18.02.2014,
mittlerweile ist der 18.03 schon vorbeigerauscht, das ist das Datum
meiner Halbzeit. Sechs Monate sind meine Mitfreiwilligen und ich
damit schon hier, in den verschiedensten Ecken von Kamerun. Heute am
21.03. sind wir also schon im achten Monat. Lea meint gerade es seien
noch 19 oder 20 Wochen bis zu unserer Ausreise.
Ich
werde gerade ein bisschen melancholisch, da auch eine etwas traurige
Melodie im Hintergrund dudelt, eine kleine Träne läuft über meine
linke Wange.
Genau
wie beim Fußball auch (ist es noch Fußball oder Fussball nach der
Rechtschreibreform?) haben wir zur Halbzeit eine kleine Pause
bekommen, das Zwischenseminar in Yaounde stand an.
Das Zwischenseminar
Quasseln... |
Es
hieß mal wieder den Rucksack zu packen und den Bus zur Haupstadt zu
nehmen, diesmal bekamen wir aber Luxus pur, unser Freund Florian, ein
deutscher Doktor, musste genau in jener Woche auch nach Yaounde, wir
bepackten also eher den Jeep mit Klimaanlage, eigenen Sitzen und
nettem Driver und rauschten mit einigen Umwegen, dazu gehörten:
Verfahren, Wasserfall anschauen, lecker Ziegenfleisch essen, rumirren
in Yaounde, zu einem Mitfreiwilligen in Yaounde. Alexander hat uns
schon einmal in Bali besucht, ist ein netter, zuvorkommender Franke
(vielleicht finde ich ihn daher so Sympathisch, meine Familie
mütterlicherseits hat sich auch in der schönen Umgebung Nürnbergs
niedergelassen), und versprach uns, bei seiner Gastfamilie
unterkommen zu können.
Der
Gastvater fuhr zusammen mit uns sogar noch eine gute Stunde durch
Yaounde, um gegrillten Fisch zu kaufen. Am nächsten Tag sogar ganz
selbstlos bis ans andere Ende der Stadt, um uns zum Seminarhaus zu
bringen.
...essen... |
...malen... |
Das
Seminarhaus, eine Ansammlung von schicken, weißen Häusern an einem
stark abfälligen Bergchen, das Gelände nach dem Einkauf zu
erklimmen war immer wieder eine Qual, auch das Auto des Gastvaters
durften wir den Berg hochschieben, der Motor hatte es alleine nicht
geschafft.
Diese
Lage hatte Vor- und Nachteile: ein Vorteil war die Ruhe, wir waren
wirklich ungestört und trotzdem nicht weit von der nächsten Bar
entfernt. Der große Nachteil war dann das Wasser. Wasser muss den
Berg genauso erklimmen, wie wir auch. Deshalb kam das Wasser nur dann
und wann mal, wenn genug Druck auf der Leitung war: um sechs Uhr
morgens und Abends.
Ein
großteil unser „Kamerun-Familie“, alle IB-Freiwilligen, war
schon da, es wurde sich umarmt, geküsst und Scherze über die so
plötzliche Gewichtszunahme gemacht (wobei eigentlich nur ich darüber
scherzte, ich bin der einzige der an Gewicht verloren hat).
...spielen... |
Einige
Freiwilligen hatten wir schon seit einem halben Jahr nicht mehr
gesehen, umso größer war die Freude zu sehen, dass alle sind noch
genauso bekloppt sind wie eh und jeh.
Das
Seminar war wieder wie ein IB Seminar eben so ist: Die Nachfrage
bestimmt das Programm. Nach Einleitung und Organisatorischem kam also
gleich die Frage, mit welchen Themen wir uns denn befassen wollen.
Fundraising,
Spenden sammeln, war ein Thema. Um uns zu sensibilisieren führten
wir ein Rollenspiel nach der Fishbowl-Methode durch: Ein
Freiwilliger, ein Spender, ein Spendenempfänger (Ngo-Gründer,
Schulleiter), ein Mitarbeiter des Empfängers und ein Kind, bei dem
die Spenden ankommen sollten, sollten ihre Position zum Thema Spenden
in einer Gruppendiskussion verteidigen.
...bei Tag und... |
Eine
Musterlösung gibt es natürlich nicht, aber diese Gruppendiskussion
lädt zum Nachdenken über Spenden und die Erwartungshaltung
gegenüber dem Freiwilligen ein.
Weiter
Themen waren eine kleine Antirassismuseinheit, Sensibilisierung für
Berichte nach Hause, „Probleme im Projekt, wo stehe ich in meinem
Projekt“, „Was habe ich erreicht und was möchte ich noch
erreichen?“, dazu waren zwei Referenten, Michael und Duplex, da um
zu berichten, welche Projekte möglich und sinnvoll durchzusetzten
sind, und ein Themenblock über Gewalt im Projekt.
...bei Nacht. Bei unserem Zwischenseminar in Yaounde. |
Das
Seminar war entspannend und anstrengend zu gleich, es gab viel zu
erzählen, ich wollte mit allen reden, alles erfahren, alles wissen,
und dann war es eine Abwechslung zur Arbeit, später aufstehen, mal
wieder zuhören und nicht immer selber reden, das Zusammenarbeiten
mit gleichaltrigen.
Insgesamt
war das Seminar gelungen und hat Spaß gemacht, die Themen waren
interessant, wenn manchmal auch etwas anstrengend. Ein paar mehr
Zeilen zum Seminar habe ich noch in meinem zweiten Bericht an den IB
geschrieben.
Erst Kamerun-Familie, dann Familie in Kamerun
Direkt
im Anschluss des Seminars, am 7.02., sollte mein größter Bruder
Fritz mitsamt Freundin Jana und Baby Elli mich besuchen kommen.
Wieder
mit unserem „Private Driver“ Doktor Florian machten Laura und ich
uns von Douala nach Yaounde auf den Weg, von einer Großstadt zur
nächsten.
Am
Flughafen wurde noch kurz etwas gesnackt, schon war es Zeit, das
Flugzeug landete und wir warteten nur noch auf Fritz, Jana und Elli,
Florian wartete auch, aber auf seine Verlobte Mona und die Kinder
Juri und Eda.
Mona
und Kinder kamen aus der Gepäckhalle, wir freuten uns riesig, kurze
Zeit später kam auch Jana mit Elli, wuhu!
Aber
wir warteten noch auf die Koffer und warteten und warteten. Auch als
der letzte Koffer die Gepäckhalle betrat, Fritz' und Janas waren
nicht dabei.
Was
für ein nettes Willkommen: 35°C, 100% Luftfeuchtigkeit, keine
Koffer, ein schreiendes und schwitzendes Baby. Wir schickten die
Mädels ins Hotel, Fritz und ich gaben noch das Fehlen der Koffer
auf.
Eine
kleine Quizfrage:
Was
machst du in einem fremden Land, ohne Koffer, ohne Kleidung, ohne
Zahnbürste, ohne Windeln, ohne alles?
Wir
fuhren schließlich etwas später ins Hotel, aßen etwas, sahen zu,
das es Elli so gut wie möglich geht, kauften endlich noch ein paar
Utensilien für die körperliche Pflege. Zum Glück hatten wir
Florian und Mona in Yaounde, sie gaben Elli Anziehsachen und
sonstiges Babyzubehör.
Wir
entschieden uns dann, die Mädels mit Florian nach Bali zu schicken,
dort ist es kühler und angenehmer für das Baby, außerdem sind wir
dort zu Hause und es ist einfach angenehmer zu Haus. Fritz und ich
blieben einen weiteren Tag in Douala, in der Hoffnung, die Koffer
kämen am nächsten Tag. Wir wechselten das Hotel, verbrachten einen
trotzdem schönen Tag in Douala und: wir bekamen die Koffer am
nächsten Tag zur gleichen Zeit!
Am
nächsten Tag fuhren wir dann mit unserem Freund dem Fahrer Julius
nach Bali und trafen im Haus dann Elli, Jana und Laura wieder. Im
Endeffekt ist noch alles gut verlaufen. (Wie ich hörte kamen die
Koffer beim Rückflug auch zwei Tage zu spät an, haltet euch von
Airfrance und Paris fern!)
Fritz, Jana und Elli in Bali
Gregory
bewies mal wieder den guten Freund und Gastgeber und stellte meiner
Familie sein Gästehaus zur Verfügung: Wohnzimmer, Küche, Bad und
drei Zimmer, dazu meistens fließend Wasser und Elektrizität.
Das
Haus steht auf dem Compound von Gregorys Familie, seine Schwestern,
Cousinen und Neffen und Nichten wohnen dort. Ein nettes Stück Land,
viele aktive Kinder und freundlichen Nachbarn.
Jana, Elli und Fritz. Das Shirt, welches Fritz trägt ist aus dem Stoff von Gregorys Familie gemacht. |
Mit
Baby ist man leider weniger mobil als ein kleiner Freiwilliger,
deshalb reduzierte sich der Besuch meiner Familie auf Alltag in Bali,
Kurztrips nach Bamenda, Anschauen der balieigenen Wasserfälle, und
dem allabendlichen Bier.
Nach
der ersten Hälfte war es berauschend schön ein Stück der Familie
wiederzusehen, Baby-Elli ist gut 20 Zentimeter gewachsen (bald ist
sie schon 18 Jahre alt, dann gehts ab in den Club), Fritz ist genauso
verplant wie eh und jeh, verlor zweimal sein Handy, steht aber jeden
morgen um sechs Uhr mit Elli stramm, geht einkaufen und Frühstück
machen, mein großer Bruder ist ein toller Vater.
Elli fand das Handy immer wieder. |
Die Attraktion in Bali: Ein schnallt sein Kind um und trägt es umher. |
Es war einfach zu heiß in Limbe. |
Viel
erlebt haben wir eigentlich gar nicht, für mich war jedenfalls nicht
viel Neues dabei, umso mehr gab es natürlich für Fritz und Jana,
besonders aber für Elli. Kaffe wird auf dem Hof getrocknet, Elli
stürzt sich ins Kaffeebad und probiert jede Bohne aufs Neue, sieht
ganz viele schwarze Babies, schwarze Mamis wollen sie adoptieren,
hört aus jeder Richtung „ELLI“, wird angefasst, bestaunt,
gestreichelt, gelobt, geklapst, alle Sinne wurden bis zum heulen
ausgereizt.
Ganz viele Äffchen im Wildlifepark in Limbe. |
Besonders
in Gregory hat Elli einen guten Freund gefunden, sobald Gregory über
die Türschwelle trat, strahlte Elli, lachte, krabbelte auf ihn zu.
Dann
hatte Elli eine Menge Firsts: Das erste Mal Krebs gegessen, das erste
Mal Krokodil gegessen, das erste Mal im Meer, das erste Mal in
Kamerun/Afrika, das erste Mal dies und das erste mal das.
Youthday, Tag der Jugend
Am 11.Februar ist ein Nationalfeiertag in Kamerun: der Youthday, übersetzt Tag der Jugend. Was wird gefeiert? Die Wiedervereinigung Kameruns, oder die Bilingualität, oder der Präsident, oder sonst was. Aber absolut nicht die Jugend. Der Tag heißt möglicherweiße Youthday, weil die Jugend gezwungen wird zu marschieren. Eine jede Schule, Kindergarten, Organisation, Verein muss sich an diesem Tag präsentieren. Es wird vor einer großen Bühne, vor Politikern und Bürgermeister, vor wichtigen traditionellen Autoritäten, vor wem auch immer marschiert.
Dazu wurde drei Wochen davor jedem Schultag zwei Stunden abgezogen, weniger Mathe und Englisch unterrichtet, dafür Marschiert, Marschiert, Marschiert. Alle im Gleichschritt zu "I'm marching in,...".
Ob der Tag so gelungen war? Einigen Kindern hat es Spaß gemacht, den meisten Erwachsenen gefällt der Tag, ich fand ihn leider pervers, man lässt Dreijährige marschieren, und völlig verfehlt.
Wandaful!
Mit
Fritz zusammenzusitzen, zu sagen „Wow du bist jetzt hier bei mir in
Kamerun“, anzustoßen, über die Familie aber auch Gewohnheiten der
Balianer zu lachen, den Sonnenuntergang im Meer zu genießen, einfach
Wandaful.
Elli
zuzuschauen, wie sie Steht, probiert, krabbelt und entdeckt.
Wandaful.
Zusammensitzen,
Carcassonne spielen, eine Kanne Kaffee nach dem anderen trinken.
Wandaful.
Pizza
backen, Schokolade inhalieren, Gummibärchen vernaschen, einfach mal
schlemmen. Wandaful.
Ihre
letzte Woche verbrachten wir dann noch im Meer, in Limbe, schwarzer
Sand, dreißig Grad, Sonne. Wandaful.
Das könnte ein Foto von mir sein, Kamera + Baby-Max = Schlechte Laune |
Zuletzt
dann Wegbringen am Flughafen, eine herzliche Verabschiedung, eine
weitere Träne über meine Wange. Wandaful.
Das
was noch übrig bleibt ist ein Danke. Danke, dass ihr mich besucht
habt, es war einfach Waaaaandaaaaaful, I quell you!
1 Kommentar:
hurra wir kommen bald...deine Mudda und der liebe Bruda
Kommentar veröffentlichen