Montag, 2. September 2013

Waschtag und auf einmal war es ein Paul

Nun sind wir hier schon eine halbe Woche, in Bali, in unserem Haus in Njenka. Lea wohnt jetzt für die nächsten zwei Wochen bei uns, da ihr Mitfreiwilliger erst später kommt und Patrick möchte, wenigstens in der Eingewöhnungsphase einen Mitbewohner zu haben. Neben dem täglichen Einkauf, Einrichten und Putzen des Hauses und Besuchen des Internetcafés ist nicht viel geschehen, außer: ganz viel Wäsche produziert. Und auch die vorhandenen Lappen und Bettlaken sollten wir doch noch einmal durchwaschen, nach den vier Wochen Abwesenheit der ehemaligen Freiwilligen und der vorherrschenden Luftfeuchtigkeit hat sich langsam aber sicher ein kleiner Muff über alle Stoffe gebildet, Staub gibt es hier in der Regenzeit zum Glück nicht so viel.
Aber Waschen mussten wir trotzdem, Waschmaschinen gibt es eigentlich nicht so viele, Waschsalons sind teuer, das Wasser ist im ganzen Viertel ausgefallen und ein Fluss fließt direkt durch Njenka durch. Also wird der kurze Weg, bewaffnet mit Seife, Waschpulver und Bürste, in Kauf genommen und das halbe Viertel trifft sich am Fluss um die Wäsche zu waschen. Wir konnten von Glück sprechen, dass Ernestine so nett war uns den Weg und auch das Waschen zu zeigen. Lea, Laura und ich durften also das erste mal, sicherlich aber nicht das letzte mal, die Wäsche im Fluss waschen.
Das Prozedere ist ziemlich simpel, Wäsche kurz in Waschmittelwasser einweichen, das löst Flecken und gröberen Dreck an, außerdem riecht die Wäsche dann angenehm und nicht nach der Kernseife, die im nächsten Schritt direkt in das zu waschende Kleidungsstück eingerieben wird. Am anstrengendsten ist dann wohl das „Ausklopfen“ der Wäsche. Dabei nehme ich einen Haufen Wäsche und haue sie mit viel Kraft und Wasser auf einen Stein, solange bis das austretende Wasser nicht mehr braun, sondern seifig ist. hartnäckige Flecken werden zusätzlich noch mit der Bürste ausgeschrubbt. Dann wird die Seife mit viel Wasser wieder ausgewaschen, das Kleidungsstück ausgewrungen und zum trocknen aufgehängt. Klingt einfach, ist es eigentlich auch, trotzdem benötigten wir für einen kleinen Korb mit Wäsche gut zwei Stunden. Arme, Hände und Beine bedankten sich dann am Abend.
Ich fühlte mich ein bisschen schlecht, die Seife und das Waschmittel einfach in den Fluss zu geben. Das ist sicherlich nicht die beste Möglichkeit, aber eigentlich die einzige. Ohne fließend Wasser ist es schwierig um den Fluss herumzukommen und zusätzlich kaum möglich das „verschmutzte“ Wasser ökologisch wiederaufzubereiten. Meines Erachtens nach versuchen die Anwohner hier im Viertel so wenig Seife und Waschmittel wie möglich zu benutzen, alleine auch aus ökonomischen Gründen, ganz umgeht werden kann das aber nicht. Sie wissen, dass viele Menschen abhängig von dem Wasser des Flusses sind und haben das im Hinterkopf. Mir selber fällt auch keine andere Lösung ein, als so wenig Waschmittel wie möglich zu benutzen und so ökonomisch wie möglich Wäsche zu waschen.
Schon rief Patrick an: „Come to Bamenda, we meet at the petrol station!“
Für 1200CFA, also umgerechnet zwei Euro, fuhren wir dann zu dritt in einem Taxi nach Bamenda. „To the petrol station at that big circle“, „Ah, I know“. Dort angekommen trafen wir gleich Patrick und Paul, ein weiterer CAMAAY-Freiwilliger, welcher in Bafoussam, ca. zwei Autostunden von Bamenda entfernt, wohnt. Patrick zeigte uns kurz die Innenstadt von Bamenda, den größten Markt, eine moderne Bäckerei und auch den VISA-Automaten, bei dem wir kostenfrei Geld abheben können. Nebenbei erwähnte der liebe Chef, dass Paul für drei Tage bei uns wohnen würde, weder wir, noch Paul selber wussten davon. Aber Laura, Lea und ich freuen uns über Besuch, also wohnen wir hier eben zu viert.

Und aufeinmal war es ein Paulchen mehr.
Nach einem kurzen und teuren Einkauf saßen wir dann noch kurz in einer Bar. Es gab große Biere, laute Musik und tanzende Kameruner. „The Cameroons know how to party, hehe“, sagte Patrick. Und das stimmte wirklich, ich sehe und höre immer wieder laute Musik aus Anlagen die einfach mitten auf der Straße aufgebaut sind. Die Leute hören, singen und tanzen spontan mit, sie sind einfach immer gut drauf.
Der Fahrer unseres Taxis zurück nach Bali kannte ganz zufällig den ehemaligen Freiwilligen Valentin. Er möge die Deutschen und besonders deutsche Krimiserien, zeigte uns wo wir noch schnell ein paar Avocados kaufen konnten und verriet uns im gleichen Moment noch ein paar leckere Avocadorezepte. Nummer aufgeschrieben, denn so einen netten und hoffentlich auch zuverlässigen Taxifahrer lässt sich nicht immer finden.

Das war der Sonntag, am Montag sollten wir endlich den wichtigen Autoritäten vorgestellt werden. Das fiel leider mehr oder wenig in den Regen, es regnet gerade aus allen Löchern. Das nutzen wir gerade aus und lassen große Gefäße an interessanten Punkten stehen, um sie mit Wasser vollregnen zu lassen, vergleiche ich das mit der Arbeit mit den Kanistern zum Fluss zu laufen, ist das echt entspannend.
Das ist auch schon der ganze Montag, Patrick hat abgesagt und es regnet und regnet. Wir nutzen die Langeweile um zu schreiben, Nottrichter zu basteln und kleine Quiz zu lösen.





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