |
Unsere Küche. Mittlerweile haben wir noch eine Pfanne und ein Brettchen gekauft. |
Und jetzt das "Aber":
Wo kommt denn nun das Wasser her? Das fehlt nämlich. Vor "kurzer"
Zeit haben Bauarbeiten an einer Straße die Wasserzufuhr für das ganze Viertel
gestoppt. Seitdem leben die Menschen hier eben ohne fließend Wasser, für das
Wasserrohr fehlen die Gelder. Das scheint aber für die Menschen vor Ort
überhaupt kein Problem zu sein, sie helfen einander das Wasser vom Fluss zu
ihren Häusern zu bringen, sammeln Regenwasser und sparen eben wo man kann. Die
vorherigen Freiwilligen waren so nett und haben eine Menge Wasser vom Fluss in
der Küche in unzähligen Wasserflaschen und Kanistern verstaut, das sollte für
ein paar Tage reichen. Geht es uns aus, hat unsere Nachbarin uns Hilfe von
einem Freund von ihr mit Auto zugesichert. Er wird uns helfen unsere
Wasserreserven aufzufüllen.
Überquert man den kleinen
Innenhof, in dem sich die Nachbarn mit Freunden und Verwandten zum täglichen
Leben treffen, Wäsche waschen, das Essen vorbereiten, Einkäufe verteilen, ober
eben wie zu der Zeit in der ich diesen Text schreibe, zum Haare waschen,
pflegen und zurechtmachen.
Noch am Abend unserer Ankunft in
Bali besuchte und Ernestine mit ihrem Sohn Ferdinand. Ernestine wohnt ca. 20
Meter von uns in einer kleinen Hütte und ist die nette Nachbarin von der uns
von den ehemaligen Freiwilligen erzählt wurde. Und sie ist wirklich eine besondere
Person. Sie nimmt sich Zeit für uns, erzählt uns vieles über Bali und seine
Geschichte, zeigt uns den Markt, die Preise für Tomaten und Okada (Rollertaxi)
und vieles vieles mehr.
Jetzt weiß ich auch, dass ich im Viertel Njenka (sprich Djenka) wohne und der genauere Bereich "keep right" heißt. Hier gibt es ganz ganz witzige aber logische Namen für Bereiche und Straßen. Keep right heißt keep right, weil ein Schild in der Nähe darauf hinweist die rechte Spur der Straße zu benutzen. Eben einfach und logisch.
Am Abend gab es also noch Reis
mit einer Tomatensoße. Dazu Teigbällchen namens "Pof-Pof", aus Weizen
und Hefe in Palmöl frittiert. Eben wie unsere Quarkbällchen nur nicht ganz so
süß.
Am nächsten Tag dann erst einmal
schön Duschen. Nichts da! Kein Wasser. Also Eimer her und improvisieren.
Ernestine rief uns dann an und
fragte uns wo wir bleiben, wir wollten doch zum Markt. Also auf, Tasche und
Geld eingepackt und zusammen mit ihr zum Markt.
Früchte, Wurzeln, Gemüse,
Gewürze, Naturheilmittel, Gerichte, Gebackenes, Dinge zum alltäglichen Leben,
Töpfe, Kleidung, und so viele Sachen, mit denen ich noch gar nichts anfangen
kann. Man bekommt einfach alles auf dem Markt. Und die Anzahl der Lebensmittel
die ich kenne kann ich mit einer Hand abzählen.
Ernestine half uns dann ein paar
grundlegende Sachen zu kaufen: Tomaten, Zwiebeln, Kartoffeln, Knoblauch, Brot,
Ananas, Spaghetti, Avocados, leckere Stangen aus Gebäck, die nach Erdnüssen
schmecken, Passionsfrüchte, Suppengrün, Eier, etc.
Dabei werden die Zutaten immer
gestapelt und gehäuft, ein Haufen Tomaten kostet 150F (Franc, 150F = 22ct) ein
großer Haufen eben 200F.
Nach besuchen des Palastes und
einer schönen Handwerkstatt (Handicraft...), wo Kameruner aus Holz benutzbare
Kunstwerke wie Höcker, Stühle, Tische und Dekoration fertigen und dies dort
lernen, fuhren wir dann zu viert auf dem Okada zurück nach Hause und beendeten
den Tag mit Kochen, Putzen und Schlafen.
Jetzt ist es schon Freitag,
morgen kommen Lea und Paul, und ich hoffe ich kann den Text heute
veröffentlichen, mal schauen wo das Internetcafé ist.
Liebste Grüße aus Bali
Ein Satz mit X, das war wohl nix,
oder wars Max...?
Das Internetcafé jedenfalls hatte
ein paar Problemchen uns mit dem World Wide Web zu verbinden, Balianer lieben
Bali eben und bleiben gerne dort. Schlecht für mich, ich muss den Text dann
wohl ein andermal veröffentlichen. Aber wenn Ihr das hier lest, dann hat es
wohl funktioniert. ;-)