Dienstag, 9. Dezember 2014

Wieder da, ein kurzer Text über mein "Danach" und Gedanken über mein "zu Hause"

Das große Danach

Um die Bewerbungen für ein Studium hatte ich mich ja in Kamerun schon gekümmert, mein Favorit war die Universität Enschede und genau von dort, vom Raum NT115 in dem Horsttoren (= Horstturm) schreibe ich gerade diesen klitzekleinen Text. 

Was ist also zwischen meiner Abreise und jetzt so passiert? Ich fange einfach bei der Abreise an:
Von meinen Freunden und Nachbarn wurde mir versichert, "du bist hier immer zu Hause, wenn du uns mal besuchen kommst, dann darfst du bei uns wohnen." Gerade unsere Abschiedsparty war herzlichst schön, wir saßen zusammen mit Kindern, Erwachsenen und Freunden, eigentlich waren alle da, die meisten sprachen schon dort aus, uns vermissen zu werden, es werde sich etwas ändern, wenn wir weg sind.

Grace und ich ließen es uns nochmal am Strand in Limbe gut gehen, wir hatten leider nicht das beste Wetter, es regnete viel und stark, schön war es trotzdem, vorallem schön schwül. Die letzten Tage vergingen wahrlich wie im Fluge, die einzigen Bilder die ich zu dem jetztigen Zeitpunkt noch im Kopf habe sind, wie wir zu dritt in einer unglaublich protzigen Villa des Bruders von Gregory in einem Bett geschlafen haben (hätten wir mal das Mükennetz runtergelassen) und am nächsten Tag, wie ich dann im Flugzeug sitze: über Äthiopien nach Hause. Ich weiß noch wie komisch mir das Wort "Hause" vorkam, es hatte sich doch wohl etwas verändert, kenne ich mich noch aus in meiner Stadt? Wie sehen meine Leute aus, das Haus, habe ich mich verändert?
Gut, zugegebenermaßen habe ich meine Familie ja zweimal gesehen, Fritz, Jana und Elli, und dann noch Erika und Hendrik, aber meine Freunde? Mit denen hatte ich kaum Kontakt.

Und Zeit darüber nachzudenken hatte ich genug: Wir verpassten unseren Anschlussflug in Äthiopien. Gerade als wir landeten, flog das nächste los: und zwar unseres.

Eine Nacht in Äthiopien? Was tun wir? Wo schlafen wir? Wann fliegen wir? 
Nach ein bisschen Druck am Schalter: Super, schlafen im 4-Sterne Hotel, mit essen und allem drum und dran, da komm ich doch ganz gerne einen Tag später. Nur wusste ja keiner etwas von meinem zu spät kommen: Wolle angerufen, der war auch um 2 Uhr noch wach, und ihm erzählt, das ich etwas später komme, was ihm eigentlich ganz gut passte, wenn man bedenkt, das er hätt um 6 Uhr losgemusst um mich pünktlich in Frankfurt abzuholen.
Wieso mich Wolle abholte, ich wollte meine Mutter überraschen, kam also zwei Tage früher als sie dachte an, um sie mal schön zu Überraschen. Und das ist mir auch ganz gut gelungen, Erika war gerade dabei Hausarbeiten zu machen, und da stand ich: mit meinem Reiserucksack, buntem Hemd und ein bisschen Müde, der Max war wieder "zu Hause"! (Ich schwöre ich habe eine kleine Träne auf den Wangen meiner Mutter gesehen ;) )

Danach die Tage gingen noch schneller ich wollte in vier Wochen anfangen zu studieren, ich hatte einen straffen Plan: Wohnung finden, zu einem Geburtstag, eine Woche arbeiten, meine Freunde gaben mir zum wieder "zu Hause" sein ein Ticket für das Dockville-Festival über 5 Tage, meine Leute besuchen.
Gerade das mit der Wohnung gestaltete sich als schwierig in Enschede hagelte es eine Absage nach der anderen:
"Wir suchen eigentlich nach weiblichen Mitbewohnern...","Wir suchen eigentlich nach Niederländern...","Eigentlich suchen wir gar nicht mehr..."
Ich war aber eben am Suchen, und zwar nach einer guten und günstigen Wohnung! Als ich dann nach dem Tip von Tini meine Suche nach Deutschland ausgeweitet hatte: innerhalb von einem Tag fand ich ein Zimmer: 16m², in der Innenstadt Gronaus und zwei Minuten vom Bahnhof, super für die erste Zeit, wenn ich dann irgendwann eine Wohnung in Enschede finde, kann ich ja immer noch umziehen.

Darauf dann noch eine Woche Sommerferienspiele, zusammen mit dem Jan ein Zeltlager-Ersatz-Programm aufgestellt, eine Rallye durch Vellmar mit Würstchen und Stockbrot als Finale. Dann umziehen, ins nächste "zu Hause", anfangen zu studieren, die Universität, mein zweites "zu Hause".

Irgendwie kam ich da schon etwas durcheinander, wo wohnte ich denn nun? Bei meinem alten "zu Hause" bin ich ja schon vor einem Jahr schon ausgezogen, mein altes Zimmer wird jetzt liebevoll Gästezimmer genannt und ich habe kein Privilig mehr in meinem alten Bett zu schlafen (wenn Fritz und Jana zu besuch kommen, bekommen sie mein Bett...) gelebt und gewohnt hatte ich in Bali, das war jetzt aber vorbei, und meine neue Wohnung war eben noch neu und unbekannt.

Und selbst jetzt, im Unistress, täglich von 8.45 bis 17.30 Programm, danach noch Hausaufgaben, etwas vorbereiten, Wäsche waschen, Kochen, einkaufen, da wäre ich gerne wieder in Bali, einfach an der Straße essen, kurz Schule, Reisen. Ein bisschen mehr Urlaubsfeeling hatte ich dort doch schon. Meine Mutter sagt nur:"Du hast es dir so gewünscht, hehe.", und das habe ich wirklich, mir gefällt es auch, ein Unterschied ist es trotzdem.

Jetzt bin ich mittlerweile schon im zweiten Modul, das erste Semester ist schon fast vorüber und ich habe schon einige Tests geschrieben und Noten gesammelt. Die Bafög meldet sich nicht, GEZ aber schon, Versicherungen wollen meine Zahlen, in der Uni bin ich eine Nummer (1621068), das Konto nullt sich zu gerne

Mein neues altes "zu Hause": Das Erwachsen-sein in der Bürokratie Deutschland.

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