Donnerstag, 19. Juni 2014

What the fog – is going on?

Schule ist aus. Es regnet fast jeden Tag. Der Chef meldet sich nicht.

What the fog am I doing here? Zeit zum Reisen, Erkunden, Besuchen, Quatschen, Entspannen!

Am 29.05., ein schöner Mittwoch und ein langes Wochenende vor mir, fuhr ich mal wieder nach Kumbo. Kombuianer besuchen, ein bisschen Spaß haben, auch mal aus dem Haus in Bali rauskommen, die Mädels mal unter sich lassen.
Kumbo ist immer sehr ... "entspannend". In Anführungszeichen, da die Fahrt nach Kumbo bedeutet mit acht Menschen für gut zweieinhalb Stunden auszuharren. Am gemütlichsten ist da eigentlich die Rückbank, am besten mit drei dünnen Mamis. Das passiert aber nie, dickere Geschäftsleute teilen sich liebend gerne mit dir das Auto, Vier davon nach hinten, einer von ihnen sitzt schon fast auf dem Schoß des Nebenmannes oder der Nebenfrau. Zwei weiter auf dem Beifahrersitz, am besten etwas dünnere Menschen, sonst kann der Fahrer nur mit Schwierigkeiten schalten, einer, der Dünnste, darf dann nach neben dem Fahrer platz nehmen. Und wer ist in einem Kreis aus gut gebauten Menschen der Dünnste? Natürlich der Max selbst.
Beim Fahrer sitzen bedeutet sich zwischen Schalthebel und Fahrer, rechts unterm Lenkrad einzuklemmen, den linken Arm über die Schultern des Fahrers, den Rechten hinter die Kopfstütze des Beifahrers. Der ganze Körper ist dabei etwas verdreht, da man die Beine irgendwie zusammenklemmen muss, damit der Fahrer das Gaspedal noch erreicht, meine Füße mit Schuhgröße 44 aber auch nicht die ganze Zeit die Bremse bedienen dürfen. Das Lenkrad schabt bei jeder Kurve über die Hose und hinterlässt einen etwa zwei Zentimeter schwarzen Strich auf dieser, das linke Bein schläft ein, dann das Rechte, ein Krampf in dem linken Arm, der rechte Arm beschwert sich dank vollkommenem Taubheitsgefühl nicht, der fällt dann kurz vor Kumbo ab und wächst hoffentlich nach.

Nach den ganzen Schmerzen und Qualen geht die Fahrt dann erst los.

Zweieinhalb Stunden, jede Unebenheit der Fahrbahn, jedes Schlagloch wird ausgenutzt um sich eine bequemere Sitzposition zu erkämpfen, es wird nicht gelingen.
Mein armer Rücken!

Am Abend erreicht Max dann aber doch Kumbo, eine nette Dame (ich gehe davon aus, dass sie nett ist, schließlich ist sie eine halbe Stunde vor Kumbo ausgestiegen und ich konnte einen hinteren Platz sichern, ich danke dieser Dame!) unterhielt mich prächtig während der Fahrt, erzählte mir Sachen, die ich schon wusste, gerne auch drei mal, fragte mich einiges über Deutschland, über mich und dies und das und es war sehr angenehm von den Höllenqualen abgelenkt zu werden.
"Wieso Abend", höre ich meine Leser fragen, "du hattest, als du nach Kumbo wolltest doch den Mittwoch noch vor dir?" Abend deshalb, weil unser Auto beim befahren der Berge vor Kumbo anfing zu Qualmen. Es lief dann ungefähr so: Der Fahrer sammelte alles Wasser der Mitfahrer ein, jede viertel Stunde wurde eine Pause gemacht, dem Wagen Zeit zum abkühlen eingeräumt und unser Trinkwasser in die Kühleinheit eingefüllt. In Jakiri wurde dann der Keilriemen gewechselt und weiter gings.
Das heißt, ich war nicht zweieinhalb Stunden unterwegs, sonder gut vier oder fünf. Am Abend kam ich dann in Kumbo an, mehr oder weniger von der Fahrt gerädert, die Kumbo Freunde wollten trinken, danach noch in einen Club gehen. Ich bin raus!

Die zwei Tänzer, immer in guter Laune.
Beim Bierchen in der Stammkneipe, genannt Password, fing ein Duo plötzlich an zu tanzen. Zwei muskelbepackte Herren, welche wohl aus Yaounde kommen und professionell tanzen, waren mit einem Mobilfunkanbieter in der Nord-West-Region unterwegs und stellten kurz, in einer geschlagenen Stunde, ihre improvisierte Choreografie vor. Der Wahnsinn, die Beiden kombinierten Hip-Hop mit traditionellem Tanz, Nigerianischem Tanz, Breakdance, unglaublichen Kunststücken und kindlicher Komik. Wo haben die das gelernt?
Pauline, Grace und Andrew, wunderbare Kumboianer.

In Kumbo wurde ansonsten gut gegessen, besser getrunken und alle hier und dort mal besucht. Pauline fragt mich dann kurzfristig ob ich sie bei der anstehen Plant-for-the-Planet-Akademie unterstützen könnte. Im Prinzip geht es da um näherbringen von Nachhaltigkeit, ökologisch globalem Denken und dem Pflanzen von Bäumen. Ungefähr 100 Kinder von drei verschiedenen Schulen, 20 Lehrer und einige Freunde kamen, verbrachten den Tag mit Diskussionen, Spielen und Pflanzen von 200 Bäumen in Shisong.
Ein gelungener aber auch anstrengender Tag, besonders für Pauline, die sich wie wahnsinnig Mühe gegeben und diese Akademie eigentlich Alleine organisiert hat und auch einiges an Geld in diesen Tag investiert hat.
Wunderwald in Kishong.
Schwierig waren besonders die Gruppendiskussionen, ich als Diskussionleiter sollte die Diskussionen führen und Anstöße liefern, ganz ohne Gruppenbeteiligung geht es dann aber doch nicht. Dank Anwesenheit der Lehrer, Angst vor dem Fremden Weißen und Zusammenarbeiten mit fremden Kindern musste man sich stark bemühen, Kindern etwa zum Sprechen zu bewegen. Gruppendiskussionen, die eigene Postition verteidigen und Kreativität werden eher vernachlässigt in der Schule. Dort geht es alleine um die Ergebnisse der Klausuren.
Trotzdem war es ein schöner Tag, ein bisschen mit der Green-Care-Association, der NGO Paulines, zusammengearbeitet, ein paar neue Leute kennengelernt, den Kindern einen spaßigen Tag bereitet.

Langes Wochenende vorbei, zurück ins Auto, nach Bamenda. Wieder eine Verspätung: Ein Mitfahrer hat dem Fahrer angedroht, in Sabga sei er ein toter Mann. In Ndop zur Polizei gefahren, gut eine Stunde gewartet bis der Fahrer aus dem Verhöhrsaal kam und es weiterging.

Woche verging und am Freitag dann so: Lass uns doch nach Kumbo fahren!
Florian am Grillen, im Hintergrund der Sohnemann Juri.
Diesmal aber nicht direkt nach Kumbo sondern etwas weiter nach Kishong. Florian und Mona, die deutschen Ärzte hier in Bali, wollten mal ein Wochenendausflug unternehmen, die Kinder packen und irgendwo in den Wald. Ein Freund empfahl Ihnen ein Haus in Kishong. Also diesmal mit den Mädels Laura und Lea in dem klimatisierten Jeep mit der jungen Familie nach Kumbo, wir fuhren kaum länger als zwei Stunden.
Endlich mal wieder Backen!
In Kishong dann das Haus: erbaut 1928 von der Baseler Mission, mittlerweile wird es von dieser nicht mehr benutzt und gehört zu der evangelischen Kirche in Kishong. In der Küche ein alter Ofen, so ein dicker weißer, einmal Feuer am morgen und man kann den ganzen Tag kochen und backen, wandaful!
Der Kleine, mit Spiegeleiern am Braten.
Eigentlich hätte der Ofen ausgereicht, aber auch der Rest des Hauses, die Umgebung und alles dort war einfach perfekt für ein kleines Wochenendchen. Mitten im Wald, vorm Haus eine kleine Wiese, genug Betten für alle, und den ganzen Tag einfach nichts tun, Brot backen, Grillen, entspannen.

Und schon wieder verging eine Woche, förmlich wie im Fluge, denn ich kann mich kaum an diese erinnern. An das Wochenende kann ich mich aber noch erinnern, ich war in Batibo – Guzang, meinen alten Kassler Kumpanen besuchen. Er lebt seit Leas Einzug in Bali alleine in seinem riesen Haus und freut sich, wenn ich mal vorbei komme, wir uns einige Booster (Whiskey-Cola-Mischgetränk) teilen und über Männerdinger sprechen. Am Abend meiner Ankunft wurde ich dann auch gleich von Ihm und seinen kamerunischen Freunden empfangen, wir verzehrten ein paar Poff-Poffs mit Bohnen und tranken in einer gemütlichen Runde unsere Getränke.Felix, ein super netter Kerl, gute 40 Jahre alt aber immer noch genau auf unserem Level, begrüßt mich dort immer mit "My Brother from another Mother". Yeah!
In Kamerun ist es üblich, Runden zu geben, für alle die gerade mit dir am Tisch sitzen, auch wenn es eben Freunde von Freunden von entfernten Verwandten sind. So kam es zu der Situation, dass mein viertes Bier schon bei mir Stand, ich aber noch beim Zweiten war. Manchmal wirkt es dann schon etwas wie ein Saufgelage.
Der nächste Morgen, die Leber und der Kopf noch voller Castel (das beste Bier hier), nahm uns Fredrik mit nach Ashong, etwas 30 Minuten von Guzang, und wollte dort im Namen seiner Organisation mit den örtlichen Bauern eine Farmergruppe aufbauen. Solche Gruppen funktionieren ähnlich wie Vereine in Deutschland, man bildet Interessengruppen und vertritt diese Interessen als Vereinigung, um eine stärkere Position einzunehmen und Vorteile zu ergattern. Die nun selbsternannten Produzenten waren begeistert, Fredrick versprach, dass man in fünf Jahren Tomaten aus Ashong in jedem Supermarkt in Deutschland kaufen könne. Das wär doch was.

What the fog? Ich ungefähr 15 Meter von der Kamera.
What the fog? Kaum fuhren wir nach Ashong kam mehr und mehr Nebel, wir waren in den Wolken. Nebel so dicht, so feucht, Sichtweite von ungefähr 20 Metern. Der Torwart auf dem Fussballfeld auf dem ich stand könnte weder den Ball, noch Spieler noch das gegnerische Tor sehen. Es regnete nur unter Bäumen, Wasser kondensierte an den Blättern und der Wind lies es dann nur unter Bäumen regnen. Der ganze Nebel, blendend hell, ich war fasziniert. Leider ist sowas schwierig mit der Kamera aufzunehmen, man sieht ja einfach nichts...

Zurück in Bali aber wartete Arbeit auf uns. Wir müssen uns nach einem neuen Arbeitgeber für die zukünftigen Freiwilligen in Bali umsuchen. Die Arbeit mit CAMAAY und Patrick ist wenig zufriedenstellend, es geht viel viel um Geld beschaffen und wenig um die eigentliche Idee des kulturellen Austauschs und der Bildung von Unten. Da Patrick kaum motivation zeigt, dies zu ändern, muss diese Organisation eben fallengelassen und nach einem besseren Arbeitgeber gesucht werden. Den haben wir mittlerweile auch schon gefunden, Victor Bame ist Abgeordneter für Jugendarbeit und ein wirklich motivierter, netter und witziger großer Mann. Er zeigt Interesse an der Zusammenarbeit mit dem IB und hat schon Erfahrungen in der Arbeit mit Freiwilligen der amerikanischen Peacecorps. Hört sich also super an.

Gerade Gestern dann ein Tagesausflug nach Bamessing. Wir durften auf unserem Cheffe warten, baten ihn, bis 12 Uhr zu kommen, danach würden wir losgehen. Er kam nicht.
Also auf nach Bamenda, Taxi nach Bambui, dann Sabga.
Sabga ist eine kleines Dörfchen Richtung Kumbo, etwa eine dreiviertel Stunde von Bamenda. In Sabga (wo mein ehemaliger Fahrer sterben sollte) ist die Landschaft hügelig, in jeder Richtung sind riesige Felsformationen und Berge, überall saftig grüne Wiesen. Gute Wiesen bedeutet gutes Vieh, Viehhalter sind großenteils Fulani hier, Muslime aus dem Norden. In Sabga leben viele viele Fulani und das Dorf hat eine lange muslimische Tradition. Und das beste: sie Produzieren auch noch Käse! Wir kauften nur kurz einen echt teuren Käse und fuhren weiter nach Bamessing.

In Bamessing, gleiche Landschaft, wunderschön, hat sich Prespot niedergelassen. In ganz Bamessing wird getöpfert, wie verrückt. Prespot gehört zu Prescraft, eine evangelische Organisation, die die traditionelle Handwerken in Kamerun unterstützt und vermarktet. Allet Fairtrade und Bio und so. Prespot ist der Ableger, in dem die ganzen Tonwaren hergestellt werden. In Bali ist der Hauptsitz der Holzverarbeitung und Masken und Stühle etc. von Prescraft.
Neben der Töpferei gibt es bei Prespot einen Laden und ein Gasthaus, bei dem wir ausgelassen aßen, mit Honig, Margarine und Käse, dafür waren wir ja unterwegs.
Das war dann auch schon der Tag, einmal Käseessen gegangen.

Da bin ich, langsam aber stetig kommt der Tag der Rückkehr näher, eben regnete es noch aus allen Kübeln, gleich wollen wir zu Time2be mit Kindern spielen. Danach noch nach Bamenda. Der Tag vergeht, ich komme!

Liebe Grüße aus Bali, genießt euren Sommer.



1 Kommentar:

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