What
the fog am I doing here? Zeit zum Reisen, Erkunden, Besuchen,
Quatschen, Entspannen!
Am
29.05., ein schöner Mittwoch und ein langes Wochenende vor mir, fuhr
ich mal wieder nach Kumbo. Kombuianer besuchen, ein bisschen Spaß
haben, auch mal aus dem Haus in Bali rauskommen, die Mädels mal
unter sich lassen.
Kumbo
ist immer sehr ... "entspannend". In Anführungszeichen, da
die Fahrt nach Kumbo bedeutet mit acht Menschen für gut zweieinhalb
Stunden auszuharren. Am gemütlichsten ist da eigentlich die
Rückbank, am besten mit drei dünnen Mamis. Das passiert aber nie,
dickere Geschäftsleute teilen sich liebend gerne mit dir das Auto,
Vier davon nach hinten, einer von ihnen sitzt schon fast auf dem
Schoß des Nebenmannes oder der Nebenfrau. Zwei weiter auf dem
Beifahrersitz, am besten etwas dünnere Menschen, sonst kann der
Fahrer nur mit Schwierigkeiten schalten, einer, der Dünnste, darf
dann nach neben dem Fahrer platz nehmen. Und wer ist in einem Kreis
aus gut gebauten Menschen der Dünnste? Natürlich der Max selbst.
Beim
Fahrer sitzen bedeutet sich zwischen Schalthebel und Fahrer, rechts
unterm Lenkrad einzuklemmen, den linken Arm über die Schultern des
Fahrers, den Rechten hinter die Kopfstütze des Beifahrers. Der ganze
Körper ist dabei etwas verdreht, da man die Beine irgendwie
zusammenklemmen muss, damit der Fahrer das Gaspedal noch erreicht,
meine Füße mit Schuhgröße 44 aber auch nicht die ganze Zeit die
Bremse bedienen dürfen. Das Lenkrad schabt bei jeder Kurve über die
Hose und hinterlässt einen etwa zwei Zentimeter schwarzen Strich auf
dieser, das linke Bein schläft ein, dann das Rechte, ein Krampf in
dem linken Arm, der rechte Arm beschwert sich dank vollkommenem
Taubheitsgefühl nicht, der fällt dann kurz vor Kumbo ab und wächst
hoffentlich nach.
Nach
den ganzen Schmerzen und Qualen geht die Fahrt dann erst los.
Zweieinhalb
Stunden, jede Unebenheit der Fahrbahn, jedes Schlagloch wird
ausgenutzt um sich eine bequemere Sitzposition zu erkämpfen, es wird
nicht gelingen.
Mein
armer Rücken!
Am
Abend erreicht Max dann aber doch Kumbo, eine nette Dame (ich gehe
davon aus, dass sie nett ist, schließlich ist sie eine halbe Stunde
vor Kumbo ausgestiegen und ich konnte einen hinteren Platz sichern,
ich danke dieser Dame!) unterhielt mich prächtig während der Fahrt,
erzählte mir Sachen, die ich schon wusste, gerne auch drei mal,
fragte mich einiges über Deutschland, über mich und dies und das
und es war sehr angenehm von den Höllenqualen abgelenkt zu werden.
"Wieso
Abend", höre ich meine Leser fragen, "du hattest, als du
nach Kumbo wolltest doch den Mittwoch noch vor dir?" Abend
deshalb, weil unser Auto beim befahren der Berge vor Kumbo anfing zu
Qualmen. Es lief dann ungefähr so: Der Fahrer sammelte alles Wasser
der Mitfahrer ein, jede viertel Stunde wurde eine Pause gemacht, dem
Wagen Zeit zum abkühlen eingeräumt und unser Trinkwasser in die
Kühleinheit eingefüllt. In Jakiri wurde dann der Keilriemen
gewechselt und weiter gings.
Das
heißt, ich war nicht zweieinhalb Stunden unterwegs, sonder gut vier
oder fünf. Am Abend kam ich dann in Kumbo an, mehr oder weniger von
der Fahrt gerädert, die Kumbo Freunde wollten trinken, danach noch
in einen Club gehen. Ich bin raus!
Die zwei Tänzer, immer in guter Laune. |
Beim
Bierchen in der Stammkneipe, genannt Password, fing ein Duo plötzlich
an zu tanzen. Zwei muskelbepackte Herren, welche wohl aus Yaounde
kommen und professionell tanzen, waren mit einem Mobilfunkanbieter in
der Nord-West-Region unterwegs und stellten kurz, in einer
geschlagenen Stunde, ihre improvisierte Choreografie vor. Der
Wahnsinn, die Beiden kombinierten Hip-Hop mit traditionellem Tanz,
Nigerianischem Tanz, Breakdance, unglaublichen Kunststücken und
kindlicher Komik. Wo haben die das gelernt?
Pauline, Grace und Andrew, wunderbare Kumboianer. |
In
Kumbo wurde ansonsten gut gegessen, besser getrunken und alle hier
und dort mal besucht. Pauline fragt mich dann kurzfristig ob ich sie
bei der anstehen Plant-for-the-Planet-Akademie unterstützen könnte.
Im Prinzip geht es da um näherbringen von Nachhaltigkeit, ökologisch
globalem Denken und dem Pflanzen von Bäumen. Ungefähr 100 Kinder
von drei verschiedenen Schulen, 20 Lehrer und einige Freunde kamen,
verbrachten den Tag mit Diskussionen, Spielen und Pflanzen von 200
Bäumen in Shisong.
Ein
gelungener aber auch anstrengender Tag, besonders für Pauline, die
sich wie wahnsinnig Mühe gegeben und diese Akademie eigentlich
Alleine organisiert hat und auch einiges an Geld in diesen Tag
investiert hat.
Wunderwald in Kishong. |
Schwierig
waren besonders die Gruppendiskussionen, ich als Diskussionleiter
sollte die Diskussionen führen und Anstöße liefern, ganz ohne
Gruppenbeteiligung geht es dann aber doch nicht. Dank Anwesenheit der
Lehrer, Angst vor dem Fremden Weißen und Zusammenarbeiten mit
fremden Kindern musste man sich stark bemühen, Kindern etwa zum
Sprechen zu bewegen. Gruppendiskussionen, die eigene Postition
verteidigen und Kreativität werden eher vernachlässigt in der
Schule. Dort geht es alleine um die Ergebnisse der Klausuren.
Trotzdem
war es ein schöner Tag, ein bisschen mit der Green-Care-Association,
der NGO Paulines, zusammengearbeitet, ein paar neue Leute
kennengelernt, den Kindern einen spaßigen Tag bereitet.
Langes
Wochenende vorbei, zurück ins Auto, nach Bamenda. Wieder eine
Verspätung: Ein Mitfahrer hat dem Fahrer angedroht, in Sabga sei er
ein toter Mann. In Ndop zur Polizei gefahren, gut eine Stunde
gewartet bis der Fahrer aus dem Verhöhrsaal kam und es weiterging.
Woche
verging und am Freitag dann so: Lass uns doch nach Kumbo fahren!
Florian am Grillen, im Hintergrund der Sohnemann Juri. |
Diesmal
aber nicht direkt nach Kumbo sondern etwas weiter nach Kishong.
Florian und Mona, die deutschen Ärzte hier in Bali, wollten mal ein
Wochenendausflug unternehmen, die Kinder packen und irgendwo in den
Wald. Ein Freund empfahl Ihnen ein Haus in Kishong. Also diesmal mit
den Mädels Laura und Lea in dem klimatisierten Jeep mit der jungen
Familie nach Kumbo, wir fuhren kaum länger als zwei Stunden.
Endlich mal wieder Backen! |
In
Kishong dann das Haus: erbaut 1928 von der Baseler Mission,
mittlerweile wird es von dieser nicht mehr benutzt und gehört zu der
evangelischen Kirche in Kishong. In der Küche ein alter Ofen, so ein
dicker weißer, einmal Feuer am morgen und man kann den ganzen Tag
kochen und backen, wandaful!
Der Kleine, mit Spiegeleiern am Braten. |
Eigentlich
hätte der Ofen ausgereicht, aber auch der Rest des Hauses, die
Umgebung und alles dort war einfach perfekt für ein kleines
Wochenendchen. Mitten im Wald, vorm Haus eine kleine Wiese, genug
Betten für alle, und den ganzen Tag einfach nichts tun, Brot backen,
Grillen, entspannen.
Und
schon wieder verging eine Woche, förmlich wie im Fluge, denn ich
kann mich kaum an diese erinnern. An das Wochenende kann ich mich
aber noch erinnern, ich war in Batibo – Guzang, meinen alten
Kassler Kumpanen besuchen. Er lebt seit Leas Einzug in Bali alleine
in seinem riesen Haus und freut sich, wenn ich mal vorbei komme, wir
uns einige Booster (Whiskey-Cola-Mischgetränk) teilen und über
Männerdinger sprechen. Am Abend meiner Ankunft wurde ich dann auch
gleich von Ihm und seinen kamerunischen Freunden empfangen, wir
verzehrten ein paar Poff-Poffs mit Bohnen und tranken in einer
gemütlichen Runde unsere Getränke.Felix, ein super netter Kerl,
gute 40 Jahre alt aber immer noch genau auf unserem Level, begrüßt
mich dort immer mit "My Brother from another Mother". Yeah!
In
Kamerun ist es üblich, Runden zu geben, für alle die gerade mit dir
am Tisch sitzen, auch wenn es eben Freunde von Freunden von
entfernten Verwandten sind. So kam es zu der Situation, dass mein
viertes Bier schon bei mir Stand, ich aber noch beim Zweiten war.
Manchmal wirkt es dann schon etwas wie ein Saufgelage.
Der
nächste Morgen, die Leber und der Kopf noch voller Castel (das beste
Bier hier), nahm uns Fredrik mit nach Ashong, etwas 30 Minuten von
Guzang, und wollte dort im Namen seiner Organisation mit den
örtlichen Bauern eine Farmergruppe aufbauen. Solche Gruppen
funktionieren ähnlich wie Vereine in Deutschland, man bildet
Interessengruppen und vertritt diese Interessen als Vereinigung, um
eine stärkere Position einzunehmen und Vorteile zu ergattern. Die
nun selbsternannten Produzenten waren begeistert, Fredrick versprach,
dass man in fünf Jahren Tomaten aus Ashong in jedem Supermarkt in
Deutschland kaufen könne. Das wär doch was.
What the fog? Ich ungefähr 15 Meter von der Kamera. |
What
the fog? Kaum fuhren wir nach Ashong kam mehr und mehr Nebel, wir
waren in den Wolken. Nebel so dicht, so feucht, Sichtweite von
ungefähr 20 Metern. Der Torwart auf dem Fussballfeld auf dem ich
stand könnte weder den Ball, noch Spieler noch das gegnerische Tor
sehen. Es regnete nur unter Bäumen, Wasser kondensierte an den
Blättern und der Wind lies es dann nur unter Bäumen regnen. Der
ganze Nebel, blendend hell, ich war fasziniert. Leider ist sowas
schwierig mit der Kamera aufzunehmen, man sieht ja einfach nichts...
Zurück
in Bali aber wartete Arbeit auf uns. Wir müssen uns nach einem neuen
Arbeitgeber für die zukünftigen Freiwilligen in Bali umsuchen. Die
Arbeit mit CAMAAY und Patrick ist wenig zufriedenstellend, es geht
viel viel um Geld beschaffen und wenig um die eigentliche Idee des
kulturellen Austauschs und der Bildung von Unten. Da Patrick kaum
motivation zeigt, dies zu ändern, muss diese Organisation eben
fallengelassen und nach einem besseren Arbeitgeber gesucht werden.
Den haben wir mittlerweile auch schon gefunden, Victor Bame ist
Abgeordneter für Jugendarbeit und ein wirklich motivierter, netter
und witziger großer Mann. Er zeigt Interesse an der Zusammenarbeit
mit dem IB und hat schon Erfahrungen in der Arbeit mit Freiwilligen
der amerikanischen Peacecorps. Hört sich also super an.
Gerade
Gestern dann ein Tagesausflug nach Bamessing. Wir durften auf unserem
Cheffe warten, baten ihn, bis 12 Uhr zu kommen, danach würden wir
losgehen. Er kam nicht.
Also
auf nach Bamenda, Taxi nach Bambui, dann Sabga.
Sabga
ist eine kleines Dörfchen Richtung Kumbo, etwa eine dreiviertel
Stunde von Bamenda. In Sabga (wo mein ehemaliger Fahrer sterben
sollte) ist die Landschaft hügelig, in jeder Richtung sind riesige
Felsformationen und Berge, überall saftig grüne Wiesen. Gute Wiesen
bedeutet gutes Vieh, Viehhalter sind großenteils Fulani hier,
Muslime aus dem Norden. In Sabga leben viele viele Fulani und das
Dorf hat eine lange muslimische Tradition. Und das beste: sie
Produzieren auch noch Käse! Wir kauften nur kurz einen echt teuren
Käse und fuhren weiter nach Bamessing.
In
Bamessing, gleiche Landschaft, wunderschön, hat sich Prespot
niedergelassen. In ganz Bamessing wird getöpfert, wie verrückt.
Prespot gehört zu Prescraft, eine evangelische Organisation, die die
traditionelle Handwerken in Kamerun unterstützt und vermarktet.
Allet Fairtrade und Bio und so. Prespot ist der Ableger, in dem die
ganzen Tonwaren hergestellt werden. In Bali ist der Hauptsitz der
Holzverarbeitung und Masken und Stühle etc. von Prescraft.
Neben
der Töpferei gibt es bei Prespot einen Laden und ein Gasthaus, bei
dem wir ausgelassen aßen, mit Honig, Margarine und Käse, dafür
waren wir ja unterwegs.
Das
war dann auch schon der Tag, einmal Käseessen gegangen.
Da
bin ich, langsam aber stetig kommt der Tag der Rückkehr näher, eben
regnete es noch aus allen Kübeln, gleich wollen wir zu Time2be mit
Kindern spielen. Danach noch nach Bamenda. Der Tag vergeht, ich
komme!
Liebe
Grüße aus Bali, genießt euren Sommer.
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