Die
Ringroad, direkt vor der Haustür und doch haben wir sie erst Anfang
April befahren. Das ist doch immer so: Man fährt hier und dort hin,
um dies und das zu sehen, seine eigene Heimat kennt man noch gar
nicht.
Die
Ringroad, eine 367 Kilometer lange ringförmige Route, liegt
nordöstlich von Bamenda und führt an einigen der schönsten
Landschaften und kulturreichsten Örtchen Kameruns vorbei, an
Wasserfällen, riesigen Palästen, rollenden Hügeln,
Teletubbi-Landschaften und herrlichen Landstrichen.
Aber von Anfang an:
Wir
Freiwilligen Lea, Laura und Max plus eine Freundin Lauras, die
Juli, entschieden uns ganz spontan, so wie Freiwillige sein sollten,
noch eine Julia, Auslandspraktikantin im Bamenda Regional Hospital,
kurzfristig zu überreden, mit uns doch einfach einmal die Ringroad
zu erklimmen.
Saftiges Grün und Berge: Die North-West-Highlands |
Im
Taxi noch überlegten wir uns einen Namen für unsere Gruppe: Nachdem
die Ringroadfairies (Ringroadfeen) fast einstimmig gegen die
Ringroadrowdies verloren, konnten wir schon die erste Pause genießen:
Menchum Wasserfälle
Die Menchum Wasserfälle |
Die RingRoadRowdies bei den Menchum-Falls |
(Befang
liegt in der Karte etwas unter dem Knick unter Wum.)
In
Befang erlaubten wir uns also erst einmal ein kühlendes Getränk.
Ich
und meine Mädels mussten wirklich erstaunlich wirken: der Weiße mit
den vier weißen Frauen. Die Männer wurden von diesem Phänomen
geradezu angelockt, wir waren Gesprächsstoff für die nächste halbe
Stunde, wieso gibt der Weiße da keine von seinen Frauen ab?
Testosteron sprudelte aus jeder Ecke und Kante, ich fühlte mich
wohl, soviel Anerkennung habe ich schon lange nicht mehr bekommen,
meine Mädchen eher eingeengt.
Folge der roten Straße: Die Ringroad |
In
Befang wurden dann Okadas gesucht, drei Leute auf ein Motorrad und ab
die Berge hoch. Die Landschaft war Waldig, die Steigung teilweise
13°, die Kurven enger den je.
Wir
wollten nach Wum, es war schönes Wetter, die Straße sah gut aus.
Die Fahrt mit dem Moped war schön, aber auch genauso anstrengend.
Drei Leute auf einem Okada, dauerhaft Bergauf, festhalten, Gepäck,
entgegenkommende Autos, Bergab, zu schnell.
Wum
Ein paar beindruckende Formationen und Aussichten |
Das
Interessante ist nun: es ist billiger von Wum über Befang, Bamenda,
Kumbo nach Nkambe zu fahren, als von Wum über Nyos. Die Straßen
seien schlecht, man verbraucht mehr Sprit und mehr Zeit. Das hieß
für uns, viel viel Geld und ein Taxi für den Tag mieten, dafür
konnten wir dann Lake Nyos besichtigen und in Nkambe noch ein Hotel
suchen.
Auf
also nach
Lake Nyos
Lake
Nyos, Lake Nyos, ein Mörder.
Der
liebe See hat ein ganzes Dorf ausgerottet, hunderte Menschen getötet
und einen großen Landstrich unfruchtbar gemacht. Wieso, darüber
streiten sich die Forscher. Entweder es war eine Gasblase zwischen
Gesteinsschichten unter dem Grund, hervorgerufen durch verwesendes
Kleingetier und Algen, oder eine Gasblase eines inaktiven Vulkans.
Jedenfalls ist der See, die umliegende Landschaft und die gestorbenen
Menschen jetzt tot.
Lake Nyos, der braune Kratersee, der Mörder |
Wir
wurden persönlich von Generalissimo und ein paar Soldaten an den See
geführt, sie hatten plötzlich alle Waffen in der Hand, teilweise auch noch ein Stück gegrillte Schlange, verlangten
unsere Reisepässe und führten uns gezwungenermaßen den Weg zum See
hinunter. Nach der kurzen Führung empfahl uns dann unser Fahrer, der
auch um seinen Führerschein bangte, den Jungs doch ein bisschen Geld
für Bier dazulassen, sonst könnte sich das noch etwas in die Länge
ziehen. Die muskelbepackten Jungs saßen gemütlich mit ihren
Kalaschnikows im Schatten und grillten sich eine riesige
Würgeschlange, die sie irgendwo auf dem Weg gefangen haben. In
welchem Film war ich da eigentlich? Der General bat mich dann noch in
Nkambe für ihm Handyguthaben aufzuladen, gab mir 500F und wünschte
uns einen schönen Tag. Weiter ging es nach Nkambe.
Nkambe
Über
Teletubbiland mit komischen Ameisenbauten kamen wir dann bei
Sonnenuntergang in Nkambe an. Hunger und ahnungslos über unseren
nächtlichen verbleib, triezten wir unseren Fahrer, vom Zentrum zur
Kirche, von da wieder ins Zentrum und zu einer anderen Kirche um
schließlich ein Hotel im Zentrum zu finden. Nach einem ausgelassenem
Essen und Bier mit dem Fahrer gingen wir dann ins Stundenhotel, Laura
und Juli und Lea, Julia und ich, zu dritt aus Angst vorm
Alleineschlafen.
Ndu-Tea-Estate, Teepflanzen soweit das Auge reicht |
Ndu
Marsch durchs Teefeld |
Kumbo
Kumbo von den Antennen |
In
Kumbo wurden dann noch ein paar schöne Tage verbracht, unsere
Mitfreiwilligen getroffen, es wurde auf einem Berg bei den Antennen mit Aussicht über
ganz Kumbo gegrillt und auch ein paar Versöhnungsbiere getrunken.
Na was ist denn das mitten in Kumbo? |
Wir
sind dann an einem Dienstag in Bamenda gewesen, abends, müde von der
Fahrt, erschöpft von der Ringroad. Gerade am Busbahnhof angekommen,
ich hatte geplant, den Mittwoch zu entspannen, das Haus zu putzen und
am Donnerstag dann nach Douala zu fahren um meine Mutter Erika und
meinen großen Bruder Hendrik vom Flughafen abzuholen, klingelt mein
Handy. Eine deutsche Nummer, kann nur meine Mutter sein:
"Du
ich freue mich so, morgen sind wir in Kamerun!" - "Wie
bitte? Morgen? Du meinst Übermorgen, Donnerstag!" - "Nein,
wir kommen morgen, Mittwoch."
Dann
hieß es ein Busticket nach Douala für Mittwoch kaufen, Hotel
umbuchen, Fahrer anrufen, Zimmer aufräumen, Rucksack packen, spät
schlafen gehen, früh aufstehen und ab nach Douala.
Am
Ende ist aber alles super gelaufen, ich hatte noch einen schönen Tag
in Douala, habe mir die Haare schneiden lassen und die Innenenstadt
angeschaut (eine von den vielen Innenstädten), und am Abend Hendrik
und Erika empfangen. Noch am Abend fuhren wir mit meinem Freund
Edwin, der ein schickes und schnelles Autochen hat, nach Limbe zum
Strand.
(Im
Endeffekt waren wir alle ganz schön verplant gewesen, mein Bruder
hatte mir im Januar das Reisedatum gesagt, das wäre dann der
Donnerstag gewesen. Sie haben dann aber doch früher gebucht, am
Mittwoch, es ist aber irgendwie untergegangen und mir hat es niemand
gesagt. Ich habe auch nie nachgefragt, wir sprachen oft davon, dass
sie bald kommen, aber nicht über das wann. Stress für mich, aber
dafür habe ich meine Familie auch einen Tag früher sehen können.)
Nach
Haiahaia dann die ersten Sonnenstrahlen, Hendrik und Erika sind
gerade in Kamerun, ein wunderschöner Tag, Strand, Meeresluft, alle
Menschen sind schwarz, die Häuser sehen ganz anders aus.
Fisch, Krabben, Krebs,...? |
Der Erdbeerbananen-Smoothie ist schon verdrückt, deswegen grinse ich so. |
Der
Sand schwarz, das Wasser warm, Palmen, Sonne, das kann man
Osterferien nennen.
Der Fischermarkt in Limbe bei Sonnenuntergang |
Lea, Juli, Laura, Erika, Hendrik im Affenzoo |
Jeden
Abend, manchmal auch mittags gab es also Fisch, Fisch, Fisch, meine
Mutter fands gut.
Dann
Richtung Bali, der Rücken und die Nase schmerzten vor Sonnenbrand,
Julius fuhr uns mal wieder. Kurz nach Douala trafen wir dann auch
Gregory zufällig an der Straße, mein African Papa, kurz nach
Bafoussam bewunderten wir die Wasserfälle, bei Sonnenuntergang ging
es dann von Bamenda nach Bali über das schöne Hochland der
Nordwest-Region.
Gackern wie die Hühner: Ma Comfort, Erika und Ernestine |
Freunde
hat meine Mutter in der Nachbarschaft gefunden, besonders in Ma
Comfort. Die beiden Mami saßen zusammen und quatschten, auch wenn
meine Mutter nur gebrochenes Englisch spricht, verstanden haben die
beiden sich mühelos.
Mama tanzt sogar mit mehr Schwung als die Jujus |
Insgesamt
hatte ich eine wunderschöne Zeit mit meiner Familie, gedaddelt mit
dem Bruder, Mutter machte große Teile der Hausarbeit "Genieß
es, die nächsten Monate hast du erstmal keine Mutter mehr", ich
durfte ihnen mein Leben in Kamerun zeigen, wie schön es hier ist,
was mir hier gefällt.
Nun
kriege ich oft Nachrichten von meiner Mutter wie "ich will
wieder nach Kameruuun!"
Irgendwann!
Was wächst, das wächst...wunderbar!
Nun
ists drei Monate her, da wir den Schulgarten der G.S. Bali Town gr.I
mit Samen bestückt haben. Und das was wächst, das wächst
wunderbar! Brokkoli geht nicht an, Zucchini wächst wie verrückt,
Rettich hat zwar Schwierigkeiten gegen den harten Boden anzukämpfen,
wird aber groß wie große Karotten, Salat und Kohl wachsen, und
lassen auf sich warten.
Zucchini
was ist das? Wenn ich Zucchini kaufen möchte, dann muss ich in die
Tiefen der Gemüseverkäufer in Bamenda gehen und einen hohen Preis
bezahlen, darum kennen viele Leute, die wenigsten Kinder, Zucchini
gar nicht. Zucchini aber wächst wie verrückt, da hielten wir es für
angebracht den Kindern mal zu zeigen, was für ein tolles Gemüse das
doch ist. Und wie lässt sich das besser beweisen als durchs Essen
selbst?
Was macht der Whiteman da?!? |
Ein Zucchini-Sößchen |
Die
Kinder finden es gut, das ist ihr Tag, dafür sitzen die auch gerne
von Acht Uhr bis Sechs Uhr. Zugegeben, nicht alle.
Liebe
Grüße und Ndiba mbumbo. (Eine Zigarette bitte.)
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